Die Ex-Nationalspielerin Anna Loerper stellt sich beim Grundschulturnier im Leonberger Sportzentrum den Fragen der Jungen und Mädchen.

Leonberg - Im Leonberger Sportzentrum am Hallenbad versteht man sein eigenes Wort nicht mehr: Auf drei Feldern kämpfen Dritt- und Viertklässler unter lautem Geschrei und Anfeuerungsrufen um Tore und Siege. Doch während einer halbstündigen Pause, die die Organisatoren zur Auswertung der ersten Spielrunde nutzen, werden die Nachwuchstalente ganz ruhig: Vor den im Halbkreis sitzenden Kindern steht Anna Loerper, die als Patin für das Grundschulturnier gewonnen wurde, nachdem im vergangenen Jahr Shenia Minevskaja in Leonberg war.

 

Keines der Kinder kann sich wahrscheinlich vorstellen, was für eine Handballgröße sich ihren Fragen stellt: Anna Loerper war langjährige Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft und ist mit 246 Länderspielen, in denen sie insgesamt 428 Tore erzielte, die Akteurin mit den drittmeisten Einsätzen für das DHB-Team.

Ende der Nationalmannschafts-Laufbahn

Ihr letztes Länderspiel bestritt sie im Juni des vergangenen Jahres beim 30:29-Erfolg in einem Testspiel gegen Polen. Als nach der verkorksten Heim-Weltmeisterschaft 2017 gleich zehn deutsche Spielerinnen ihren Rücktritt erklärt hatten, führte Anna Loerper das Team noch als Spielmacherin durch die Qualifikation zur Europameisterschaft, ehe auch sie ihr Nationalmannschaftstrikot endgültig an den Nagel hängte.

Zum Handballsport kam sie durch ihren Vater, der sie als Kind einfach mit in die Halle nahm. Mit fünf Jahren begann sie beim HSG Kempen, seit 2003 ist die Diplom-Sportwissenschaftlerin Handball-Profi. Ihre erste Station war Bayer 04 Leverkusen, wo sie acht Jahre lang spielte. „Dort herrschte eine unglaubliche mannschaftliche Geschlossenheit, mit einigen bin ich bis heute befreundet“, erzählt die 34-Jährige.

Wechsel von Metzingen nach Bietigheim

Es folgten zwei Spielzeiten in Dänemark bei Tvis Holstebro, wo sie 2013 den EHF-Cup gewann. Nach einer einjährigen Stippvisite beim VfL Oldenburg ging sie 2014 zum TuS Metzingen, von wo sie Anfang vergangenen Jahres unter unschönen Begleiterscheinungen zur SG BBM Bietigheim wechselte. „Es hat mich damals stark getroffen, dass Metzingen meinen Vertrag verkürzen wollte, weil sie auf eine 20-Jährige als Spielmacherin gesetzt haben“, sagt Anna Loerper, deren größter internationaler Erfolg die Bronzemedaille bei der WM 2007 war. Vielleicht gelingt ihr mit der SG BBM Bietigheim nun das, was ihr in 15 Profijahren bisher verwehrt geblieben ist: der erste Deutsche Meistertitel. „Bisher war ich fünfmal Vizemeister und einmal Pokalsieger“, verrät sie den Kindern.

Sieben Spieltage vor Saisonschluss liegt Bietigheim mit der makellosen Bilanz von 19 Siegen aus 19 Spielen an der Tabellenspitze, dicht gefolgt vom Thüringer HC, der nur das Hinspiel in Bietigheim mit 24:27 verloren hat. Das mit Spannung erwartete Rückspiel steigt am heutigen Samstag. „Wenn wir mindestens einen Punkt holen, stehen unsere Chancen auf den Titel sehr gut“, glaubt Anna Loerper.

Den größten Beifall erntet sie, als sie erzählt, dass sie für Metzingen in einem Spiel gegen Bietigheim einmal 17 Tore erzielt hat. Und die Kinder lassen sie nicht gehen, bevor sie eifrig minutenlang Autogramme geschrieben hat. Ihre Mission, Kinder für Handball zu interessieren, ist in Leonberg ein voller Erfolg gewesen.

Große Nachfrage beim Grundschulturnier

Bereits zum dritten Mal hat das Turnier, das aus der Kooperation mit dem Schulamtsbezirk und „Jugend trainiert für Olympia“ entstanden ist, in Leonberg stattgefunden. Waren beim ersten Mal noch acht Mannschaften am Start, sieht das Organisationsteam nunmehr mit 24 Mannschaften die Kapazitätsgrenze erreicht. „Wir mussten in diesem Jahr sogar Mannschaften absagen. Wir brauchen eigentlich einen zweiten Standort“, sagt Frank Heer, der Lehramtsbeauftragte für Handball im Schulamtsbezirk Böblingen. Absagen seien eine traurige Sache, wenn man eigentlich für den Handballsport werben wolle. Große Ziele hat Heer auch: „Ich halte es nicht für unmöglich, einen Grundschüler in Leonberg für Handball zu begeistern, der später mal bei Olympia spielt.“

Platzierungen

4. Klassen: 1. Mörike-Grundschule Leonberg 2; 2. Spitalschule Leonberg 4a; 3. Spitalschule Leonberg 4c; 4. Spitalschule Leonberg 4d.

3. Klassen: 1. Alfred-Rehn Grundschule Altdorf und Grundschule Dagersheim 2 (Endspiel wegen Verletzung abgebrochen); 3. Spitalschule Leonberg 3b; 4. Grundschule Dagersheim 1.