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Die Geburt im Hebammenkreißsaal ist somit familiärer und gibt den Schwangeren mehr Privatsphäre, bietet aber gleichzeitig die Sicherheit einer Klinikgeburt. „Und es gibt Studien, die zeigen, dass Frauen nach einer natürlichen Geburt weniger Komplikationen haben“, sagt Kraus. „Die Mütter gehen sehr gestärkt aus einer solchen Geburt heraus. Die Einstellung zum Schmerz ist ganz anders.“ Und noch etwas beobachtet sie bei hebammengeführten Geburten. Diese Frauen hätten einen Geburtsplan und bereiteten sich ganz anders vor.
Kein Konkurrenzprodukt
Der hebammengeführte Kreißsaal soll im Leonberger Krankenhaus nicht etwa die reguläre Arbeit der Geburtenstation ersetzen – das Angebot wird in den Dienstplan integriert, die Hebammen treten sowohl im Hebammenkreißsaal als auch zu ärztlich geführten Geburten an. „Das ist kein internes Konkurrenzprodukt“, erklärt Monica Diac, die Chefärztin der Gynäkologie. Das Vertrauen zwischen Hebammen und Ärzten sei essenziell. „Wir haben ein super Team hier.“
Die Einführung des hebammengeführten Kreißsaals soll auch den Klinikverbund Südwest als Arbeitgeber attraktiver machen. In Herrenberg hat man beobachtet, dass dort die meisten Bewerbungen von Hebammen eingehen – eben weil sie im Hebammenkreißsaal selbstbestimmter arbeiten können. 98 Prozent der Geburten in Deutschland seien heutzutage ärztlich geführt, nur zwei Prozent finden zuhause oder in Geburtshäusern statt, berichtet Diac. Das liege auch daran, dass die Versicherungsprämien für Hebammen extrem teuer geworden sind. Ein hebammengeführter Kreißsaal bedeutet also auch: Jobsicherheit für wenigstens ein paar Hebammen mehr.
Langsamer Einstieg für Sommer geplant
Drei neue Stellen habe der Klinikverbund zugesagt, berichtet Diac. Außerdem sollen im kommenden Jahr auch Studierende helfen, die am Krankenhaus ein sogenanntes ausbildungsintegriertes Studium absolvieren. Bis dahin steht noch Arbeit an: Arbeitsgruppen sollen etwa Betreuungsrichtlinien und einen Risikokatalog erarbeiten. Auch Fortbildungen müssen absolviert werden. Die Einführung des hebammengeführten Kreißsaals hat das Krankenhaus vorerst für den Sommer geplant – obwohl es jetzt schon viele Anfragen gibt.
„Wir wollen langsam anfangen“, sagt Monica Diac. „Erst mal mit zehn Frauen pro Monat.“ Diese steigen dann mit der Hebammensprechstunde ein. Erst einige Wochen später wird die erste Geburt im Hebammenkreißsaal folgen.