Die jungen Umweltaktivisten von Greenteam Schwabenpower in Weissach müssen ihre Gruppe auflösen.

Weissach - Das Greenteam Schwabenpower aus Weissach, ein Kinder- und Jugendprojekt von Greenpeace, hat mehr als einmal gezeigt, dass Engagement und Durchhaltevermögen keine Fragen des Alters sind. 2015 wurde die Gruppe von Nils Körner und Ludwig Essig im Alter von 14 und 15 Jahren gegründet. Seither waren sie und ihre Mitstreiter, immer um die zehn Jugendliche, regelmäßig aktiv für den Umwelt- und Klimaschutz, beteiligten sich an überregionalen Aktionen, engagierten sich aber auch in ihrem direkten Umfeld. Inzwischen haben viele der Mitglieder die Schule beendet, für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt mit Studium, Ausbildung und zum Teil Wohnortwechsel. Das Greenteam Schwabenpower hat sich daher inzwischen aufgelöst. Nils Körner, Ludwig Essig und Timo Lautenschlager berichten von Erfolgen, aber auch von Rückschlägen während dieser fünf Jahre.

 

Warum hat sich das Greenteam Schwabenpower in Weissach gegründet?

Ludwig Essig Das war 2015. Als Shell damals vorhatte, in der Arktis nach Öl zu bohren, war für uns ein Punkt erreicht, an dem wir aktiv werden mussten.

Können Sie sich noch an Ihre ersten Aktionen erinnern?

Nils Körner Das war die Putzlappen-Aktion gegen Shell, bei der wir unserer Klasse die mit der Bohrung verbundenen Probleme nähergebracht und anschließend Putzlappen bemalt haben, um gemeinsam mit Greenpeace und anderen Greenteams den größten Putzlappen der Welt zu gestalten.

Welche Aktionen würden Sie als Ihre größten Erfolge bezeichnen?

Ludwig Essig Als Shell nicht mehr den Plan verfolgte, in der Arktis zu bohren, fühlten wir uns als Teil einer großartigen Bewegung. Mit Sicherheit haben wir auch bei Herrn Kretschmann mit unserer Stopp-CETA-Kampagne Eindruck hinterlassen, in Weissach haben wir die Debatte um Klima- und Umweltschutz angeheizt, gegen den Flächenfraß demonstriert und die Server von RWE mit einer Anrufaktion überlastet, um den Hambacher Wald zu retten. Wichtig war und ist mir auch immer die Aufklärung. Ich habe viele Vorträge gehalten, und wir haben Workshops mit Kindern veranstaltet. Timo Lautenschlager Sehr gut kann ich mich an unsere Kampagne gegen TTIP erinnern. Wir haben sogar einen eigenen Bus zur großen Demo organisiert. Ich bin stolz, damit zum Stopp dieses Abkommens beigetragen zu haben. Nils Körner Eigentlich sind all unsere Aktionen als kleiner Erfolg zu werten, da jedes Mal aufs Neue öffentliches Bewusstsein für wichtige Themen geschaffen wurde.

Gab es auch Niederlagen, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind? Ein Engagement, von dem Sie sich mehr versprochen hatten?

Ludwig Essig Die Frage ist tatsächlich, was man sich von einer Aktion verspricht. Es geht vielmehr ums Tun als ums Siegen. Insofern halte ich es für schwierig, von Niederlagen zu sprechen. Aber natürlich hat uns vor allem die viel zu ambitionslose Klimapolitik öfter Kopfschmerzen bereitet. Timo Lautenschlager Es ist generell schwer, im Klimaschutz ausreichende Erfolge zu erzielen. Die Entscheidungen, die schlussendlich von Politikern getroffen werden, erfüllen so gut wie nie das, was nötig wäre. Viel zu viele Gesetze werden immer noch von Wirtschaft und einseitigem Lobbyismus beeinflusst und fallen deshalb oft mehr zu Gunsten des Profits als von Mensch und Umwelt aus.

Konnten Sie im Corona-Jahr überhaupt an irgendwelchen Aktivitäten teilnehmen?

Ludwig Essig Tatsächlich gab es dieses Jahr eher weniger Aktivitäten. Das lag vor allem daran, dass viele von uns Abitur geschrieben haben. Dafür haben wir mit unserer Klimanotstandsresolution in Weissach eine Diskussion angeregt. Wir sind uns sicher, dass ohne uns so schnell kein Klimaschutzmanager in Weissach eingestellt werden würde.

Wie wird es jetzt weitergehen, haben manche von Ihnen schon konkrete Pläne, was das weitere Engagement in Umweltthemen angeht? Oder muss dieses Engagement erst mal „pausieren“?

Timo Lautenschlager Engagement im Umweltschutz muss und darf nie pausieren. Die Klimakrise ist das größte Problem der heutigen Zeit. Ich werde auch weiterhin aktiv sein und versuchen, mich zu engagieren. Ludwig Essig Wichtig ist, dass wir als Individuen alle wachsam bleiben und uns empören. Das werden wir alle auf unsere Weise auch weiterhin tun. Ich werde mich als Referent weiter für eine ökologische und sozial-faire Außenhandels- und Wirtschaftspolitik einsetzen. Nils Körner Jeder von uns schlägt nun einen anderen Weg ein und gestaltet seine Zukunft unterschiedlich. Dennoch sind wir alle nach wie vor gute Freunde, und daran wird sich vermutlich auch nichts ändern. Jeder von uns hat sich mit eigener Überzeugung in das Team eingebracht und wird dies, denke ich, auch weiter fortführen, da uns die Werte, die wir über die Jahre vertreten haben, nach wie vor wichtig sind.