Damit die Stadt nicht allein über den Bodensee mit Wasser versorgt wird, steht eine Sanierung der Anlage am Heimsheimer See an. Die wird deutlich teurer als zu Anfang gedacht. Baubeginn ist im März.

Heimsheim - Heimsheim soll wieder einen funktionierenden Brunnen bekommen, damit die Stadt nicht allein vom Bodenseewasser abhängig ist. Darin waren sich die Mitglieder im Heimsheimer Gemeinderat von Anfang an einig, nachdem der Brunnen am Heimsheimer See aus technischen Gründen stillgelegt werden musste. Die immense Kostensteigerung seit den ersten Planungen ging den Ratsleuten allerdings ziemlich gegen den Strich. Das Projekt kostet die Stadt nach aktuellen Berechnungen mehr als eine Million Euro. Trotzdem gab der Rat sein einstimmiges Okay zu allen weiteren Schritten.

 

Über Jahre bekamen die Heimsheimer ihr Trinkwasser unter anderem aus ihrem See. 2014 war es damit vorbei. Der Brunnen musste außer Betrieb genommen werden. Die Untersuchungen des Stuttgarter Ingenieurbüros RBS wave zeigten, dass das Wasser grundsätzlich eine gute Qualität besitzt. Jedoch bräuchte der Brunnen bei einer Sanierung eine neue Filteranlage, die die Trübung des Wassers entfernt. In den ersten Schätzungen war von rund 600 000 Euro (netto) die Rede. Die Zahlen kletterten im Laufe der weiteren Untersuchungen weiter nach oben.

Zuletzt brachte der Bericht über die Ausschreibungen eine erneute Ernüchterung: Das günstigste Angebot für den Tief- und Rohbau lag 90 000 Euro über den Berechnungen aus 2017. Auf die Ausschreibung „Technische Ausrüstung“ hin bekam das Büro gar keine Rückmeldungen – erst nach Ablauf der Frist. Um doch noch verwertbare Angebote zu erhalten, wurde dieser zweite Punkt aufgeteilt und an zwei unterschiedliche Unternehmen vergeben. Doch auch hier liegen die Gesamtkosten um mehr als 70 000 Euro über den Berechnungen von 2017.

Die Gesamtkosten, mit Bau- und Nebenkosten, gibt RBS wave aktuell mit rund 920 000 Euro an. Brutto bedeutet das für die Stadt Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro. Die Gesamtnettokosten für die Baugewerke liegen damit um rund 40 Prozent über dem Ansatz von 2017. „Die Erfahrung zeigt leider, dass wir seither zum Teil sogar 50 Prozent Preissteigerung im Baugewerbe haben“, berichtete Judith Richter von RBS wave. Das sei dem Markt geschuldet. Damit zeigten sich so manche Ratsleute nicht einverstanden. „Da muss ich auch mal die Handwerker in Schutz nehmen“, sagte Ralf Rüth von der CDU. Dass es seit damals Preissteigerungen von 50 Prozent gab, sei Unsinn. Vor allem kritisierte er die Art der Ausschreibung als viel zu kompliziert. Ähnlich sah es Michael Teichmann von der Freien Wählervereinigung. „Die Sprünge sind enorm“, monierte er. „Für mich ist das nicht verständlich, dass die Kosten in der kurzen Zeit von nicht mal zwei Jahren so weit nach oben gegangen sind. Da wurde schlampig gearbeitet.“

Die Tiefbauarbeiten wurden bereits kurz nach der Sitzung im Dezember vergeben, nach dem jetzigen Votum ist ebenso der Weg für die technische Ausrüstung frei. Baubeginn ist im März.

Woher kommt das Wasser?

Bodensee
Viele Kommunen in Baden-Württemberg erhalten Trinkwasser aus dem Bodensee über den Zweckverband Bodenseewasserversorgung. Diesen gibt es seit dem Jahr 1954, etwa 320 Städte und Gemeinden mit rund vier Millionen Einwohnern werden darüber versorgt – und zwar über ein Leitungsnetz von mehr als 1700 Kilometern Länge. Manche Kommunen wie Weil der Stadt erhalten ihr Wasser komplett aus dem Bodensee.

Eigene Quellen
Andere Kommunen wiederum sind nicht ausschließlich auf den Bodensee angewiesen, sondern bedienen sich auch an eigenen Quellen und Flüssen. Rutesheim und Renningen beispielsweise haben einen gemeinsamen Zweckverband Wasserversorgung gegründet. In Renningen besteht das Trinkwasser etwa zu 50 Prozent aus Eigenwasser, zu 50 Prozent aus Bodenseewasser. Auch Weissach kann auf eigene Quellen zurückgreifen. Das Ziel in Heimsheim lautet, mit dem neuen Brunnen wieder auf eine Versorgung mit 30 Prozent Eigenwasser zu kommen.