Brigitte Vöster-Alber steht seit fünf Jahrzehnten an der Spitze des Familienunternehmens mit weltweit 3000 Mitarbeitern.

Leonberg - Mit nur 24 Jahren übernahm Brigitte Vöster-Alber 1968 nach dem Tod ihres Großvaters Reinhold Vöster die Führung des Familienunternehmens Geze. Seitdem hat sie die Betriebsstrategie, das Produktportfolio sowie das Auslandsgeschäft immer weiter vorangetrieben und kontinuierlich ausgebaut. Heute steigert das Unternehmen mit Fertigungsstätten in China, Spanien und Serbien, 31 Tochtergesellschaften sowie zahlreichen Vertriebsrepräsentanzen seine Wachstumsraten.

 

Zum 1. Juli sind es nun 50 Jahre, in denen Brigitte Vöster-Alber die Geschicke als Geschäftsführende Gesellschafterin in der GmbH bestimmt. Seit 1968 steht sie an der Spitze des Unternehmens, das mit fast 3000 Mitarbeitern weltweit zu den führenden Anbietern von Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik sowie automatischen Tür- und Gebäudesystemen zählt.

Zugleich wurde unter ihrer Ägide der Bereich Forschung und Entwicklung stark erweitert. 2017 baute die Firma für 13 Millionen Euro ein hochmodernes Entwicklungszentrum in Leonberg. In den vergangenen Jahren investierte Geze hier am Stammsitz insgesamt 28,8 Millionen Euro – der Unternehmerin zufolge ein klares Bekenntnis zum Standort und zum Qualitätsanspruch „Made in Germany“. Zugleich investiere die Firma kontinuierlich in die ausländischen Tochtergesellschaften und setze dabei „auf höchstmögliche Qualitätsstandards“. Geze ist damit ein Global Player und dennoch ein traditionsreiches Unternehmen, das zu 100 Prozent in Familienbesitz ist und konsequent aus eigener Kraft wächst.

Es gab und gibt auch schwierige Entscheidungen

Über ein halbes Jahrhundert hinweg hat sich Brigitte Vöster-Alber nie vor schwierigen, mitunter unpopulären Entscheidungen gescheut. Ein einschneidendes Ereignis war die Trennung von der nicht mehr profitablen Skisparte in den 80er Jahren. Dies setzte neue Kapazitäten frei, um sich auf moderne Tür- und Fensterlösungen zu konzentrieren und das Exportgeschäft weiter auszubauen. Die Offenheit und der Mut, neue Wege zu gehen, spiegeln auch aktuelle Entwicklungen wider. Unter Brigitte Vöster-Albers Führung treibt das Unternehmen derzeit die intelligente Gebäudevernetzung immer weiter voran. Nicht zuletzt überstand Geze auch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 unbeschadet. 2009 investierten die Leonberger sogar aus eigener Kraft 29,6 Millionen Euro in Expansionsaktivitäten. „Wer auch in Krisenzeiten aktiv bleibt, kann großes Potenzial daraus schöpfen“, lautet die Maxime der Geze-Chefin, die in 50 Jahren sowohl ihre Menschlichkeit und Offenheit, wie auch ihren Humor bewahrt hat.

Als Brigitte Vöster-Alber die Geze-Leitung übernahm, waren Frauen in Führungspositionen noch lange nicht üblich. „Ich wusste, was es bedeutet, nach dem allzu frühen Tod meines Vaters von meinem Großvater den alleinigen Vorsitz eines Familienunternehmens übertragen zu bekommen“, so die heute 74-Jährige. „Ich musste mich in einer Männerdomäne zurechtfinden und behaupten.“ Unternehmerinnen galten als Ausnahmeerscheinungen und sind heute sicherlich selbstverständlicher. Dennoch, so Brigitte Vöster-Alber, seien Frauen in der Chefetage immer noch zu wenig sichtbar, traditionelle Bilder und Klischees spielten immer noch eine Rolle. Zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies hat sie bei Geze stets forciert: Mit 29 Prozent ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen im Unternehmen außergewöhnlich groß und hat sich in den vergangenen Jahren um rund die Hälfte erhöht. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden und Studierenden der Dualen Hochschule liegt ebenfalls bei 23 Prozent.

Die Firmenchefin ist preisgekrönt

Unternehmertum ist für die Jubilarin seit jeher verbunden mit gesellschaftlichem Engagement. Eine Haltung ihres Großvaters, an die sie anknüpfte und dafür 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Im Jahr des 150-Jahr- Firmenjubiläums 2013 folgte die Leonberger Ehrenbürgerwürde. Eine Auszeichnung, die auch bereits ihrem Großvater Reinhold Vöster zuteil wurde. 2016 ehrte die Konrad-Adenauer-Stiftung Brigitte Vöster-Alber mit dem Preis „Soziale Marktwirtschaft 2016“. „Sie ist die entscheidende Impulsgeberin für die Ziele des Familienunternehmens und Hüterin seiner Werte. Beispielhaft steht sie für unternehmerischen Weitblick, Innovationsfähigkeit und große Verantwortung gegenüber den Beschäftigten, der Gesellschaft und der Umwelt“, lautet die Begründung der Jury. Zudem erhielt sie 2016 die Wirtschaftsmedaille des Landes.

Mit Blick auf die Gesellschaft liegen der vierfachen Mutter Hilfsprojekte wie die „Olgäle-Stiftung für das kranke Kind “ oder des Kinderhilfswerks „Plan International“ am Herzen, die sie unterstützt. Auch Sponsoring-Aktivitäten für Kunst, Kultur und Sport sind ihr wichtig. Vor allem dem Reitsport ist die Tierfreundin Brigitte Vöster-Alber sehr verbunden. Das Zusammensein mit ihren Pferden und Hunden ist für die Jubilarin, die eigentlich gerne Tiermedizin studiert hätte, wichtiger Ausgleich zum Berufsalltag. Wie ihr Großvater einst mit ihrem Vater, führt sie das Unternehmen zusammen mit drei ihrer vier Kinder, eine Tochter wählte den Arztberuf.