Stadträte sehen in ständigem Wachstum einen Teufelskreis.

Leonberg - Geht es nach den Grünen, ist Leonberg ausgewachsen. „Wir sollten uns im Gemeinderat darauf verständigen, dass die Stadt nicht immer größer werden muss“, erklären die Stadträte Gudrun Sach und Sebastian Werbke.

 

„Natürlich gibt es an einem Autobahn-Dreieck stets Nachfrage nach Gewerbegebieten. Aber die bringen die Nachfrage nach mehr Wohnungen mit sich, und die wiederum führen zu noch mehr Verkehr.“ Für die beiden Kommunalpolitiker ist dies „ein Teufelskreis“. Sach und Werbke befürchten, dass eine wachsende Stadt mehr Probleme mit sich bringt, als im Gegenzug die dadurch steigenden Einnahmen bei der Gewerbesteuer lösen könnten.

Konsequentes Prinzip: „Innen vor außen“

Dass es trotzdem weitere Wohnungen geben muss, zweifeln die Grünen nicht an. Aber: Es müsse noch konsequenter das Prinzip „Innen vor außen“ gelten. So könnte neuer Wohnraum auf den Dächern von Kindertagesstätten oder Supermärkten entstehen. Und Gewerbegebiete dürften „auf gar keinen Fall“ in das Landschaftsschutzgebiet Riedwiesen ausgedehnt werden. „Frischluftschneisen wie an der Glems oder ökologisch hochwertige Gebiete wie am Unteren Schützenrain müssen bewahrt werden.“ Dort, am nördlichen Ausgang der Innenstadt Richtung Ditzingen längs der B 295, ist ein kleineres Wohnquartier geplant.

Bäume, so betonen Gudrun Sach und Sebastian Werbke, müssten auch bei den künftigen Bauprojekten, etwa der Neugestaltung des Postareals, in ausreichender Form vorhanden sein. Als Negativbeispiel führen sie den fast baumfreien Rathausvorplatz an: „Der niedliche Brunnen ist da ein schwacher Trost.“ Deshalb müssten vor der ehemaligen Hauptpost die Kastanien erhalten bleiben.

Eine alternative Mobilität

All diese Schritte, so sagen die beiden Grünen, seien notwendig, um dem Klimawandel unmittelbar vor Ort entgegenzuwirken. Wichtig sei daher zudem eine „alternative Mobilität“. So dürfe der vom Postareal zum Marktplatz geplante Brückenschlag nicht nur Fußgängern vorbehalten bleiben. „Wichtig ist, dass er auch für Fahrräder nutzbar ist, ohne in Konflikte mit Fußgängern zu kommen.“ Bisher plant der Investor Strabag lediglich eine Fußgängerverbindung von der alten Post über die Senke zum Hirschbrunnen. Auch in der Brennerstraße, so bemängeln Sach und Werbke, hätten die Radler das Nachsehen. Radstreifen fehlten dort, obwohl die Straße „wahrlich breit genug ist.“

Aber es gibt auch Lob für die Stadt. Das neue Grünflächenkonzept weise in die richtige Richtung: „Weg von ständig neu bepflanzten Schaubeeten, hin zu insektenfreundlichen mehrjährigen Blütenwiesen und Stauden auf öffentlichen Flächen.“ Neben den Straßen eigne sich die alte Autobahntrasse besonders dafür.

Die Grünen fordern die Stadt auf, die ehrenamtlichen Naturschützer von Nabu, BUND und den Schlammbrüdern stärker zu unterstützen. Auch jeder einzelne könne seinen Garten naturnah gestalten.