Die ukrainischen Kinder, die vorher in Böblingen waren, ziehen ins Bürgerheim in Weil der Stadt. Die Umstellung ist deutlich leichter als die vor fünf Monaten.

Laskáwo prósymo! Herzlich Willkommen in Weil der Stadt!“ Viel Zeit zum Üben hat Weil der Stadts Erster Beigeordneter Jürgen Katz nicht gehabt, bevor er am Freitagnachmittag etwa 67 ukrainische Kinder im Alter von drei bis 17 Jahren mit ihren vier ukrainischen Sozialbetreuern und zahlreiche Helfer im ehemaligen Bürgerheim in der Keplerstadt begrüßen konnte.

 

Mitte der Woche sind sie hier angekommen. Die Umstellung ist deutlich leichter als die vor fünf Monaten, als sie überstürzt aus zwei Kinderheimen in der Nähe von Kiew flüchten mussten. Hilflos gestrandet in Rumänien, konnten sie Mitte März mit Hilfe der Landkreisverwaltung nach Böblingen weiterreisen. Eine erste Bleibe fanden die Kinder und ihre Betreuer in der dortigen Wildermuth-Kaserne, der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg. Hier werden sie jetzt schon vermisst: „Die Kinder werden uns fehlen. Mit ihnen ist es lebendiger und bunter geworden“, bedauert Jürgen von Massenbach-Bardt, Leiter des Instituts für Fortbildung, beim Abschiedsfest in Böblingen.

Helferteam aus ukrainischen Frauen

In Weil der Stadt indessen werden die ukrainischen Kinder von den Helfern freudig begrüßt. Die Keplerstadt verfügt über eine große ukrainische Community, die helfen möchte: „Uns kam die Idee, ein kleines Projektteam von Ukrainern, die hier leben, zu gründen. Viele ukrainische Frauen, die schon länger hier sind, haben sich so zu einem Helferteam zusammengefunden“, erzählt Claudia Wolf vom Weiler AK Asyl, „wir im Arbeitskreis hätten das mit unseren Ehrenamtlichen so gar nicht stemmen können.“

Das ukrainische Projektteam, etwa 25 Frauen, hat sich eigenständig organisiert, um bei der Kinderbetreuung zu helfen. Sie haben an diesem Freitagnachmittag selbst gebackenen Kuchen mitgebracht und feiern mit den Kindern die Ankunft in ihrem neuen Zuhause.

Deutschunterricht und Tagesstruktur

Lisa Artschwager und Franziska Enders von der Jugendhilfe Waldhaus sind auch da. Das Waldhaus hat schon bei der Vermittlung der Kinder nach Böblingen geholfen und sie dort betreut. Auch in Weil der Stadt werden die Kinder durch das Waldhaus, die vier mitgeflüchteten Betreuer und die ehrenamtlichen ukrainischen Helferinnen betreut.

„Außerdem haben wir zwölf pädagogisch ausgebildete Ukrainerinnen angestellt, damit wir die Kinder hier im ehemaligen Bürgerheim beschulen können“, erklärt Lisa Artschwager. Die Kinder lernen hier nicht nur Deutsch, sie haben auch eine Tagesstruktur und sie lernen, sich in der ihnen fremden Kultur zurechtzufinden. Sie lernen ganz alltägliche Dinge, etwa wie man eine Brezel beim Bäcker kauft und wie man mit dem Bus fährt.

Kinder fröhlicher und offener geworden

Hinter Lisa Artschwager scheppert es, ein Ball ist gegen ein Fahrrad geknallt. Sie lacht und winkt mit dem Finger: „Aufpassen!“ gibt sie dem kleinen blonden Fußballspieler zu verstehen, der kichernd den Ball einsammelt und zurück zu seinen Freunden läuft. „Die Kinder sind in den letzten Monaten so viel fröhlicher und offener geworden, man sieht ja, wie sie sich jetzt schon hier austoben!“ freut sich die Sozialarbeiterin. Also dann: Laskáwo prósymo!