Im Naturfreundehaus Wanne gibt es Feiertagsessen, der Weinbauer Schopf setzt auf Deftiges.

Leonberg/Gerlingen - Wer auf den Feldwegen jenseits der A 8 zwischen der Abfahrt Leonberg West und Silberberg unterwegs ist, wird sie sehen: jene Schilder, die den Weg zum Naturfreundehaus Wanne weisen. Dort wartet auch in Corona-Zeiten die Familie Wullinger auf Gäste.

 

Seit zweieinhalb Jahren betreibt der 31-jährige Andreas Wullinger gemeinsam mit seiner Frau Jessica, unterstützt vom Vater Siegfried, das Naturfreundehaus Wanne im Leonberger Stadtteil Eltingen. Ursprünglich eine Anlaufstelle zum Rasten vor allem für Wanderer und Spaziergänger, ist aus dem Haus am westlichen Leonberger Stadtrand ein beliebtes Ausflugsrestaurant geworden. Die Gäste kommen nicht nur, um sich mit einem Getränk zu stärken, sondern schätzen zudem die regionale Küche.

Lichtblick im Sommer

Das Konzept der Wullingers – die Tradition des Naturfreundehauses kombiniert mit einem ansprechenden gastronomischen Angebot – schien aufzugehen. Auch im Winter hatte die Familie Reservierungen. Das rustikal gestaltete Lokal am Waldesrand ist zudem für Familien- oder Betriebsfeiern beliebt.

Bis Corona kam. Nichts ging mehr. Ein buchstäblicher Lichtblick war das Sommergeschäft, das wenigstens 55 Prozent des Vorjahresumsatz brachte. Die Regeln waren zwar streng. Die Gäste mussten ihre Speisen und Getränke am Schalter bestellen und später selbst abholen. Aber das störte die meisten nicht. „Im Gegenteil“, sagt Andreas Wullinger. „So hatten unsere Gäste das Gefühl, bei uns im Lokal wirklich sicher zu sein.“

Festangestellte in Kurzarbeit

Doch der positiven Entwicklung in den Sommermonaten folgten durch die staatlich verordnete Zwangsschließung im November echte Probleme. „Unsere beiden festangestellten Mitarbeiter sind in Kurzarbeit“, berichtet der Chef, der zuvor das Renninger Reiterstüble Hypocampus betrieben hatte. „Unsere rund zehn Aushilfskräfte gehen jetzt ganz leer aus.“

Dabei gibt es in der Wanne Speisen und Getränke zum Mitnehmen. Und so mancher Wanderer holt sich nach dem Marsch durch Wald- und Feldwege am Schalter ein Bier oder eine Schorle. „Doch das sind nur Tropfen auf den heißen Stein“, sagt der Chef. „Wir hatten etliche Reservierungen für Weihnachtsfeiern. Alles weg.“ Andreas Wullinger macht keinen Hehl daraus, dass der Betrieb ohne staatliche Hilfe kaum überleben könne. „Aber das kann ja nicht ewig so gehen.“ Dass ausgerechnet die Speiserestaurants schließen müssen, dafür hat er kein Verständnis.

Ein bisschen Mut macht der Familie der Verkauf von Gänsebraten und anderen hochwertigen Gerichten, die in die festliche Zeit passen. „Das kommt gut an, und wir halten so zumindest ein wenig Kontakt mit unseren treuen Gästen.“

Erfolg mit der Schlachtplatte

Mit einem besonderen Angebot wartet auch Hans-Jörg Schopf auf. Doch dass das funktioniert, damit hatte er nicht wirklich gerechnet. „Es ist sehr stark angenommen worden“, bilanziert Schopf die vergangene Woche, „das habe ich nicht gedacht“.

Traditionell ist jetzt die Zeit, in der der Gerlinger Weinbauer eigentlich seinen Besen öffnet. Corona ließ das nicht zu. Irgendwann war dann die Idee geboren, so erzählt Schopf, eine „Schlachtplatte to go“ anzubieten. Am Samstag bestand das letzte Mal die Möglichkeit zur Bestellung.

Freude über Kleinigkeiten

Blut- und Leberwurst, Schweinebauch, Sauerkraut: Man könnte meinen, diese Zusammenstellung sei für ein Gericht, das man abholt, um es zuhause zu essen, weniger geeignet. So dachte auch Schopf. Er hatte vermutet, dass beim Essen zum Mitnehmen eher magere Kost gefragt ist, erzählt er. „Aber das war nicht der Fall.“

Unter den Kunden befand sich nicht nur das Publikum der traditionellen Besenwirtschaft. In die Abholstelle in Schopfs Weindörfle – im Sommer der Ort des Besens – sind auch neue Gäste gekommen, beobachtete der frühere Gerlinger Feuerwehrkommandant. Ob nun ganz neue Kunden oder bekannte Gäste – „etliche bedankten sich“. Die Menschen „freuen sich über Kleinigkeiten in dieser ausgezehrten Zeit“.

Dabei war die Idee kurzfristig umgesetzt worden. „Die Überlegung war: Bevor wir gar nichts unternehmen, machen wir dieses Angebot“, sagt Schopf. Ein Besen in den traditionellen Räumen in den Grundwiesen am Gerlinger Stadtrand unter Corona-Bedingungen „wäre nicht machbar“ gewesen. Dafür ist dort zu wenig Platz.

Keine Konkurrenz zur Gastronomie

Schopf lässt offen, ob es die Schlachtplatte to go 2021 auch dann geben wird, wenn die Situation einen regulären Besen zulassen sollte. Aber eines weiß er sicher: Das Angebot werde keinesfalls über die traditionelle Besenzeit hinaus verlängert. Man wolle den Gastronomen im Ort schließlich keine Konkurrenz machen.