Ein besonderer Jahrgang legt nun in Leonberg und Umgebung die schriftlichen Prüfungen ab: Die Schüler haben ihre gesamte Oberstufenzeit fast ausschließlich unter den Bedingungen der Pandemie gelernt.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Ein anstrengender Tag liegt hinter den Gymnasiasten. Das sagt Roman Peters, der Schulleiter des Johannes-Kepler-Gymnasiums (JKG) in Leonberg. Bildende Kunst, Gemeinschaftskunde, Geografie und Musik: Diese und weitere Fächer wurden am Dienstag schriftlich abgefragt. Damit hat für die meisten Absolventen nun die heiße Phase der Abiturprüfungen begonnen. Welche Rolle spielt dabei die CoronaPandemie?

 

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Mit 82 Schülerinnen und Schülern bewegt sich der Abiturjahrgang des JKG zahlenmäßig auf dem Niveau der Vorjahre. Besondere Beschränkungen wie Maskenzwang oder verpflichtende Coronatests gibt es diesmal nicht zu beachten. Dennoch gehen die Schüler nach der Erfahrung von Roman Peters sorgsam mit dem Schutz vor einer Ansteckung um.

Nur vereinzelte Infektionen in den Klassen

„Insgesamt sind wir ganz gut durch die Pandemie gekommen“, sagt der Oberstudiendirektor. Im Winter seien die Infektionszahlen an der Schule relativ gering gewesen – mit nur mäßigen Anstiegen im Januar und Februar. „Die Vorbereitung auf das Abitur konnte daher wie geplant durchgeführt werden“, sagt Peters. Für das erste Juliwochenende sind die Zeugnisvergabe und sogar ein Abiball vorgesehen. „Wir planen wieder ganz regulär.“

Die ersten Prüfungen wurden an den allgemeinbildenden Schulen bereits am Montag abgelegt. Zuerst waren seltenere Fremdsprachen wie Spanisch an der Reihe. So auch am Gymnasium in Korntal-Münchingen. Dort wollen 105 Schülerinnen und Schüler ihre Hochschulreife ablegen.

Schutzmaßnahmen haben sich als vorteilhaft herausgestellt

Um größere Abstände zwischen den Absolventen zu schaffen, hat Schulleiter Christoph Brechtelsbauer die Prüfungen wie in den Vorjahren in die Aula verlegen lassen. Das hat sich während der Pandemie so gut bewährt, dass der Oberstudiendirektor diese Lösung künftig beibehalten möchte. Weil in der Aula viel Platz ist, müssen die Prüflinge nicht mehr aus räumlichen Gründen in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Auch eine weitere pandemiebedingte Änderung soll dauerhaft bestehen bleiben: Vor dem Prüfungsstart werden die Schüler bei ihrer Ankunft im Gymnasium von den Lehrern an ihre Plätze geführt.

Auch in Korntal-Münchingen kam es zu keinem nennenswerten Unterrichtsausfall. Die Vorbereitungen haben nach Einschätzung von Brechtelsbauer nicht gelitten. Nur einzelne Schüler sind zeitweise an Corona erkrankt. Bis auf eine Person musste keiner der Absolventen die Teilnahme an den Prüfungen krankheitsbedingt verschieben. „Für die jungen Leute ist es dennoch eine deutlich größere Herausforderung“, sagt er. Er hofft, dass Zeugnisvergabe und Verabschiedung in der ersten Julihälfte regulär in der Schule stattfinden können. „Wir haben vorsichtshalber aber schon einmal die Stadthalle angemietet.“

Schüler sind auf freiwilliger Basis vorsichtig

Einen Plan B gibt es auch am Gymnasium in Renningen . Schulleiterin Gaby Bundschuh würde die Abiturienten gerne am 7. Juli in der Festhalle feierlich verabschieden. Zur Not steht aber für die Zeugnisausgabe auch die große Sporthalle zur Verfügung, auf die die Schule im vergangenen Jahr zurückgreifen musste.

Damit sich während der Prüfung niemand ansteckt, schreiben die Absolventen in der Aula des Renninger Schulzentrums. Auch die Schüler selbst sind vorsichtig. „Es fällt auf, dass ein Großteil immer noch eine Maske trägt, obwohl das nicht mehr Pflicht ist“, sagt die Oberstudiendirektorin. Sie ist froh, dass der gesamte Abiturjahrgang zu den Prüfungen antreten kann. „In den Ferien haben sich die jungen Leute offenbar vernünftig verhalten“, meint sie. 52 Schülerinnen und Schüler wollen ihr Abitur an der Renninger Schule in diesem Jahr machen, ein etwas kleinerer Jahrgang als sonst.

Zwei Erleichterungen für die Prüflinge

Während des laufenden Schuljahrs haben immer nur einzelne Schüler gefehlt. Deshalb fühlen sich die Absolventen auch in Renningen sehr gut vorbereitet, sagt Bundschuh. „Die Stimmung heute war sehr gut.“ Mit den Aufgaben seien sowohl die Fachlehrer als auch die Schüler zufrieden gewesen.

Wegen der Pandemie hat das Kultusministerium Baden-Württemberg zwei Erleichterungen festgelegt. Einerseits wird die Arbeitszeit erneut in allen schriftlichen Prüfungsfächern um eine halbe Stunde verlängert. Andererseits dürfen die Lehrer, wie im vergangenen Jahr, für die Prüfung zwischen weiteren Aufgaben auswählen, damit sie besser zum tatsächlichen Unterrichtsstoff passen. Das schriftliche Abitur dauert noch bis zum 10. Mai an. An diesem Mittwoch ist das Fach Deutsch an der Reihe. Die Schüler müssen in jedem ihrer jeweils drei Leistungsfächer eine Prüfung ablegen.