Der Vorschlag, die Gemeinschaftsschule nach der Löwenbändigerin Claire Heliot zu benennen, hatte viel Kritik eingebracht. 

Leonberg - Die lange bundesweite Liste der Gymnasien, Realschulen, Grundschulen, Kooperationsschulen, Kinderhorte ja sogar Sporthallen, die den Namen Marie Curie tragen, ist um eine Gemeinschaftsschule länger. Mit großer Mehrheit hat der Leonberger Sozial- und Kultusausschuss dem Gemeinderat empfohlen, dass die Schule im Ramtel künftig den Namen der renommierten Physikerin und Chemikerin trägt.

 

Damit wird die August-Lämmle-Schule, wenn der Gemeinderat dem zustimmt, voraussichtlich ab dem neuen Schuljahr, zur Marie-Curie-Schule. Damit soll ein Schlussstrich unter eine jahrelange teilweise sehr heftig geführten Debatte sowohl im Gemeinderat als auch in der Bürgerschaft gesetzt werden.

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Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit des gegenwärtigen Namensgebers der Schule hatte der Gemeinderat im November 2020 beschlossen, die August-Lämmle-Schule umzubenennen. Dafür hatte die Verwaltung im Vorfeld ein Gutachten des Historikers Peter Poguntke in Auftrag gegeben, das die Rolle des bekanntesten schwäbischen Mundartdichters während des NS-Regimes neu bewerten sollte.

Der Gutachter kam zu dem Schluss, dass „Lämmles Texte von einer geradezu peinlichen Verklärung der NS-Ideologie und Verherrlichung Hitlers“ zeugten. Es müsse von einem beispiellosen Opportunismus ausgegangen werden, chauvinistische und antisemitische Phrasen der Nationalsozialisten seien übernommen worden. Als Namensgeber für eine Schule sei Lämmle ungeeignet.

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Im März 2021 wurde die Bürgerschaft aufgerufen, Vorschläge für den künftigen Namen der Schule abzugeben. Aus den zahlreichen eingesandten Vorschlägen hat eine Projektgruppe aus Verwaltung und Vertreterinnen und Vertreter der Schulkonferenz der Löwenbändigerin Claire Heliot den Vorzug gegeben. Das löste eine starke Opposition in Teilen des Gemeinderats aus. Der beauftragte die Projektgruppe, weitere Namensvorschläge zu erarbeiten.

Im Juni traf sich die Gruppe erneut, dieses Mal waren auch Mitglieder des Gremiums dabei, und diskutierte über eine erweiterte Liste mit Namensvorschlägen. In einem mehrstufigen Verfahren wurden ausgewählt: Marie Curie, Berta Haffner, Frei Otto, Simone Veil, Clara Zetkin.

Jeutter: Grenzwertig, was beim ersten Mal abging

„Alles gute Vorschläge“, sagte der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). „Es hat sich gezeigt, dass es einfacher ist, etwas Bestehendes niederzumachen, als kreativ zu sein“, sagte im Ausschuss Axel Röckle (Freie Wähler). Seine Fraktion sieht lieber Berta Haffner als Namensgeberin. Auch Frank Albrecht (SALZ) findet Marie Curie nicht zufriedenstellend. Er hätte lieber mit Simone Veil den großen europäischen Gedanken im Schulnamen gesehen.

„Es war eine klare Entscheidung des Gremiums. Den Ausschlag gab das Profil der Schule ab Klasse 8, das mit den Tätigkeitsgebieten der Nobelpreisträgerin in Chemie und Physik übereinstimmt“, sagte Elviera Schüller Tietze (SPD). Dem schlossen sich auch Gitte Hutter (Linke) und Sebastian Werbke (Grüne) an. Höchste Zeit, einen Knopf an die Sache zu machen, befand Christiane Hug-von Lieven (SPD). „Es war schon grenzwertig, was beim ersten Mal abging“, sagte CDU-Stadtrat Dirk Jeutter.