Während die Warmbronner Ortschaftsräte die örtliche Grundschule lieber sanieren und erweitern wollen, gibt es im Stadtrat dazu Bedenken. Der Gemeinderat hat an diesem Dienstag das letzte Wort.

Neu bauen, oder doch besser sanieren und umbauen? – das ist die Frage bei der Warmbronner Grundschule. Der zuständige Sozial- und Kultusausschuss hat sich mit kleiner Mehrheit für ein neues Schulhaus entschieden und dies dem Gemeinderat empfohlen. Der wird am heutigen Dienstag die endgültige Richtung vorgeben.

 

Das Thema beschäftigt das Gremium seit Jahren. Der Bau der Grundschule Warmbronn ist nicht mehr ganz taufrisch und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen an eine Ganztagsschule. Die Grundschule im Leonberger Teilort sollte deshalb saniert und gleichzeitig vom Sommer 2022 an zur Ganztagsschule ausgebaut werden. Doch alle bisher vorgelegten Pläne hatten ein Makel: Was den Reiz der Grundschule darstellt – die Nähe zum Wald –, macht die Planungen zunichte.

Schule steht zu nahe am Wald

Aus der Behördenbeteiligung am Bebauungsplanverfahren ging nämlich hervor, dass die umgebaute Schule zu nahe am Wald liegen würde – also ein geringerer Abstand als 30 Meter. Dieser gesetzliche Abstand kann nicht eingehalten werden. Früher gab es Ausnahmegenehmigungen, wenn eine sogenannte Haftungsfreistellungerklärung übernommen wurde. Diese Erklärungen wurden in den vergangenen Jahren von der Rechtsprechung für nichtig erklärt.

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Die Grundschule braucht für den Ganztagsbetrieb – nur noch die Sophie-Scholl-Schule in der Kernstadt hat das Angebot nicht – zusätzliche Klassenzimmer, eine Mensa mit Küche sowie Betreuungsräume. Das pädagogische Konzept für eine Ganztagsschule liegt vor. Bei den Kosten ging man bisher von 5,8 Millionen Euro aus.

Ein Kindergarten kommt hinzu

Doch nun soll hier auf dem Areal ein Campus entstehen. Der beinhaltet auch den Neubau einer sechsgruppigen Kita auf dem Areal an der Büsnauer Straße. Im März hat der Ortschaftsrat Warmbronn in einer Arbeitsgruppe über mögliche Standorte beraten. Diskutiert wurde über die Standorte „Hinter den Gärten“ und Büsnauer Straße („Auf dem Schulberg“) – und letzterer favorisiert. Zudem bestand Konsens, dass das Jugendhaus am aktuellen Standort bestehen bleiben und saniert werden soll.

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Die zentrale Frage für die Neuordnung der Grundschule und Kita auf dem Areal Büsnauer Straße ist die Rechtslage, was den einzuhaltenden Waldabstand betrifft. Dafür hat die Verwaltung ein Rechtsgutachten eingehgeholt. Und das hat die Entscheidung nicht leichter gemacht, aber in Aussicht gestellt, dass ein Neubau der Schule die rechtlich sichere Lösung sei. Alternativ zur Einhaltung des Waldabstandes von 30 Metern bei einem Neubau sind eine Waldumwandlung oder eine -umgestaltung möglich.

Hierzu hat die Verwaltung 2021 Kontakt mit dem Forstamt des Landratsamtes Böblingen aufgenommen, um die Bedingungen für eine Genehmigung zu überprüfen. Bei einer Waldumwandlung müssen Ersatzflächen für den dann abgeholzten oder umgestalteten Wald geschaffen werden. Es gilt, mindestens eine Fläche gleicher Größe aufzuforsten. Zudem muss bei einer Waldumgestaltung von einem langen, gar mehrere Jahre andauernden Prozess ausgegangen werden, weil der vorhandene Wald nicht in einem Zug ausgelichtet und umgestaltet werden kann.

Ortschaftsrat will lieber sanieren

Die Warmbronner Ortspolitiker ziehen dem Neubau eine Sanierung vor und empfehlen, die Erweiterung der Schule auf Stelzen über dem Bestandsgebäude zu errichten. Fabian Strecker (Grüne) möchte eine Bauvoranfrage für den Überbau ans Regierungspräsidium Stuttgart weitergeben. Christiane Hug-von Lieven (SPD) gab zu bedenken, dass das Problem mit dem Waldabstand auch bei einem Neubau bestehe und ein neuer, zeitaufwendiger Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Mit Engelszungen versuchten die beiden Warmbronner, ihre Ratskolleginnen und -kollegen von den Vorzügen des Bestandshauses zu überzeugen – größere Klassenräume für ein gutes Lernklima.

Kein Verständnis für Stelzenbau

„Nach meinem Gefühl ist das Unfug, ich habe kein Verständnis für den Stelzenbau“, sagte dagegen Frank Albrecht (SALZ). Die Warmbronner sollten ihre Befindlichkeiten hinten anstellen. Nicht so drastisch formulierte es Johannes Frey (Freie Wähler). Er gab zu bedenken, dass nur noch der Rohbau übrig bleiben würde, weil die gesamte Technik veraltet sei. Zudem müssten während des Umbaus die Kinder anderswo untergebracht werden.

Susanne Kogel (CDU) nahm sowohl den Rat als auch die Verwaltung ins Gebet: „Wir sind beide schuld, dass der Ball seit Jahren hin- und hergespielt wird.“ So fruchtete anscheinend bei der Abstimmung der Appell von Baubürgermeister Klaus Brenner. „Die Verwaltung will einen Neubau, wir müssen endlich etwas tun,“ mahnte er.