Die Restaurants sind wieder offen. Eindrücke vom Essen unter besonderen Regeln.

Leonberg - Die Runde trifft sich immer mal wieder, um das Wochenende mit einem guten Essen einzuläuten. Doch diesmal ist es anders. „Geht das überhaupt?“, fragt einer aus der Tischgemeinschaft im Vorfeld. „Wir sind zu viele.“

 

Tatsächlich. Acht Leute gehen nicht an einen Tisch, zumindest nicht, wenn sie aus unterschiedlichen Haushalten kommen. Dann werden eben zwei Tische reserviert – in Rufweite sozusagen.

Maskenpflicht fürs Personal

Schon beim Betreten des Restaurants Corfu Palace in der Leonberger Stadthalle ist klar, dass Corona die gewohnten Essen-Geh-Abläufe verändert hat. Auf einem Tisch steht ein Spender mit Desinfektionsmittel bereit. Olivera, die Bedienung, begrüßt die Stammgäste, nicht ohne sie freundlich aber bestimmt zur Handreinigung aufzufordern.

Dann führt sie die Besucher zu den beiden Tischen. Selber dürfen sie dort nicht hingehen. Alle tragen Masken. Das ist Pflicht. Während aber die Gäste den Mundschutz am Platz abnehmen dürfen, herrscht für das Personal ständige Maskenpflicht. Da kann einem schon mal die Luft wegbleiben.

Fast wie bei der Stadtverwaltung

Die Regularien sind damit noch nicht beendet. Jeder Gast muss seinen Namen und wahlweise seine Adresse oder Telefonnummer angeben. Auch das ist Vorschrift, um im Falle einer Infektion die Besucher erreichen zu können. Im Corfu-Palace gibt es dafür Vordrucke, fast wie bei der Stadtverwaltung.

Innen drin ist es recht leer, die meisten Gäste sitzen bei schönem Wetter draußen. Die Stammrunde hingegen bleibt im Restaurant selbst. Da kann man sich wenigstens etwas über die Tische zurufen.

Speisekarten in Folie

Überhaupt die Tische, mit denen ist irgendetwas. Richtig: Decke und Deko fehlen. Auch die Salz- und Pfefferstreuer sind verschwunden. Selbst die bisher buchähnlichen Speisekarten sind anders. Sie sind jetzt in abwaschbare Folie eingeschweißt. „Das Stück kostet 25 Euro“, erklärt Theodoros Gogas. Dem Unterton des Pächters ist zu entnehmen, dass dies nicht der einzige zusätzliche Kostenfaktor ist. „Nach der Zwangsschließung mussten wir sehr viel Essen wegschmeißen“, berichten er und sein Kollege Vassilios Memmos. Auf den Teller kommen nur frische Sachen.

Das hat sich auch nach der Corona-Pause nicht geändert. Ob Lamm, Fisch oder Gyros: Es schmeckt wie vor acht Wochen. Statt der Stoffservietten gibt es jetzt kleine Sets mit Besteck und Papierserviette. Salz und Pfeffer wird in kleinen Tüten gereicht, wie im Flugzeug.

Beim Essen steigt die Stimmung

Für die Gäste kein wirkliches Problem. Und doch ist die Atmosphäre ungewohnt. Das Restaurant wirkt angesichts der reduzierten Tischzahl leer. Und die Gäste sind gehemmter als sonst. Unwillkürlich halten sie am Tisch größere Distanz zueinander, die Bewegungen sind vorsichtig, der Blick auf die zumindest temporär maskierten Freunde gewöhnungsbedürftig.

Als das Essen auf dem Tisch steht, steigt die Stimmung,. Es gibt Lob für die Küche und fürs Personal, das unter diesen erschwerten Bedingungen den gewohnt guten Service zeigt. Und so sind am Ende nicht nur die Gäste zufrieden, sondern auch die Chefs: „Wir hatten schon am ersten Abend 21 Gäste“, berichten Memmos und Gogas. „Und für das Wochenende haben wir zahlreiche Reservierungen. Wir wollen nicht klagen.“

Genug Platz im Sportheim

Das will auch Oliver Schmidt nicht. Der Chef des Sportheims Gebersheim spricht von einem gelungenen Neustart. „Mittags bleiben zwar die Geschäftsessen aus, aber unsere Stammgäste sind alle da.“

Natürlich beschert das Traumwetter am Feiertag Christi Himmelfahrt dem Gastronomen ein riesiges Geschäft. Das Sportheim hat eine sehr große Freifläche. Hier kann der 1,50 Meter breite Mindestabstand zwischen den Tischen problemlos eingehalten werden.

Die Gäste haben großen Durst

Und so haben nicht nur die Vatertagswanderer, die das Sportheim am Ortsrand von Gebersheim zur Stärkung ansteuern, größere Strecken hinter sich. Auch die Bedienungen haben am Ende des Tages so manchen Kilometer gemacht. Bienenfleißig rennen sie mit vollen Tabletts durch die Reihen. Die Gäste haben großen Durst.

Die Sicherheitsvorschriften gelten auch im Biergarten des Sportheims. Oliver Schmidt hat direkt am Eingang eine Art kleine Zollstation aufgebaut. Hier müssen sich die Gäste in Listen eintragen. Die gewohnte Speisekarte gibt es auch nicht. Der Chef hat für den Feiertag ein Angebot zusammengestellt, das kopiert ausliegt.

Toiletten stillgelegt

Die Maskenpflicht gilt im Freien nicht. Wer aber auf die Toilette möchte, muss den Mundschutz anziehen. Wie auch in der Stadthalle sind im Sportheim einige Toiletten stillgelegt. Nebeneinander am Urinal – das ist nicht gestattet.

Unterm Strich sind sowohl die Tagesausflügler in Gebersheim wie auch die Abendgäste im Corfu Palace froh, dass es in der Gastronomie endlich wieder losgeht – allen Einschränkungen zum Trotz.