Das Gewerbegebiet Neuenbühl wird erweitert. Die Erarbeitung eines genehmigungsfähigen Konzeptes hat Planern und Gemeinden einige Nerven gekostet.

Weissach - Viel Diskussion hat es dieser Tage um Neubaugebiete in Weissach gegeben. Während sich die Einwohner der Gemeinde in einem Bürgerentscheid vorerst gegen das Gebiet „Am Graben“ entschieden haben, rollen anderswo die Bagger los. Vor wenigen Tagen starteten die Arbeiten am Gewerbegebiet Neuenbühl III im Ortsteil Flacht, das um insgesamt fünf Hektar Fläche erweitert wird. Der Gemeinderat hatte das bereits im Jahr 2019 beschlossen. Dem im Anschluss erarbeiteten Bebauungsplan stimmte der Rat schließlich im September vergangenen Jahres zu.

 

Ansässige Firmen wollen wachsen

„Wir brauchen neue Gewerbeflächen“, betont der Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) jüngst beim offiziellen Spatenstich in Flacht. Die Erweiterung des Gebiets Neuenbühl sei die letzte freie Fläche für eine Erweiterung der Gewerbeflächen der Gemeinden – und werde besonders für hiesig ansässige Firmen benötigt. „Wir haben einige Unternehmen, die wachsen wollen“, sagt Daniel Töpfer. Mit der Erweiterung des Neuenbühls soll diesen nun Fläche angeboten werden. „Wir freuen uns, dass die Bagger bewegt werden“, so der Rathauschef.

Dabei werden nicht die kompletten fünf Hektar auch als tatsächliche Gewerbeflächen genutzt: Etwa 25 Prozent der Fläche werden für Straßen benötigt. 17 Prozent des Gebiets bleiben als Grünflächen erhalten, dazu gehören unter anderem der 30 Meter breite Schutzstreifen vor dem angrenzenden Waldgebiet und ein Grüngürtel neben der Kreisstraße, der nicht bebaut werden darf, weil dort Gasleitungen verlegt sind.

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Die Erschließung des Neubaugebiets soll bereits im Frühjahr 2022 fertig werden. Dass das ein sehr knapper Zeitplan ist, weiß auch Manfred Mezger vom Stadtentwicklungsbüro mquadrat, dem Erschließungsträger des Neubauprojekts Neuenbühl III. „Der Winter darf nicht kommen“, sagt er beim Spatenstich. Ganz pauschal habe er festgestellt, dass die Verfahren rund um Neubauprojekte immer länger und teurer werden.

Der Bebauungsplan lag bereits 2020 vor, seitdem waren das Stadtentwicklungsbüro und die Gemeinde mit Genehmigungen und Anträgen beschäftigt. „Es war eine Sisyphos-Arbeit, bis wir hier ein genehmigungsfähiges Konzept hatten“, erklärt Manfred Mezger. Man habe mit einem Regenrückhaltebecken gekämpft, Lärmgutachten erstellt, musste sogar nachweisen, dass das Gebiet frei von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg ist und entsprechende Grabungen vornehmen. Den Aufwand rund um das Projekt lässt auch der Bürgermeister nicht unerwähnt: „Bei solchen Erschließungsmaßnahmen passiert viel im Hintergrund.“

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So gab es in den vergangenen Monaten etwa Ärger um den Boden. Normalerweise könne die Erde bei Bauarbeiten problemlos abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgefüllt werden. So sollte es hier aber nicht sein – während der Vorbereitung auf die Erschließung des Gebiets mussten Bodenproben genommen werden, bei denen höhere Mengen an Metallspuren entdeckt wurden. Damit ist die Erde nun „quasi Sondermüll“, so Daniel Töpfer. Das habe nicht nur viel Zeit in Anspruch genommen, sondern geht auch an den Geldbeutel. „Uns kostet das wirklich eine Menge“, sagt der Bürgermeister. „Das ärgert mich.“ Insgesamt fließen rund vier Millionen Euro in die Erschließung des Gewerbegebiets.

Kritikpunkt war der Naturschutz

Auch der Naturschutz hat in den Planungen eine große Rolle gespielt. Denn: Die neue Gewerbefläche befindet sich in einem Wasserschutzgebiet. Außerdem brüten in dem Bereich in Flacht zwei gefährdete Vogelarten – die Goldammer und die Feldlerche. Als Ausgleich hatte die Gemeinde mit dem Landratsamt eine Ausgleichslösung vereinbart, in deren Rahmen an anderer Stelle Hecken und Blühstreifen gepflanzt werden sollen. „Wirklich Standard“, nennt Daniel Töpfer dieses Vorgehen. Er bedauere es, dass in Sachen Naturschutz immer emotionale Diskussionen entstünden. „Wir machen als Kommune ja Vorschläge.“

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Bezüglich des Naturschutzes, der Flächenversiegelung und des Verlustes von Ackerfläche hatte es besonders von den Grünen und der Unabhängiger Liste Kritik gegeben. Zumindest teilweise zufrieden mit der Ausgleichslösung ist Angelika Brümmer, Gemeinderätin der Grünen, zum Spatenstich. Der Ausgleich und die Umsetzung von Lerchenfeldern habe gut geklappt, sagt sie – auch wenn diese an anderer Stelle entstanden sind. Sorge bereite ihr der Wildwechsel unter der Autobahn 8 bei Perouse. Dieser ende bald nicht mehr im offenen Feld, sondern im neuen Gewerbegebiet.