Zum Platz am Anfang der Hauptstraße führen nur noch Treppen. Viele sind davon nicht begeistert.

Renningen - Da fehlt doch was in der Renninger Hauptstraße? Das mag sich schon manch einer gedacht haben, der die Straße in jüngster Zeit einmal besucht hat: Die kleine Rampe, die früher unter anderem zu dem Hörgerätegeschäft und dem Café an der Einmündung zur Magstadter Straße geführt hat, ist verschwunden. Neuerdings führen nur noch Stufen zu dem Platz, dorthin kommen jedoch noch Keile für Räder und Kinderwagen.

 

Das ist keine Überraschung – zumindest, wenn man die Sitzungen des Gemeinderats regelmäßig verfolgt. Dort tauchte das Thema in der Vergangenheit immer wieder auf. Die Betroffenen hoffen nun auf eine gemeinsame Lösung.

Zuletzt hatte das Thema der Fachgeschäftsleiter des Hörgeräteladens Schmid & Keller, Thomas Martin, in einer Bürgerfragestunde vorgebracht und den Wegfall der Rampe beklagt. Resi Berger-Bäuerle von den Frauen für Renningen wiederholte ihre Bedenken nach einem Gespräch mit dem Behindertenbeauftragten des Landkreises, Reinhard Hackl. Die Frauen für Renningen hatten eine neue Rampe im Gemeinderat einst beantragt, das wurde abgelehnt.

Zu wenig Platz für eine große Rampe

Das Problem ist in diesem Fall: Für echte Barrierefreiheit darf eine Rampe einen gewissen Steigungsgrad, nämlich sechs Prozent, nicht überschreiten. Im Fall der alten Rampe waren es ganze 30 Prozent. „Die nahm die gleiche Fläche ein wie die Treppe und war eigentlich nur für den Transport von Mülltonnen gedacht“, berichtet der Renninger Stadtbaumeister Hartmut Marx. Für gehbehinderte Menschen mit Rollatoren oder gar einem Rollstuhl sei eine solche Rampe absolut ungeeignet. „Alleine kommt man da nicht hoch. Selbst bei einer Steigung von nur zehn Prozent ist das ohne Hilfe kaum machbar.“ Für eine barrierefreie Rampe wäre der Vorplatz, um den es geht, aber nicht groß genug. „Der Platz wäre damit komplett zerschnitten worden“, erklärte der Bürgermeister Wolfgang Faißt noch einmal im Gemeinderat. Ziel war es aber, den Platz zu erhalten, damit die Menschen dort sitzen und verweilen können.

Ein weiteres Argument seitens der Verwaltung und der Gemeinderäte, die gegen die Rampe stimmten, war, dass selbst mit einer Rampe das Geschäft nicht barrierefrei zu erreichen wäre. Direkt vor dem Hörgeräteladen befinden sich nämlich noch weitere Treppen. „Es ist aber ein Unterschied, wenn die Leute immerhin bis vor unseren Laden kommen“, erklärt Thomas Martin. Die Kunden, die nur die drei Stufen bis ins Geschäft nicht selbstständig überwinden konnten, konnten dort auf sich aufmerksam machen. „Wir haben ihnen dann entweder hineingeholfen oder haben sie gleich draußen bedient, wenn sie nur etwas abholen wollten.“ Auch wenn die Rampe nicht barrierefrei war, sei sie doch für viele eine Hilfe gewesen. Mit ihrem Wegfall ohne jeden Ersatz habe sich die Stadt hier leider zurückentwickelt, richtete er sein Bedauern in Richtung Stadt und Gemeinderäte.

Hoffnung auf eine gute Lösung

Das Geschäft wurde erst im Mai eröffnet. Aus dem Grund hatte Thomas Martin von der Entfernung der Rampe erst kurzfristig erfahren. Nun hofft er auf eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können und die wenigstens einen barrierearmen Zugang zu dem Vorplatz ermöglicht. Lösungsmöglichkeiten gibt es aber aufgrund der Gegebenheiten vor Ort kaum, sagt Hartmut Marx, der bereits mit dem Behindertenbeauftragten Reinhard Hackl im Gespräch war.

Eine Option ist eine Behindertenklingel, die Menschen am Fuß der Stufen betätigen können, um in den Geschäften auf sich aufmerksam zu machen, außerdem ein Geländer. So eins müsste dann aber auch direkt vor den Geschäften eingebaut werden. Eine Bereitschaft dazu hat Thomas Martin von Schmid & Keller bereits signalisiert.