Trotz hohem Flächenverbrauch treibt die Gemeinde Weissach ein neues, fünf Hektar großes Gewerbegebiet in Flacht voran.

Weissach - Im Feldgehölz brütet die Goldammer, eine der gefährdeten Vogelarten im Land. Das kleine Biotop steht mitten im künftigen Gewerbegebiet Neuenbühl III, mit dem die Gemeinde Weissach die letzte Chance ergreifen will, innerhalb des bis 2035 geltenden Flächennutzungsplans in der Gemeinde neuen Raum für industrielle Ansiedlungen zu schaffen. Kommt die Erweiterung des Flachter Gewerbegebiets, muss die Goldammer samt Biotop umgesiedelt werden. Machbar, aber auch wünschenswert?

 

Mit dem Versuch, das Bebauungsplanverfahren im letzten Moment zu stoppen, ist die Fraktion der Grünen im Gemeinderat vergangene Woche gescheitert. Eine Mehrheit der Räte segnete die bisherigen Planungsentwürfe ab, womit der Abschluss des Verfahrens nun weiter vorangetrieben werden kann. Bereits im kommenden Jahr soll mit den Erschließungsarbeiten im künftigen rund fünf Hektar großen Gewerbegebiet, das an das bestehende Neuenbühl in Richtung Rutesheim anschließt, begonnen werden.

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Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) machte deutlich, dass die Fläche genutzt werden soll, „um vor allem dem örtliche Gewerbe Entwicklungsraum zu bieten“. Der Zuzug neuer Unternehmen habe demnach keine Priorität. Für die grüne Fraktionschefin Petra Herter ist die Erweiterung des Gewerbegebiets Neuenbühl gleichwohl und längst nicht nur wegen des Artschutzes ein rotes Tuch: Sie forderte die Fraktionen im Gemeinderat dazu auf, dem fortschreitenden Flächenverbrauch einen Riegel vorzuschieben: „Weissach weist jetzt schon einen überproportionalen Anteil an Gewerbeflächen aus“, sagte Herter.

Verantwortlich hierfür sei „die massive Erweiterung der Firma Porsche in den letzten Jahren“. Auch der wirtschaftliche Nutzen des neuen Gewerbegebiets wird von den Grünen in Zweifel gezogen: Mit Blick auf die aktuelle, durch die Corona-Pandemie hervorgerufene Wirtschaftskrise hält Ratsmitglied Pierre Michael (Grüne) die bisherige Einschätzung der Befürworter, Neuenbühl III sei ökonomisch sinnvoll, „für nicht mehr gegeben“. Michael zweifelt an, dass zukünftig überhaupt noch ausreichend Bedarf an Gewerbeflächen angemeldet werde, um das ausgewiesene Areal zu füllen.

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Für Detlef Bausch, der Chef der Freien Wähler, ist freilich gerade die tiefgreifende Krise Anlass, sich jetzt für das Gewerbegebiet stark zu machen: „Wenn wir eine Rezession haben, müssen wir auch schauen, wie wir da wieder herauskommen“, so Bausch.

Ausgeschlossen sein sollen im künftigen Gewerbegebiet aus Umwelt- und Lärmschutzgründen Tankstellen, Logistikbetriebe oder Vergnügungsstätten. Auch Supermärkte auf der grünen Wiese strebe Weissach nicht an. „Der Einzelhandel soll im Ort bleiben“, betonte Töpfer. Für den Fall, dass das Gewerbegebiet realisiert werde, wonach es jetzt mehr denn je aussieht, forderten die Grünen, eine flächensparende Bauweise anzustreben, um die Versiegelung auf dem Gebiet möglichst gering zu halten.