In einem Mitmach-Truck erhalten Gymnasiasten Einblicke in die Arbeitswelt der Industrie.

Renningen - Umgeben von einem Industrieroboter, einem 3D-Scanner und etlichen Informationstafeln steht eine Gruppe 16-jähriger Schüler. Noch etwas unsicher lauschen sie den Worten von Judith Flurer. Zögerlich reagieren die Renninger Gymnasiasten auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Nur eine traut sich zu antworten: „Lehramt wäre was für mich.“ Ulrich Limbach, der anwesende Lehrer im Raum, schmunzelt. Heute ist es aber nicht der Lehrer, der unterrichtet. Und die Schüler stehen auch nicht in einem Klassenzimmer. Stattdessen befinden sie sich in einem Truck. Doch nicht in irgendeinem Truck. „Discover Industry“ (deutsch: Industrie entdecken) steht außen an der Seite.

 

Das Projekt „Coaching for future“ campiert diese Woche für drei Tage am Renninger Gymnasium mit seiner mobilen Fabrikwelt „Industrie entdecken“. Der knapp 17 Meter lange und ausgeklappt stolze sieben Meter breite Truck tourt seit 2015 durch ganz Deutschland. Darin lernen Schüler spielerisch die Welt der Industrie kennen. Mit dabei sind die beiden Coaches und Wissenschaftlerinnen Jana Weißing und Judith Flurer. Weißing ist Chemikerin, ihre Kollegin Flurer Biologin.

Begeisterung für Technik wecken

„Wie würdet ihr denn Industrie definieren, wenn ihr das Ganze als Wikipedia-Artikel schreiben müsstet?“, will Judith Flurer von der 10b wissen. Verlegenes Schweigen erfüllt den Raum. „Als Arbeitsbereich?“, antwortet ein Junge zurückhaltend. Was hier vor sich geht, ist keineswegs eine starre Abfragerunde der Schüler. Vielmehr geht es entspannt zu in dieser Einstiegsrunde. Sie soll den Schülern einen ersten Eindruck vermitteln, was gleich auf sie zukommt.

Ins Leben gerufen haben das Projekt „Coaching for future“ zwei Auftraggeber: die Baden-Württemberg-Stiftung und die Südwestmetall, Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Kooperationspartner ist die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in den sogenannten MINT-Berufen setzen sie sich mit „Coaching for future“ dafür ein, mehr Jugendliche für diese Art von Berufen zu begeistern. MINT steht kurz für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Doch wie kann man Jugendliche für diese Fächer begeistern? In dem Discover-Industry-Truck zum Beispiel können sie einen kompletten Entstehungsprozess, von der Idee bis zum fertigen Produkt, miterleben. An jeder Station wartet eine andere Aufgabe. Als erstes werden mithilfe des 3D-Scanners Objekte am Bildschirm in digitale Modelle umgewandelt – so kann man im Arbeitsalltag Fehler in einer Produktion aufspüren. Auch den Roboter dürfen die Jugendlichen selbst programmieren. Auf diese Weise lernen sie, wie Ingenieure arbeiten.

Das Konzept geht auf

Wie gut dieses Konzept aufgeht, können die Schüler selbst am besten beurteilen. Marc Bernreuther war bereits vor dem Projekt an Technik interessiert und möchte vom kommendem Jahr an aufs technische Gymnasium wechseln. „Beruflich will ich in Richtung Informationstechnik gehen und womöglich selbst Roboter programmieren.“ Somit hat ihn der Entdeckertag in seiner Berufswahl bestätigt, sagt er.

Obwohl Analena Schmidt beruflich eher zu Architektur tendiert, war auch für sie Spannendes dabei. „Die Versuche an dem Windkanal und das Erforschen der Kräfteverteilung fand ich interessant. Trotzdem ist das nicht ganz mein Gebiet“, sagt sie entschlossen. Robin Wöhr hingegen fühlt sich wohl auf diesem Gebiet und möchte Biochemiker oder Genetiker werden. „Vieles war mir zwar schon bekannt, aber alles in allem war es gut, sich nochmals einen Überblick zu verschaffen.“