Wie schwer es ist, in Leonberg einen Bauplatz oder ein Haus für die wachsende Familie zu finden, erzählt ein junges Paar, das im November das erste Kind erwartet.

Leonberg - Der Nachwuchs hat sich für November angekündigt. Weitere Kinder sind später auf jeden Fall erwünscht. Der Leonberger Pascal Gitschier freut sich bereits auf das Leben zu dritt. Der 28-Jährige, schon immer in der Stadt unterm Engelberg verwurzelt, ist nicht nur familiär, sondern auch beruflich angekommen. Er studierte in Tübingen Wirtschaftswissenschaft und hat bei Bosch einen gut bezahlten Job als Produktmanager. Seine Frau Julia hat einen Universitätsabschluss in American Studies und arbeitet im E-Commerce. Was der jungen Familie für die Zukunft fehlt, ist passender Wohnraum.

 

Mehr Platz für die Familie

„Meine Frau und ich sind nunmehr seit einem Jahr erfolglos auf der Suche nach einem Grundstück oder nach einem Eigenheim in Leonberg“, sagt Pascal Gitschier. Derzeit leben sie im Ezach zur Miete, in einer 80 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung. „Das ist völlig ausreichend, wenn das erste Kind da ist, und auch noch, wenn das zweite Kind klein ist. Dann wird es aber eng. Ich weiß, es ist ein Jammern auf hohem Niveau, doch langfristig wünschen wir uns mehr Platz für unsere Familie, und das im besten Fall in Leonberg, wo ich mit dem Rad zur Arbeit fahre und auch meine Erledigungen vorwiegend mit dem Fahrrad mache.“

Eine Vielzahl an leeren Häusern

Seine bisherigen Bemühungen führten zu keinem Ergebnis. „Ich bin auf allen Immobilien-Portalen unterwegs und auch bei Maklern bekannt, habe mir dann im vergangenen Winter mal den Spaß erlaubt, Leonberg mit dem Rad abzufahren und nach freien Flächen zu schauen“, erzählt der werdende Vater. Glückte ihm im Falle von freien Grundstücken in Wohngebieten eine Kontaktaufnahme, sei die Rückmeldung der Anwohner oder gar Eigentümer für ihn nicht zielführend gewesen.

„Entweder werden die Flächen für die nächste und übernächste Generation freigehalten und als Kapitalanlage einfach so belassen, oder sie verwildern komplett, da die Eigentümer sie schlicht nicht benötigen, aber eben auch nicht verkaufen möchten.“ Im Stadtgebiet gebe es zudem eine Vielzahl an seit Jahren leeren und verwahrlosten Häusern, deren Eigentümer für Privatpersonen unauffindbar seien.

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Immer wieder schaut er ins Netz. „Ist ein Grundstück oder ein Haus online, dann für 800 000 Euro aufwärts, zuzüglich Gebühren, Steuern und sonstigen Kosten.“ Ein „Altbau mit Potenzial“ könnte die Sanierungskosten ins Unendliche treiben. Er sei zwar kein Top-Manager, habe aber immerhin einen Verdienst der oberen Mittelschicht. „Aber selbst da sind irgendwann Grenzen gesetzt. Wenn man nicht erbt, hat man so gut wie keine Chance“, sagt Pascal Gitschier.

E-Mails an die Stadt und an die Gemeinderäte

Der Druck werde größer, „da künftig noch mehr Wohnraum für Familien gesucht wird“, ist sich der Leonberger sicher. Beispielsweise, weil die Firma Bosch derzeit expandiert. Pascal Gitschier hat E-Mails an die Stadt und an alle Fraktionsvorsitzenden des Leonberger Gemeinderats geschrieben. Die Aussagen könnten nicht unterschiedlicher sein. Manche würden gerne neue Gebiete erschließen, manche wollen eher eine Nachverdichtung. „Nicht glaubwürdig ist, wenn man jungen Familien sagt, der Trend geht zu Wohnungen und in einem Haus leben.“

Sollten alle Stricke reißen, hieße das in letzter Instanz: Pascal Gitschier muss sich umorientieren. Vielleicht in Richtung Memmingen, der Heimat seiner Frau? Dann wäre der werdende Vater auch gezwungen, sich nach einem neuen Job umzuschauen. Noch hat er die Suche nicht aufgegeben.