Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz informiert sich über das digitale Lernen am Gymnasium in Rutesheim. Er fragt sich, was nach dem Digitalpakt komme.

Rutesheim - „Ich habe Informatik gewählt, weil ich denke, dass es mir bei meiner Berufswahl helfen wird“, sagt Fillipa Meyer. Die Schülerin der Klasse 10b berichtet beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Marc Biadacz (CDU) vom Unterricht: „Wir haben die Programmiersprache Java gelernt, konnten in Kleingruppen eine App programmieren und einen Roboter, der bestimmte Aufträge erfüllt.“

 

Wie Filippa wählt etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Rutesheim das neue Fach IMP, das für Informatik, Mathematik und Physik steht. Einen Schritt weiter ist Vincent Meyer aus der Kursstufe J 1, was der 12. Klasse entspricht. „Ich war einer der ersten, der mit dem eigenen Tablet arbeiten durfte“, erzählt der stellvertretende Schülersprecher. „Das ist ein großer Vorteil, weil man immer alles dabei hat, man muss keine Bücher mitschleppen und ist beim Lernen deutlich flexibler.“

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Das Rutesheimer Gymnasium nimmt am Schulversuch Informatik teil, bei dem nun ab Stufe 12 – die Schule ist das einzige G9-Gymnasium im Landkreis Böblingen – Informatik dreistündig bis zum mündlichen Abitur geführt wird. „Wir haben erst diese Woche das endgültige Go vom Kultusministerium dafür bekommen“, berichtete Claudia Vorderer, die IT-Abteilungsleiterin der Schule.

Ein Bericht in dieser Zeitung habe ihn zu seinem ersten Besuch am Rutesheimer Gymnasium veranlasst, sagt Marc Biadacz. Als Mitglied im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales beschäftigt sich der Böblinger nach eigenen Angaben mit der digitalen Transformation der Arbeitswelt. „Wir brauchen ein Digitalministerium auf Bundesebene“, sagte er bei dem Treffen in in der Schule. Deren Leiter, Jürgen Schwarz, lenkt den Blick auf den Unterricht, wie er in Rutesheim auf der Agenda steht. „Unser Stichwort ist die digitale Didaktik“, sagte er. Wenn man das gut mache, könne man Lernprozesse initiieren.

Die Mathematik-Lehrerin Laura Auhorn demonstriert mit Laptop und elektronischer Tafel, wie Schüler auf den als Leihgeräte vorhandenen Tablets selbst kreativ werden. „Ich muss mir um die Medien keine Gedanken machen, wir haben alles, ich kann mich um die Didaktik kümmern und habe dabei stets die Schüler im Blick“, sagt sie.

Schwarz: Digitalpakt muss verlängert werden

Der Schulleiter weiß, dass seine Einrichtung gut ausgestattet ist. In der Stadt sei „ein bisschen Geld da“, sagt die Bürgermeisterin dazu. „Aber was machen die Städte, die das nicht können?“, fragte sie. Ihr sei wichtig, dass das auch andere machen könnten. Der Digitalpakt müsse verlängert werden. 80 Prozent der Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur erhält der Schulträger erstattet.

Mithilfe von Geldern aus dem Digitalpakt wurde 2019 das Schulhaus mit einem leistungsfähigen WLAN-System ausgestattet. 2020 wurde in die Server und das Schulnetz investiert, und gegenwärtig werden neue Unterrichtsräume mit interaktiven Tafeln, Notebooks und Dokumentenkameras ausgestattet. Im Jahr 2022 soll ein Teil der digitalen Tafeln auf neue, leistungsfähigere und energiesparendere Beamermodelle umgerüstet werden.

Begleitend wird von der Stadt der Schulcampus mit einem Glasfasernetz ausgerüstet, was die Infrastruktur für die lang ersehnte Breitbandanbindung schafft, freut es die IT-Abteilungsleiterin Claudia Vorderer. Neben der Ausstattung mit digitalen Geräten spielt auch noch etwas anderes eine wichtige Rolle: „Die Lehrkräfte müssen ständig aus- und fortgebildet werden, um mit der Software umgehen zu können“, sagt Laura Auhorn.

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Jürgen Schwarz ist zufrieden: „Sie werden hier keinen finden, der die elektronische Tafel nicht bedienen kann.“ Es gebe regelmäßige Anwendertreffen, wo man best-practice-Beispiele bekomme, ergänzt Claudia Vorderer. Sie präsentierte ein umfangreiches Konzept für die digitale Lerninfrastruktur an ihrer Schule. Dazu gehört auch die Frage nach den Werten, etwa, dass Technik nicht als Selbstzweck gesehen, sondern die Frage nach dem didaktischen Nutzen gestellt werde.

Marc Bidadcz, der den Digitalpakt der Bundesregierung lobt, zeigt sich beeindruckt. In den Schulen des Landkreises gebe es viele Schätze. „Ihr Schatz ist der Spirit an dieser Schule“, sagt er. Dann wirft der Politiker noch die Frage in den Raum, dass es jetzt zwar den Digitalpakt gebe, aber offen sei, was „danach“ komme. „Deswegen ist es unheimlich wichtig, dass wir eine funktionierende Demokratie, eine stabile Regierung haben“, betonte der Abgeordnete, der zur Bundestagswahl im Herbst wieder als Kandidat im Wahlkreis Böblingen antritt.