In Gerlingen und Ditzingen sind die Klimaschutzberichte vorgelegt worden. Die Emissionen liegen zum Teil zwar unter dem Durchschnitt des Landes – doch von den Pariser Klimazielen weit entfernt.

Die beiden Nachbarkommunen Gerlingen und Ditzingen haben Nachholbedarf beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Lediglich 2,3 Prozent des lokalen Stromverbrauchs deckt etwa Gerlingen bislang über vor Ort regenerativ erzeugten Strom ab. Das ist eines der Ergebnisse des Klimaschutzberichts der Stadt Gerlingen.

 

Hauptverursacher ist der Verkehr

Hauptverursacher beim CO2-Ausstoß ist in Gerlingen zwar der Verkehr. Doch weil das Gros dieser Belastung auf die Autobahn zurückzuführen ist, die sich der Steuerung durch die Kommune weitgehend entzieht, liegt der Schwarze Peter bei den privaten Haushalten. In Zahlen heißt das: Absolut verursachte Gerlingen im Referenzjahr 2019 rund 137 000 Tonnen CO2. Ohne die Autobahn waren es 94 000 Tonnen, wovon mehr als 40 000 Tonnen auf die privaten Haushalte fiel und knapp 30 000 Tonnen gewerblich verursacht waren. Beim Pro-Kopf-Ausstoß liegt Gerlingen damit gleichwohl immer noch besser als der baden-württembergische Durchschnitt, wie bei der Vorstellung des Berichts durch die Klimaschutzmanagerin im Gemeinderat deutlich wurde. Die vergleichsweise positive Bilanz rührt daher, dass im Land rechnerisch jeder Einwohner mehr als acht Tonnen Treibhausgase verursacht, in Gerlingen trotz der Autobahn aber nur 6,9 Tonnen. Dennoch gilt auch hier: „Wenn man die Pariser Klimaziele erreichen will, muss man unter 1,5 Tonnen je Einwohner kommen“, so Klimamanagerin Alexandra Graf.

„Gerade im Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Sonnenenergie, sind noch große Potenziale vorhanden“, erklärte die Klimamanagerin. Lediglich rund sechs Prozent des diesbezüglich erreichbaren theoretischen Gesamtpotenzials seien in Gerlingen ausgeschöpft. Nicht anders sieht es beim Verkehr und bei der Straßenbeleuchtung aus. Letzteres wird in der Strohgäustadt ganz aktuell in Angriff genommen. Direkt nach dem Vortrag zum Klimabericht sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die Straßenbeleuchtung in der Stadt auf LED-Technik umzurüsten. Das betrifft rund 2300 von knapp 2900 Straßenbeleuchtungspunkten. Reduzierung der CO2 -Emission: rund 70 bis 80 Prozent. Die Projektkosten hierfür liegen bei mehr als einer Million Euro. Die Umrüstung soll in spätestens vier Jahren abgeschlossen sein.

Der bislang verschwindend geringe Anteil an Strom und Wärme aus eigener regenerativer Produktion macht indes auch den Stadträten zu schaffen: So resümierte etwa Martin Nufer (Freie Wähler) im Anschluss an den Klimazwischenbericht: Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Gerlingen sei „der Bereich, an dem wir noch dran bleiben müssen“. Björn Maier von den Grünen wird deutlicher: „Wir sehen jetzt“, so kritisierte der Stadtrat, „dass der Wärmebezug und die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen in Gerlingen erschreckend gering ist.“ Um den Fortschritt zu messen, werden Instrumente und Methoden benötigt. Energie- und CO2-Bilanzen sind ein Beispiel dafür. Werden die Bilanzen regelmäßig fortgeschrieben und mit dem gleichen Bilanzierungstool erstellt, kann die Entwicklung des Energieverbrauchs und der Emissionen überwacht und mit anderen Kommunen landesweit verglichen werden.

In Ditzingen wurden 2019 insgesamt 204 000 Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Das sind 8,2 Tonnen pro Einwohner. Stromverbrauch und Kraftstoffe sind für einen Großteil der Emissionen im Ort verantwortlich. Außerdem verbraucht die Stadt im Bereich Gewerbe bezogen auf die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mehr Energie als im Landes- und Bundesdurchschnitt. Eine dritte Schwachstelle ist laut dem Bericht der Energieverbrauch des Individualverkehrs. Die Bilanz soll in Ditzingen alle drei bis fünf Jahre fortgeschrieben werden.