Ein Kleinverleger aus dem Kreis Ludwigsburg, selbst großer Rofa-Fan, hat ein halbes Jahr an der Hommage gearbeitet. Die Resonanz ist schon jetzt überwältigend. Am Sonntag wird das Buch offiziell vorgestellt.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg/Markgröningen - Es ist still geworden um die Rockfabrik. Der letzte Ton war am Silvestermorgen in der ehemaligen Industriehalle verhallt. Anschließend brauchten die Verantwortlichen lange, um die Kultdiskothek auszuräumen – bis Anfang März hat es gedauert. Eigentlich hatten die Geschäftsführer nach der Schlüsselübergabe angekündigt, dass es mit einer „Rofa 2.0“ weitergehen soll. Wie genau die aussehen könnte, dazu haben sie sich aber bis heute nicht geäußert.

 

Den Rockfans bleibt also nur, zu schwelgen, in Erinnerungen von durchzechten Nächten in der Ludwigsburger Weststadt, von legendären Konzerten oder wilden Headbanging-Sessions.

Bilder vom „Rofagrafen“

Damit die besten dieser Erinnerungen nicht nur als Anekdoten auf Rockfestivals, -konzerten oder Geburtstagsfeiern herhalten müssen, sondern dauerhaft erhalten bleiben, hatte Verleger Ralf Preusker, bereits vergangenen Dezember dazu aufgerufen, ihm Erinnerungsstücke und kleine Essays zu schicken. Außerdem durchforstete der 53-Jährige, selbst großer Rofa-Gänger, Zehntausende Bilder des „Rofagrafen“, dem offiziellen Fotografen der Diskothek. Unterstützung kam auch von Ex-Geschäftsführer Chris Albrecht. „Er hat mich wirklich toll unterstützt und viel Material zur Verfügung gestellt“, sagt Preusker. Der Chef des Litera-Freak-Press-Verlags arbeitete ein halbes Jahr an „Gelebt. Geliebt. Gerockt“. Nun ist das Buch erschienen.

Es erzählt auf 212 Seiten von 36 Jahren Rockfabrik, den Bands, Fans und den Menschen, die dort gearbeitet haben. Ungeschönt und echt, mal lustig, mal traurig.

Die Einnahmen werden gespendet

Aus den Beiträgen spricht meist eine tiefe Verbundenheit. „Ich werde mich mein restliches Leben mit einem lachenden und einem weinenden Auge an die Nackenschmerzen, den Spaß, die verkaterten Tage danach, die gemeinsamen Abende und Nächte, Seite an Seite mit meinen Freundinnen, Freunden und Eltern erinnern“, heißt es in einem Beitrag.

Vielen Außenseitern bot die Institution so etwas wie Geborgenheit. „In der Rofa findet man immer einen, der noch beschissener aussieht, als man sich fühlt“, beschreibt einer seine tragisch-komische Beziehung mit der Disco. Sie sei eine „wunderbare Location“ gewesen, um den Stress der Woche hinter sich zu lassen und „einfach Metaler zu sein“.

Ralf Preusker ist zufrieden und auch ein bisschen stolz auf seine Arbeit. 41 Beiträge haben der Markgröninger und eine vierköpfige Jury ausgewählt. „Wir waren uns relativ schnell einig“, so Preusker, der das Buch selbst finanziert hat. Die Einnahmen will er für wohltätige Zwecke spenden. „Ich habe mir außerdem überlegt, drei oder vier Autoren zu fördern, die noch nicht die Möglichkeit hatten, ein Buch zu veröffentlichen.“ Der Kleinverleger denkt auch über einen Literaturpreis nach.

Buchvorstellung findet im Cluss-Garten statt

Weil das Buch gut 60 Seiten dicker geworden ist, als ursprünglich geplant, sind auch die Kosten gestiegen. „Aber das war mir irgendwann egal“, sagt Preusker. Dass das die richtige Entscheidung war, zeigt die Resonanz. Obwohl es bislang kaum beworben wurde, ist die Hälfte der ersten Auflage schon vergriffen. „Die restlichen gut 500 Exemplare gehen in diesem Jahr sicherlich auch noch weg“, sagt Preusker, der im Jahr drei bis vier Bücher in den Genres Lyrik und Kinderbuch verlegt.

Der 53-Jährige freut sich besonders, dass auch „viele Nörgler“, die dem Projekt zu Beginn skeptisch gegenüberstanden, bestellt haben. Von Markgröningen aus hat Preusker in den vergangenen Tagen Pakete mit Büchern in die ganze Welt – zum Beispiel in die USA – verschickt. Die Rofa bewegt die Fans immer noch.

Ein weiteres Indiz: Die 140 Plätze bei der Buchvorstellung an diesem Sonntag im Ludwigsburger Cluss-Garten waren innerhalb von einer Woche vergeben. „Das wird ein großes Wiedersehen der ganzen alten Rofaleute“, freut sich Preusker. Er hofft, dass man sich irgendwann auch in der Rofa 2.0. treffen kann – wie auch immer die aussehen wird.