Das Leo-Center hat Probleme. Doch bestimmt wird in Hamburg.

Wer in diesen Tagen durch das Leo-Center geht, dem können die auffällig vielen zugeklebten Fassaden nicht entgehen. Hier waren bis vor Kurzem noch Geschäfte, jetzt sind dort keine mehr. Der Leerstand nimmt in unguter Weise zu.

 

Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Center selbst, sondern auf den ganzen Einkaufsstandort. Denn – ob man das gut findet oder nicht – das Leo-Center ist die Einkaufsstraße der Stadt. Hier finden die Kunden vieles an einem Ort, hier trifft man sich nicht nur zum Shoppen, sondern auch zum Kaffee.

Früher waren Shoppingmalls hip

Doch diese Funktion, die CDU-Stadträtinnen Elke Staubach und Susanne Kogel beklagen dies zurecht, droht zusehends verloren zu gehen. Ohne ein entsprechendes Angebot bleiben die Menschen fort. Selbst kleinere Nachbarkommunen rüsten auf, von den größeren Städten wie Ludwigsburg, Sindelfingen oder Stuttgart ganz zu schweigen.

Jetzt könnte sich tatsächlich rächen, dass die Stadt vor mehr als einem halben Jahrhundert das Herz der Einkaufsstadt Leonberg in die Hände eines privaten Investors gelegt hat. Gewiss: Shoppingmalls waren in den Sechzigern und Siebzigern der große Hit. Jede Stadt, die ein Center hatte, konnte sich damals glücklich schätzen. Hinzukommt, dass in früheren Jahren die Betreibergesellschaft ECE ihre Zentren dem Charakter der jeweiligen Standorte angepasst hatte. Das Leo-Center verfügte einst über qualitativen und inhabergeführten Einzelhandel. Heute bestimmen Ketten das Bild.

Marktplatz im Aufschwung

Das Schlimme ist: Die Stadt hat keinen Einfluss auf die Strategien des Hamburger ECE-Konzerns. Deren Center sind sozusagen Enklaven in einer Kommune. Die Regeln werden an der Alster gemacht.

Insofern ist es richtig, dass das Citymanagement, das vor knapp drei Jahren gestartet und direkt in die Corona-Wirren geraten ist, andere Orte stärkt. Der Marktplatz hat deutlich gewonnen und ist mit einem hochwertigem Geschäftsangebot und vielfältiger Gastronomie ein beliebter Anlaufpunkt. Aktionen wie die Leonberger Bierdeckel-Edition haben einen positiv spielerischen Charakter und setzen auf das bunter gewordene Stadtimage weitere wertvolle Farbtupfer.

Es braucht offene Ohren in Hamburg

Ideal wäre es, würden Altstadt und Leo-Center in in direkter Nachbarschaft liegen. Dem ist nicht so – und der buchstäbliche Brückenschlag zwischen beiden Polen dürfte eine ganze Weile auf sich warten lassen.

Es macht daher Sinn, dass die erkennbaren Schwachpunkte des Leo-Centers und deren drohenden Folgen offen angesprochen werden. Nur so ist es möglich, das Einkaufsangebot sukzessive zu verbessern und verloren gegangene Kunden zurückzugewinnen. Klar ist aber auch: Stoßen die Leonberger Wünsche und Warnungen in Hamburg nicht auf offene Ohren, wird es schwierig.