Bis zuletzt ist der 94-Jährige hellwach gewesen und hat sich lebhaft für „seine“ Stadt interessiert. Karl Schuler war ein waschechter Heimsheimer. Von 1948 bis 1973 war Schuler Schultes und wurde 1996 zum Ehrenbürger ernannt. Am Donnerstag ist er im Pflegeheim gestorben.

Heimsheim - Bis zuletzt ist der 94-Jährige hellwach gewesen und hat sich lebhaft für „seine“ Stadt interessiert. Karl Schuler war ein waschechter Heimsheimer. „Er war mit seiner Kommune verwachsen“, sagt sein Nachfolger Manfred Pfisterer. Von 1948 bis 1973 war Schuler Schultes, hat die Eigenständigkeit der Stadt gesichert und wurde 1996 zum Ehrenbürger ernannt. Am Donnerstag ist er im Pflegeheim gestorben.

 

Die Begeisterung für die Kommunalverwaltung hat Karl Schuler früh ergriffen: Nach dem Realschulabschluss war er von 1937 bis 1941 im Heimsheimer Rathaus tätig. Nach einer Station in Rutesheim wurde Schuler nach dem Krieg wieder nach Heimsheim versetzt, um die durch ein Bomben zerstörte Stadt wieder aufzubauen.

Es waren karge Zeiten: Mit einer ausgeliehenen Schreibmaschine saß der junge Verwaltungsfachmann im Lagerhaus der Darlehenskasse und tippte auf Briefbögen eine Einwohnerkartei. Selbst das Grundbuch war im Bombenhagel verbrannt. Am 12. März 1948 wurde Karl Schuler auch offiziell zum Bürgermeister der Schleglerstadt gewählt. Ein Jahr später begann die Stadt, ein neues Rathaus zu bauen.

Schuler bot den obdachlosen Familien günstiges Bauholz an, um ihre Häuser wieder aufzubauen. Zum Richtfest kam dann der Bürgermeister selbst vorbei. „Da hat man sehen können, wie glücklich und selig die Leute waren“, erzählte er der LKZ einmal im Rückblick. Auch deswegen wurde Schuler der „Architekt des Wiederaufbaus“ genannt. Straßen, Kanäle, Leitungen, ein Feuerwehrhaus, die Ludwig-Uhland-Schule, der erste Kindergarten, ein Sportplatz – all das entstand in seiner 25-jährigen Amtszeit. Die Einwohnerzahl stieg bis zum Jahr 1973 von 1000 auf 3000 an.

Schuler blieb immer parteilos, obwohl er von 1953 bis 1971 für die CDU im Kreistag saß und sogar zwölf Jahre lang deren Fraktionschef war. Zudem führte er 22 Jahre lang die Kasse des örtlichen Roten Kreuzes.

Das Heimsheimer Urgestein bemerkte aber 1973, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht war und kandidierte nicht mehr. Schuler arbeitete bis zum Ruhestand als Sachbearbeiter bei der Leonberger Bausparkasse. Als er 75 Jahre wurde, verlieh ihm die Stadt die Ehrenbürgerwürde. Viele Jahre lebte Schuler noch in seinem Haus in Heimsheim, bis er sich vor einem Jahr selbst entschied, in ein Heim zu ziehen. „Ich habe ihn jedes Jahr zum Geburtstag besucht“, erzählt der Ex-Bürgermeister Manfred Pfisterer. „Er wusste immer, was er wollte“, berichtet er. Die beiden haben sich viel ausgetauscht. Obwohl sie nicht immer einer Meinung waren, sei das Verhältnis „ungetrübt“ gewesen. „Karl Schuler war ein friedlicher Zeitgenosse“, erinnert sich Pfisterer zum Abschied.

Auch der aktuelle Bürgermeister Jürgen Troll äußert großen Respekt: „Ich hatte das große Glück, meinen Vor-Vor-Vorgänger persönlich kennenzulernen.“ Er habe nicht nur beeindruckende Geschichten aus seiner Amtszeit erzählt, sondern die Kommunalpolitik stets scharfsinnig und zutreffend analysiert. Troll: „Die Gespräche mit ihm werde ich sehr vermissen.“Noch im Mai besuchte Manfred Pfisterer den 94-Jährigen zum Geburtstag. „Es war erstaunlich, wie gut er noch über seine Stadt Bescheid wusste“, erzählt er. Ein Zitat aus dem Jahr 1996 steht sinnbildlich für seine bescheidene und dennoch zupackende Art. Seine Zeit als Rathauschef bilanzierte Karl Schuler rückblickend so: „Ich freue mich, dass die Leute mit mir zufrieden waren.“