Auf einer 1,3 Hektar großen Fläche will der Zuffenhausener Automobilbauer erweitern.

Rutesheim - Der Name Porsche ist in der jüngsten Sitzung des Rutesheimer Gemeinderats mit keiner Silbe gefallen – und doch war die Rede davon. Beim Tagesordnungspunkt über die Aufstellung des Bebauungsplanes „Schertlenswald – Süd (IX)“ hieß es lediglich, dass es sich um „Erweiterungsflächen für einen bereits vorhandenen Betrieb im direkten Anschluss an dessen bestehenden Gewerbestandort“ handelt. Weil aber im Süden des Gewerbegebietes zwischen der Straße nach Leonberg und dem gegenwärtigen Standort des Autobauers kein weiteres Unternehmen angesiedelt ist, hält sich die Auswahl in Grenzen. Es kann also nur um Porsche gehen.

 

Aufgrund der guten Anbindung besteht im Ort ein großes Interesse an Gewerbegrundstücken. „Die Stadt plant daher die Erweiterung der bestehenden Gewerbeflächen im Osten der Ortslage“, erläuterte der Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard dem Gemeinderat. Die Aufstellung des Bebauungsplanes „Schertlenswald – Süd (IX)“ diene dazu, ein Angebot an dringend benötigten Gewerbeflächen zu schaffen.

Die Erweiterungsfläche ist eine Streuobstwiese

Es handelt sich um eine rund 1,3 Hektar große Fläche, die bislang landwirtschaftlich unter andrem als Streuobstwiese genutzt wird. „Es sollen Gewerbeflächen geschaffen werden, die zur Sicherung und Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen beitragen und die Wirtschaftsstruktur in Rutesheim stärken und fortentwickeln“, heißt es in der Begründung der Verwaltung für diese Vorgehen. Die im Norden und Westen angrenzenden gewerblichen Flächen sind bereits bebaut.

„Für eine mögliche Erweiterung des Werksgeländes am Satellitenstandort Rutesheim des Entwicklungszentrums Weissach hat die Porsche Immobilien GmbH auf der Fläche Schertlenswald Süd bei der Stadt eine Änderung der Bauleitplanung mit Aufstellung eines Bebauungsplanes beantragt“, bestätigt die Porsche-Sprecherin Jana Jessen. Zufrieden habe man bei dem Unternehmen zur Kenntnis genommen, dass der Gemeinderat nun einstimmig einen Aufstellungsbeschluss für das Areal gefasst hat.

Porsche: Sind noch am Anfang

„Über ein konkretes Erweiterungsprojekt können wir aktuell keine Aussage treffen, da wir uns mit dem Aufstellungsbeschluss am Anfang des Verfahrens befinden“, sagt Jana Jessen. Das Vorhaben sei aber für eine mögliche zukünftige Erweiterung des wichtigen Standortes Rutesheim vorgesehen. „Für uns beginnt jetzt die Planungsphase des Bebauungsplanes und somit der Austausch mit der Stadt als Verfahrensträger. Der Abschluss des Planverfahrens ist für 2022 geplant.“

Umweltbericht und Artenschutzgutachten nötig

Zudem steht sonstiges gewerbliches Bauland in Rutesheim nicht zur Verfügung, und das trotz der neuen Gewerbeflächen im „Gebersheimer Weg“. Andere geeignete, brachliegende oder ungenutzte Flächen existieren im Ort in der benötigten Größe ebenfalls nicht. Somit sei es aufgrund der Notwendigkeit einer direkten Erweiterung eines vorhandenen Betriebes unumgänglich, gegenwärtig landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch zu nehmen, ist in der Begründung festgehalten.

Weil der Bebauungsplan einen naturschutzrechtlich relevanten Eingriff darstellt, muss für die Änderung des Flächennutzungsplans ein Umweltbericht erstellt werden. Die Belange des Artenschutzes müssen zudem in einem gesonderten Gutachten abgehandelt und im Umweltbericht mit dargestellt werden.

Das ist der Porsche-Standort Rutesheim

„Es ist auch ein klares Bekenntnis des Unternehmens zu dem Standort Rutesheim“, freut sich Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Der Standort Rutesheim wurde im Jahr 2015 zu einer zusätzlichen Außenstelle des Porsche-Entwicklungszentrums Weissach. Auf rund 7000 Quadratmetern Werkstattfläche, die einst Teil der Firma Drescher gewesen sind, werden mit modernster Technik Fahrzeuge aller Modellreihen für ihre Erprobungsfahrten vorbereitet. Die Ausrüstung ist Vorreiter für alle zukünftigen Werkstattflächen des Unternehmens.

Aktuell rund 300 Mitarbeiter in Rutesheim

Weil das neue Zentrum für Sicherheitsversuche in Weissach erst 2022 fertig wird, hat Porsche Teile dieser Komponententests nach Rutesheim zurückgeholt. Im Frühjahr 2019 ist hier ein neues Prüfgebäude in Betrieb gegangen. Seit 2016 stehen auch etwa 230 Büroarbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Beschaffung für den Zuffenhausener Automobilbauer zur Verfügung.

„Die Hybridisierungs- und Elektrifizierungsstrategie von Porsche stellt auch Lieferanten vor neue Herausforderungen. Zentrale Aufgabe der Beschaffung ist es, Zulieferer auszuwählen, die die anspruchsvollen Erwartungen erfüllen können – nicht nur für das Entwicklungszentrum sondern für das gesamte Unternehmen“, begründete seinerzeit Porsche diese Entscheidung. In Rutesheim arbeiten bei dem Unternehmen rund 300 Mitarbeiter.