Bernd Murschel wird Stimmenkönig und holt mit seiner Fraktion acht Sitze. Knapp dahinter landen die Freien Wähler. Die CDU verliert, während die SPD stabil bleibt. Die FDP schafft drei Sitze, auch SALZ und Linke sind vertreten.

Leonberg - Die Bank im Rathaus-Foyer ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Schon seit etwa drei Stunden harren die meisten hier aus. Wie auch schon bei der Auszählung der Europa- und Regionalwahl am Sonntagabend geht es in Leonberg nur schleichend voran. Um 16 Uhr hat Oberbürgermeister Martin Kaufmann noch Hoffnung, dass das Ergebnis für den Gemeinderat bis 18 Uhr steht.

 

Kurz nach 17 Uhr wird der erste Sekt ausgepackt. Nein, der Sieger steht noch nicht fest. Marcel Stürz, Kandidat auf der CDU-Liste und früherer Kreisvorsitzender der Jungen Union, feiert seinen 32. Geburtstag. Das schönste Geschenk wird es aber nicht werden: Trotz Listenplatz fünf reicht es nicht für den Einzug in den Gemeinderat.

Große Sieger des Abends sind die Grünen

Sechs von zuvor acht Sitzen kann seine CDU am Ende retten, andere Kandidaten erhalten aber mehr Stimmen als Stürz. Die Wähler setzen hier auf bekannte Namen wie Fraktionschefin Elke Staubach oder die Handwerksmeister Willi Wendel und Dirk Jeutter. „Es gab aber auch Veränderungen bei der CDU, unser Stimmenkönig Gerhard Schwarz ist nicht wieder angetreten“, meint Staubach zum Ergebnis von 19,6 Prozent (minus 5,6 Prozentpunkte). Ganz knapp geschafft hat es noch Wolfgang Röckle, der allerdings bewusst auf dem drittletzten Platz kandidiert hat und eigentlich nicht mehr rein wollte.

Der große Sieger des Abends sind die Grünen. Mit 24,2 Prozent sichern sie sich acht Sitze im Gemeinderat. Vor fünf Jahren waren es noch 16,6 Prozent gewesen. Mit 14065 Stimmen ist Bernd Murschel auch neuer Stimmenkönig in Leonberg. „Ich bin stolz auf dieses Ergebnis“, sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete. „Natürlich spüren wir den bundes- und landespolitischen Rückenwind. Und die Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Europa. Aber wir haben auch lokal die grüne Politik bodennah vertreten.“ Von der alten Fraktion sind nur noch Birgit Widmaier und Sebastian Werbke dabei, dahinter tummeln sich viele Neulinge.

Knapp dahinter mit 23,1 Prozent landen die Freien Wähler, die weiterhin sieben Vertreter schicken werden. „Wir wollten stabil bleiben und besser als die CDU sein. Beides haben wir erreicht“, meint der Stadtverbandsvorsitzende Wolfgang Schaal. Zwar verliert die SPD mit 14,2 Prozent auch am Engelberg Stimmen, kann aber ihre fünf Mandate verteidigen. „Wir konnten uns nicht von der politischen Großwetterlage befreien“, resümiert Spitzenkandidat Ottmar Pfitzenmaier.

Sektkorken knallen bei der SALZ

Ein kleiner Wahlsieger ist dagegen die FDP, die sich mit 9,7 Prozent der Stimmen (plus drei Punkte) drei Mandate sichert und damit wieder Fraktionsstärke erreicht. Die Sektkorken knallten schon früh bei der Liste SALZ. „Auch wenn uns etwa 0,4 Prozent der Stimmen für ein drittes Mandat gefehlt haben“, sagt Stadtrat Frank Albrecht zu den 7,2 Prozent (plus 2,3 Punkte). Mit Harald Hackert, vor der Fusion Vorsitzender der TSG Leonberg, hat er künftig den wohl prominentesten Neuzugang an seiner Seite. Knapp war es für Gitte Hutter (Linke), der zwei Prozent reichen für den Wiedereinzug.

Klare Mehrheiten gibt es schon länger nicht mehr im Leonberger Gemeinderat. Doch die gute und konstruktive Zusammenarbeit wollen alle Fraktionen und Gruppen fortführen. Dennoch gibt Bernd Murschel schon jetzt die Marschrichtung vor: „Wir sind als stärkste Fraktion die Player, die die Themen vorgeben. Und ich glaube, die anderen werden uns folgen.“