Die Kreissparkasse muss sich mit ihrem Projekt in der Stuttgarter Straße/Grabenstraße gedulden, weil der Bebauungsplan noch nicht final abgesegnet ist.

Es ist noch immer die Höhe der geplanten Wohngebäude, die die Leonberger Stadträte umtreibt und die sie jetzt im kommunalen Planungsausschuss daran hinderte, ein klares Votum für den Bebauungsplan an der Ecke Stuttgarter Straße/Grabenstraße abzugeben.

 

An dieser Stelle klafft seit einiger Zeit eine tiefe Baulücke. Das ehemalige – in die Jahre gekommene – Direktionsgebäude der Kreissparkasse und das angrenzende Forum sind längst dem Erdboden gleichgemacht. Und das Finanzinstitut steht bereits ungeduldig in den Startlöchern, um sein auf die Zukunft ausgerichtetes Quartiers-Projekt endlich voranbringen zu können.

Einige Fußschritte von der Altstadt entfernt entsteht das neue Direktionsgebäude mit einer Kundenhalle als Beratungszentrum sowie ein Veranstaltungssaal. Zudem sind vier weitere Gebäude mit insgesamt 71 Wohnungen geplant. Diese bleiben im Bestand der Kreissparkasse und werden langfristig vermietet. Insgesamt 25 Prozent der Wohnfläche, das wurde mit der Stadt so vereinbart, werden für preisgebundenes Wohnen zur Verfügung gestellt.

Mehr Schatten als Licht?

Doch einige Anwohner der Unteren Burghalde haben Angst, dass ihnen in ihrer bevorzugten Halbhöhenlage in Kürze die Aussicht genommen wird oder dass sie künftig mehr Schatten als Licht haben werden. Dies hatten sie über ihre Anwälte der Stadt mitteilen lassen. Und mit ihren Sorgen auch die Stadträte sensibilisiert.

Um diese Sorgen aus dem Weg zu räumen, gab die Stadt nun auf der Grundlage dieser Bedenken eine sogenannte Besonnungsstudie in Auftrag. „Zum Teil ist eine Beeinträchtigung gegeben, das wird aber nur ein Thema, wenn es gesundheitsschädigend ist, und das ist nicht gegeben“, fasste Thomas Merkle von Leonberger Stadtplanungsamt die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen. „In diesem Fall ist auch das Interesse der Allgemeinheit höher zu bewerten als das Interesse der Nachbarn“, sagte Thomas Merkle. Immerhin würden auf dieser Fläche 71 Wohnungen geschaffen.

„Anderswo gibt es viele Wohnungen, die gar keine Sonne haben. Doch die Leute kommen gar nicht auf die Idee, einen Rechtsanwalt einzuschalten, um damit andere psychisch unter Druck zu setzen“, sagte die SPD-Stadträtin Christa Weiß (SPD).

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Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) wäre ein rasches und eindeutiges Ja zum Bebauungsplan am liebsten gewesen, damit das Mammutprojekt der Kreissparkasse endlich voranschreiten und der Bau beginnen kann. „Ich dachte, die Kuh sei mit dem Bebauungsplan vom Eis. Wenn wir jetzt das Ganze noch einmal verzögern, widersprechen wir unserem Ansinnen, politisch verlässlich zu sein.“ Hier machte ihn der FDP-Fraktionsvorsitzende Dieter Maurmaier darauf aufmerksam, dass die Räte in einer vergangenen Sitzung zunächst dem Entwurf zugestimmt hätten, der noch keinesfalls in Stein gemeißelt sei.

Kein rasches Ja

Und so brachte Gudrun Sach (Bündnis 90/Die Grünen) noch einmal die Bedenken ihrer Partei wegen der geplanten Gebäudehöhe auf den Tisch. „Wir sind zufrieden damit, dass innerhalb der Stadt mehr Wohnraum geschaffen wird und wir verstehen, dass wir in die Höhe bauen müssen. Doch wir sind der Meinung, dass es eine Begrenzung nach oben geben muss.“ Sie beantragte eine erneute Auslegung des Bebauungsplanes.

Wolfgang Schaal von den Freien Wählern schlug sich auf die Seite von Gudrun Sach. „Ich schlage vor, dass wir das Thema über die Parteien hinweg noch einmal intern abwägen.“ Die Ausschussmitglieder einigten sich schließlich darauf, von einer raschen Beschlussfassung abzusehen.

Der Investor ist in der Pflicht

Eine weitere langwierige Verzögerung durch eine erneute Auslegung wollte der Oberbürgermeister jedoch auf jeden Fall verhindern. So suchte er nach einer Möglichkeit, eine Brücke zu schlagen – und gleichzeitig den Investor in die Verantwortung zu nehmen. Daniel Häußler, er ist bei der Sparkasse Projektleiter für dieses Bauvorhaben, und Ulrich Schütz vom Stuttgarter Beratungsunternehmen Drees & Sommer hatten sich die Diskussion höchstpersönlich im Ratssaal angehört.

Cohn gab ihnen den Auftrag, sich bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 24. Mai, mit den Anwälten der Anwohner, die sich an der geplanten Höhe der Gebäude stören, zu einigen und dieses schriftliche Dokument der Verwaltung zukommen zu lassen. „Wir haben uns schon auf einen Kompromiss verständigt und sind einen Meter in der Höhe runter – und auch unser Bauantrag wird sich, was die Höhe betrifft, deutlich vom Bebauungsplan unterscheiden“, sagte Daniel Häußler. Dies wiederum stimmte den Oberbürgermeister optimistisch. „Da haben sie ja schon fast das Schreiben an die Anwälte formuliert.“ Fehlt also nur noch das Votum der Stadträte.