Die kommenden Monate werden ein Stresstest – für die Energiebranche und die Verbraucher. Wie sich die Situation für kommunale Versorger entwickelt, hängt auch davon ab, welche Temperaturen uns diesen Winter erwarten.

Ob er eine Gasmangellage fürchtet? Es hängt davon ab, wie der Winter wird, betont Frank Feil, Chef der Ditzinger Stadtwerke. Noch füllen sich die Gasspeicher gut. „Aber wenn es im Winter sehr kalt wird und wir es nicht schaffen, unseren Verbrauch zu reduzieren, könnte es eng werden.“ Eine Prognose sei schwierig und auf die Faktoren könne man kaum Einfluss nehmen, noch ist Feil aber positiv gestimmt. „Ich glaube schon, dass wir es schaffen.“

 

Mit Sorge, aber nicht mit Panik

Was nun alle tun können: „Sparen und verantwortungsvoll mit Energie umgehen.“ Um 15 bis 20 Prozent müssten die Menschen ihren Verbrauch reduzieren, schätzt Feil. Viel kritischer sieht der Geschäftsführer die Lage für 2023. „Entscheidend werden die Zustände im nächsten Jahr und wie wir die Speicher wieder füllen.“

„Mit Sorge, aber nicht mit Panik“ würden aktuell alle aus der Energiebranche auf den Winter blicken, berichtet auch Jürgen Katz, Erster Beigeordneter von Weil der Stadt und Geschäftsführer der Stadtwerke, der EnWdS. Auch er wünscht sich, dass das Thema Energiesparen nun sehr ernst genommen wird. „Die beste Kilowattstunde ist aktuell die, die wir nicht verbrauchen.“

Herausfordernde Zeit für Energieversorger

Stadtwerke wie die in Ditzingen oder Weil der Stadt stehen aktuell vor einer ähnlichen Krisenlage wie andere Strom- und Gasanbieter und deren Kunden. „Es ist natürlich für alle Energieversorger eine herausfordernde Zeit, da die Beschaffungspreise seit über einem Jahr steigen und die Beschaffung generell komplexer und weniger berechenbarer geworden ist“, so Katz.

Die Weiler Energiegesellschaft, die zu 51 Prozent der Stadt und zu 49 Prozent der Energie Calw (EnCW) gehört, hat erst im vergangenen Jahr den Vertrieb von Strom und Gas gestartet. Als „Mini-Stadtwerke“ mit rund 600 Kunden sei man noch ganz am Anfang. „Deshalb sind wir gut beraten, dass wir das im Verbund machen“, so Katz mit Blick auf die Beteiligung der EnCW. Diese setze auf eine Mischung aus lang-, mittel- und kurzfristigen Lieferverträge und habe sich so Gaskontingente im Voraus gesichert. „Sorge macht uns, ob diese bestellte Menge auch ankommt“, sagt Katz.

Preise steigen teils ums Doppelte

Als kleiner Versorger sei man bei den Stadtwerken Ditzingen nicht in einer brenzligeren Lage als die großen Unternehmen. „Der große Versorger hat vielleicht eine eigene Erzeugungsanlage“, so Feil. Aber auch dort seien die Preise vergleichsweise ähnlich gestiegen. Bei den Stadtwerken Ditzingen, die in ihrem Gebiet Grundversorger sind, gab es „heftige Preissprünge“, wie Feil selbst sagt. Bis Ende August haben Kunden hier in der Grundversorgung knapp über 18 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Ab Oktober steigt dieser Preis fast ums doppelte. Zum Vergleich: Nach Daten des Vergleichsportals Verivox kostet die Kilowattstunde für Neukunden im Mittel aktuell 34 Cent.

Zwar plane man bei den Stadtwerken ein Jahr im Voraus und habe Mehrjahresverträge mit verschiedenen Großhändlern. Die gestiegenen Kosten bekomme man aber besonders dann zu spüren, wenn ungeplante Kunden hinzu kommen – was den Stadtwerken als Grundversorger durchaus passieren kann – und man das fehlende Gas kurzfristig auf dem sogenannten Spotmarkt beschaffen muss. „Der letzte Winter war 16 Prozent kälter, da mussten wir nachbeschaffen“, berichtet Feil. Mehrere 100 000 Euro Mehrkosten seien dadurch entstanden.

Ärger um die EnCW

Neukunden, die nicht aus dem Ditzinger Stadtgebiet kommen, nehmen die Stadtwerke schon seit Anfang des Jahres nicht mehr auf, eine Preisbindung gibt es ebenfalls nicht mehr. Wird die heiß diskutierte Gasumlage an die Ditzinger Kunden weitergegeben? „Das kann ich momentan noch nicht sagen“, so Feil. „Wir beobachten die Lage sehr aufmerksam.“ Man wolle sich nicht bereichern und einen Preisvorteil auch dann weitergeben, wenn Gas übrig sei, beteuert er.

Auch in Weil der Stadt gibt man die Umlage ab Oktober weiter, die Gaspreise steigen für Neukunden dann um rund 3,6 Cent pro Kilowattstunde. Die EnCW hatte in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder den Ärger von Kunden auf sich gezogen, weil Verträge mit Preisgarantie erst gekündigt und dann neue, teurere Verträge angeboten wurden. Ob das den Kunden bei der EnWdS auch bevorsteht? „Aus heutiger Sicht werden wir den Strom- und Gaskunden die Preissicherheit bis Ende 2023 anbieten können“, sagt Katz. In Zukunft möchte man den Kunden außerdem vermehrt lokal erzeugten Strom bereitstellen. „Die ersten PV-Anlagen sind in der Umsetzung.“

Weil der Stadt setzt auf PV-Anlagen

Bei den Stadtwerken Ditzingen beschäftigt man sich nun auch mit der Sicherheit des Netzes. Denn dieses bleibt laut Feil nur dann stabil, wenn es unter Druck steht. Wird die Gasmenge, die durch das Netz fließt, aufgrund einer Mangellage gedrosselt oder gar gestoppt, könnte das die Stabilität des Netzes gefährden. Man baue deshalb besonders neuralgische Punkte aus, um einen solchen Fall zu verhindern.