Die Hortschließung in Warmbronn und die Umwandlung in eine „Verlässliche Grundschule“ stoßen bei den betroffenen Eltern auf massive Kritik.

Leonberg - Im „Baumhaus“ in Warmbronn wird jeder Raum für die Betreuung von Kindergartenkindern benötigt, deshalb muss der hier angesiedelte Hort nun zum 1. November ausziehen. Er soll in leeren Räumen der örtlichen Grundschule als das Angebot „Verlässliche Grundschule“ weitergeführt werden. Doch das stößt auf wenig Gegenliebe bei den betroffenen Eltern.

 

Die Leiterin des Amtes für Jugend, Familie und Schule, Gabriele Schmauder, wusste schon bei der Präsentation des Themas im Gemeinderat, dass viele Eltern dagegen Sturm laufen würden, und sie behielt Recht. „Der wahre Grund für diese Probleme ist, dass die Menschen in Warmbronn sich zu sehr lieben und die Kinderzahl seit Jahren stetig ansteigt“, formuliert es der Elternbeirat des Kinderhortes Baumhaus.

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Doch in Warmbronn hat die Verwaltung noch zwei weitere Probleme, die die Betreuung von Kindern erschweren. Erstens: Bei den Plänen für den Umbau der Grundschule stellte sich heraus, dass diese zu nahe am Wald steht. Und zweitens: Der Interimskindergarten Binsenweg, der für fünf Jahre eingerichtet werden sollte, wurde durch eine Klage aus der Nachbarschaft kurzfristig gestoppt.

Auf derzeit 149 vorhandene Kindergartenplätze in Warmbronn hatten Ende August dieses Jahres 170 Kinder einen gesetzlichen Anspruch. In einem Jahr werden es 182 und in zwei Jahren rund 190 sein. Die einzigen städtischen Räume im Teilort, in denen eine Kindergartengruppe mit 22 Kindern untergebracht werden kann, sind im „Baumhaus“ , wo der Hort residiert.

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Aber der Hort – den vor Corona um die 40 Kinder besucht haben, von denen heute etwa die Hälfte das Angebot nutzt – kann als solcher an der Schule nicht weitergeführt werden. Deshalb hat das Amt für diese Kinder die Betreuungsform „Verlässliche Grundschule“ als kurzfristige Notlösung ins Spiel gebracht. Dies ist nur möglich, weil aktuell eine Klasse weniger unterrichtet werden muss. Der Standpunkt des Hortes ist weiterhin das „Baumhaus“, von dem die Kinder dann in die Schulräume gehen. Das Essen für sie wird in der Schulturnhalle gereicht.

Es hagelt ordentlich Kritik

Bei dieser Lösung haben die Gemeinderäte nicht „Hurra“ gerufen. Die Kritik reichte von „der Innenhof ist hochpeinlich“, „die Toiletten sind Schrott“, bis „alles ist eine einzige Katastrophe“. „Wir sind nun mal davon ausgegangen, dass die Schule neu gebaut wird, deshalb wurde da nichts mehr gemacht“, sagte der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Natürlich werde man alles wieder nutzbar machen, sagte der OB. Letztendlich hat der Rat dann beschlossen, dass der Hort an der Grundschule Warmbronn ab 1. November durch die Betreuung in der verlässlichen Grundschule mit flexibler Nachmittagsbetreuung ersetzt wird.

„Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, zahlen nun den Preis für eine Politik, die sich – anstatt langfristig zu planen – darauf beschränkt, die Notlage mit von oben verordneten Auflagen zu beheben“, kritisiert der Elternbeirat des Horts „Baumhaus“, vertreten durch Julia Pache, Chiara Ripamonti und Sibylle Gottschalch.

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Während die Familien den Preis für die komplizierte Situation zwischen nicht gebauten Interims-Kindergärten und einer seit Jahren sanierungsbedürftigen Schule zahlen, seien es die Hortkinder, die von einem Tag auf den anderen in diese Schule mit an den Rand gedrängten Einrichtungen und unzureichenden Außenanlagen gezwungen würden.

„Im Baumhaus konnten die Kinder Themenräume, ein vielfältiges Kunstangebot, Bastelangebote, eine Küche, saubere Sanitäreinrichtungen, einen Garten mit Schaukel, Sandkasten, Wasser, Trampolin und Spiele nutzen. All dies wird ihnen genommen. Bei allem guten Willen seitens der Schule, einen Raum zur Verfügung zu stellen, wird sich das Angebot zwangsläufig deutlich verschlechtern“, heißt es in der Stellungnahme des Elternbeirates.

Ein „Kinderparkplatz“ in einer maroden Schule

Lediglich die Preise würden deutlich sinken, obwohl die Eltern bereit gewesen wären, weiterhin für eine qualitativ hochwertige Dienstleistung zu zahlen, anstatt sich von der Verwaltung einen „Kinderparkplatz“ in einer maroden Schule aufzwingen zu lassen, schreibt der Elternbeirat. Und die Situation werde sich weiter verschärfen. Denn mehr Kindergartenkinder werden auch zu einem Anstieg der Zahl der Schulkinder führen.