Für den aus Tansania stammenden Pater Gasto Lyimo ist das Miteinander alles. Seit Februar dieses Jahres ist er der katholische Gemeindepfarrer für Weissach, Renningen und Rutesheim.

Weissach - Am Adventskranz im Gemeinschaftsraum brennen zwei rote Kerzen. Über dem schwarzen Sofa, auf dem Pater Gasto Platz genommen hat, hängt ein Kruzifix. Es duftet nach Kaffee, und die großen Fenster des Ordenshauses geben den weiten Blick frei über Weissach, das unten im Tal im strahlenden Dezembersonnenschein liegt.

 

Man könnte in diesem Moment meinen, es gäbe keinen ungeeigneteren Ort, um Menschen in Not zu finden, als die Heckengäugemeinde, die noch vor nicht allzu langer Zeit eine der reichsten Kommunen Deutschlands war. Doch weit gefehlt: „Denn die Menschen sind nicht auf Geld angewiesen, sondern auf das Miteinander“, sagt der Geistliche, der seit Februar dieses Jahres der katholische Gemeindepfarrer für Weissach, Renningen und Rutesheim ist.

Gasto Lyimo vom Orden der Spiritaner ist kein Ingenieur und doch baut er Brücken. Brücken, wie er sagt, zwischen Menschen, und zwar vor allem zwischen solchen, zu denen sonst kaum noch welche führen. In vielen anderen der über 65 Länder rund um den Globus, in denen der Spiritaner-Orden seelsorgerisch wirkt, treffen die Ordensmitglieder auf unterdrückte, entrechtete, vertriebene oder auf einfach sehr arme Menschen. „Hier in Deutschland leiden viele aber vor allem unter Einsamkeit“, sagt der Pater, der in Tansania geboren wurde und vor vier Jahren zum zweiten Mal nach 2009 nach Deutschland kam. „Spiritaner bauen aber auch Brücken zwischen den Kulturen“, sagt der 38-jährige, der aus einer gläubigen Familie stammt. „Deshalb arbeiten wir überall auf der Welt.“ Und also auch in Weissach, wohin die Kommunität 2017 von Stuttgart-Botnang übergesiedelt war. Derzeit leben zwei Ordensbrüder in dem Einfamilienhaus in der Weissacher Halbhöhe, das der Gemeinschaft als Ordenshaus dient.

Pastoraleinheit soll Verstärkung bekommen

Neben dem 38-Jährigen Gasto Lyimo auch Pater Chidi Emezi aus Nigeria. Demnächst soll die Pastoraleinheit noch durch einen dritten verstärkt werden. „Ich bin hier in Weissach vor drei Jahren sofort gut aufgenommen worden“ erzählt der Pater, der sich immer noch überrascht darüber zeigt, wie wenig seine Vorstellungen, die er aus Afrika über Deutschland und seine Bewohner mitgebracht hatte, mit der Realität übereinstimmten. „Ich hatte erwartet, die Menschen seien verschlossen“, sagt Pater Gasto. Es dauere zwar tatsächlich etwas länger als in seiner Heimat, bis die Leute sich öffnen. „Doch dann funktioniert es.“ Der Geistliche, dessen positive Ausstrahlung fast ansteckend wirkt, muss herzhaft lachen, als er das sagt.

Diese Zuversicht war es wohl auch, die ihm half, als er Anfang März die Stelle als Gemeindepfarrer in gleich drei Kommunen und unter bekanntermaßen erschwerten Bedingungen antrat. „Im Februar wurde ich investiert, im März kam Corona“, erzählt Pater Gasto. Plötzlich waren da viele Fragen, die auf den frisch gebackenen Pfarrer zukamen, mit denen nicht nur er damals nicht gerechnet hatte: Wie erreiche ich jetzt noch die Menschen? Was können wir tun, trotz der Pandemie?

Firmungen im November mussten abgesagt werden

„Zum Glück habe ich ein sehr gutes pastorales Team“, sagt der Geistliche. „Aber: wir mussten umdenken.“ Seelsorge fand fortan viel auf dem schriftlichen Weg, am Telefon oder über das Internet statt. Als die Messe nicht gefeiert werden konnte, konzipierte er gemeinsam mit jungen Oberministranten aus der Martinuskirche in Malmsheim eine wöchentliche Online-Messe. Es gab aber auch Rückschläge: Während es gelang, die im April ausgefallenen Kommunionfeiern im Oktober nachzuholen, mussten die Firmungen im November abgesagt werden.

Keine Frage, die Pandemie ist eine Herausforderung, wie Pater Gasto betont. Denn sie stellt nicht zuletzt das, was dem Geistlichen heilig ist, fundamental infrage: „Ich möchte nicht leben, als ob es nur mich gibt“, sagt er.

Das Zusammenleben mit anderen Menschen, und das betrifft sowohl das Miteinander mit den Gläubigen als auch das Leben in der Ordensgemeinschaft, ist dem 38-jährigen neben seiner Beziehung zu Gott das Wichtigste. „Ich bin Ordenspriester geworden wegen der Gemeinschaft als Spiritaner“, erzählt er. „Diese Gemeinschaft trägt mich und spendet mir Hoffnung.“ Und zuletzt es ist wohl auch diese selbst erfahrene Hoffnung, die Pater Lyimo als Ordenspriester und Gemeindepfarrer jeden Tag in seinem Amt weitergeben möchte, an die Gläubigen und an die Trost Suchenden.