Nach 17 Jahren hört Barbara Hornberger als Leiterin des Flachter Heimatmuseums auf. Eine Nachfolgerin hat sie schon.

Weissach - Fast zwei Jahrzehnte lang ist sie Leiterin des Heimatmuseums im Weissacher Ortsteil Flacht gewesen, nun hat sie sich entschieden, das Zepter aus persönlichen Gründen weiterzureichen: Nach 18 Jahren an der Spitze des Museums hört Barbara Hornberger nun auf. Schweren Herzens habe sie diese Entscheidung gefällt, sagt die 59-Jährige, blickt aber umso zufriedener zurück auf ihre Schaffensperiode. „Ich habe sehr viel gelernt.“

 

Eine feste Stelle mit viel Gestaltungsspielraum

Angetreten ist Hornberger die Position im Heimatmuseum, das seit jeher in der alten Grund- und Volksschule Flachts zuhause ist, im Januar 2004. Zuvor hatte die studierte Kunsthistorikerin und Germanistin in diversen Museen gearbeitet und Ausstellungen konzipiert, war etwa an der Konzeption des Esslinger Stadtmuseums beteiligt. Besonders die Freiheiten der Stelle in Flacht habe sie damals überzeugt, erinnert sich Hornberger heute. Schließlich habe man es als Freiberuflerin im Kulturbereich nicht immer leicht. „Die Museumsleitung war ein festes Ding mit viel Gestaltungsspielraum“, betont sie. „Beim Verein bin ich immer offene Türen eingerannt.“

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„Von der Gegenwart her denken“ müsse man bei der Arbeit in einem Heimatmuseum – also nicht nur Geschichte wiedergeben, sondern den Bezug zur Lebensrealität der Menschen finden. Geschafft hat Hornberger das allemal. Mit Ausstellungen wie der zum 50-jährigen Jubiläum der Porsche-Teststrecke bewegte sie sich etwa im nach wie vor allgegenwärtigen Spannungsfeld zwischen Gemeinde und Unternehmen. „Besonders hervorheben muss man auch die gute Zusammenarbeit mit den vielen Einrichtungen vor Ort“, sagt auch Jörg Schweikhardt, Vorsitzender des Heimatvereins. So entstand etwa eine enge Zusammenarbeit mit Geflüchteten. „Da hat sich Barbara Hornberger immer persönlich gekümmert, einige arbeiten bis heute ehrenamtlich mit.“

Besonders in Erinnerung geblieben sind Barbara Hornberger auch die Nachforschungen und die Ausstellung zur kleinen Gerda Metzger, einem Euthanasie-Opfer aus Flacht. „Das war bewegend und hat den Ort erschüttert.“ An solchen Beispielen zeige sich auch, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen. „Geschichte ist nichts abgeschlossenes“, betont Hornberger. „Das hat alles Auswirkungen auf uns und unser Leben.“

Ein lebendiges Heimatmuseum

In ihren 18 Jahren hat Barbara Hornberger das Heimatmuseum mit ungewöhnlichen und interaktiven Ausstellungen gefüllt, besondere Führungen wie die Muttertagsführungen über prägende Weissacher Frauen veranstaltet, ein Kochduell organisiert, Theatertruppen nach Flacht geholt und dabei den Bezug zur Bevölkerung nie verloren. Diese Arbeit soll auch weitergehen: „Es war mir ein großes Anliegen, dass das, was ich aufgebaut habe, erhalten bleibt“, sagt Barbara Hornberger.

Eine würdige Nachfolgerin hat sie in Susanne Kittelberger gefunden. Beide Frauen kennen sich schon seit rund 25 Jahren – damals hatten sie sich auf einer Fortbildung zur Fachzeitschriftenredakteurin kennengelernt. Kittelberger, die in Tübingen Kunst und Geschichte studiert hat, arbeitete im Anschluss einige Zeit bei einer Reitzeitschrift, gestaltete verschiedene Ausstellungen im Landkreis Böblingen und baute schließlich im Auftrag des Kreismedienzentrums Sindelfingen das Medienprojekt „Zeitreise BB“ auf. „Ich habe immer interessiert geschaut, was Barbara in Flacht so macht“, erzählt Kittelberger. „Und es hat mir immer imponiert, dass im Heimatmuseum einer so kleinen Gemeinde so viel passiert.“

Der lokale Künstler ist ein Pluspunkt

Lange überlegen musste Susanne Kittelberger also nicht, als ihr die Museumsleitung in Flacht angeboten wurde – zumal der Job für sie mit der dem Heimatmuseum angeschlossenen Galerie Sepp Vees eine lang ersehnte Kombination ihrer Fachbereiche Kunst und Historik sind. „Vees ist kein Picasso“, sagt sie. „Aber es ist toll, dass es hier einen örtlichen Maler gibt, der auch richtig was konnte.“

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Und auch die Ortskenntnis ist da: „Sie kennt den Landkreis“, lobt Hornberger. „Wir haben ein ähnliches Verständnis für die Museumsführung, aber Susanne bringt ihre eigene Handschrift mit.“ Erste Ideen für zukünftige Ausstellungen hat Kittelberger bereits. Etwa zu Hebammen und der Seuchengeschichte der Gemeinde, oder zum Thema Glauben, bei dem sie auch ihre Begeisterung für Burgen und insbesondere die Kirchenburg in Weissach einbringen will. Dem Erbe ihrer Vorgängerin ist sie sich bewusst: „Barbara hinterlässt große Fußstapfen. Es wird nicht einfach, die auszufüllen.“