Das denkmalgeschützte Untergeschoss des ehemaligen Kinos erweist sich bei der Gründung der Neubauten als problematisch.

Leonberg - Wie lange noch? Diese Frage stellen nicht nur Stadträte mit großer Regelmäßigkeit der Verwaltungsspitze in den Sitzungen. Das tun auch tausende Autofahrer, die täglich durch das Nadelöhr Grabenstraße kurven müssen, der einzigen halbwegs funktionierenden Nord-Süd-Verbindung der Stadt.

 

Sie würden es lieber heute als morgen sehen, dass der Baukran, der auf der einen Fahrbahn steht, endlich abgebaut wird. Doch die Engstelle wird es voraussichtlich noch bis in den Spätsommer geben.

Diese wird von der Baustelle auf dem Gelände des ehemaligen Kinos bedingt. Hier am Rande der Altstadt zwischen der Grabenstraße und Im Zwinger entstehen zwei Gebäude mit insgesamt zehn Wohnungen. Diese exponierte Lage ist der Grund, warum der Abriss- und jetzt der Baukran auf dem Gehsteig und der Straßenfahrbahn aufgestellt werden mussten. Ebenfalls hier wird die gesamte Anlieferung der Baustelle abgewickelt.

Die gesperrte Spur bleibt dicht

So schnell wird der Kran nicht verschwinden. Und ist er dann endlich weg, bleibt die Engstelle dennoch erhalten. „Wir benötigen die Fläche weiterhin für die Baustelle – praktisch bis die Wohnungen bezugsfertig sind“, bedauert Sarah Franke. Sie ist beim Bauherrn, der WMC Objektbau aus Horb, die Projektleiterin. Hier aufgestellt werden müsse etwa das Silo für den Verputz. Ebenfalls auf dieser Fläche müssen die Materialien für den Innenausbau angeliefert werden.

Doch die Baustelle ist im Verzug. Zum einem war der Abriss des alten Kinos nicht einfach. Wegen der sensiblen Lage konnte kein schweres Gerät eingesetzt werden. Alles musste per Hand abgetragen werden. Es galt, die alten denkmalgeschützten Keller unter dem Gebäude zu erhalten. Die sind Teil der großen Weinkeller, die seinerzeit unter den Altstadthäusern angelegt wurden. Der Abrisskran wurde im Juni 2016 durch den Baukran ersetzt.

Neuplanung des Projekts dauert

Diese Keller sind der Grund für die Bauverzögerung, denn der Rohbau sollte bis September 2016 hochgezogen werden. „Bei der Gründung der Gebäude haben sich Umstände ergeben, mit denen nicht zu rechnen war“, erläutert die Projektleiterin. „Die alten Gewölbekeller, die zum Teil mit den Unterbauten von Nachbargebäuden verbunden waren, haben die Kooperation mit dem darüber geplanten Bau verweigert“, macht Sarah Franke gute Miene zum bösen Spiel. „Wenn die Unterbauten sich also als nicht tragfähig erweisen, wirkt sich das planerisch und statisch auf das gesamte Gebäude aus“, sagt die Fachfrau.

Also musste neu geplant werden. „Es gab viele Nachträge und vieles musste wieder genehmigt werden, und da hat man sich bei der Stadt Zeit gelassen“, formuliert es Michael Ilzhöfer. Er ist mit der Vermarktung der zehn Wohnungen in den beiden Häusern beauftragt. Neun sind bereits verkauft, bei der letzten wird noch verhandelt.

Höchstmögliche Gebühr für Sperrung

„Wenn es um Belange des Denkmalschutzes geht, müssen weitere Fachbehörden eingeschaltet werden“, sagt Undine Thiel, die Stadtsprecherin. Auf das Denkmalamt habe man kaum Einfluss. Das könne sich drei Monate Zeit lassen für eine Genehmigung. „Es ist zwar ärgerlich, dass es so lange dauert, aber auf einer Baustelle haben wir keine rechtlichen Möglichkeiten zu drängeln“, sagt die Stadtsprecherin. Vom Ordnungsrecht her war die Baustelle nur möglich, wenn der Kran auf der Fahrbahn steht. Allerdings werde mit der jeweils nur einen Monat lang gültigen Genehmigung für die Nutzung des Straßenraums dem Bauherr signalisiert, dass man auf Tempo drängt, so die Stadtsprecherin. Auch müssten inzwischen die höchsten dafür anfallenden Gebühren bezahlt werden. „Aber das Ziel aller ist letztendlich, dass die Gebäude so schnell wie möglich fertiggestellt werden“, sagt Undine Thiel.

Bei WMC geht man nach dem jetzigen Stand der Baustelle davon aus, dass die Eigentümer im dritten Quartal 2017 in ihre neuen Wohnungen einziehen können.