Zwei Warmbronner zeigen ihre grünen Oasen. Der Initiator Markus Unterberger hofft auf mehr Resonanz beim zweiten Durchgang seiner Aktion im August.

Leonberg - Keine Frage, die Gärten von Markus Unterberger und seiner Nachbarin Claudia Mager sind Prachtstücke. Dass ziemlich viel Arbeit nötig ist, um die Flächen am Ortsrand von Warmbronn zu sehenswerten Oasen zu machen, wurde beim ersten Gartenspicker-Rundgang am Sonntagnachmittag deutlich.

 

Der IT-Spezialist Unterberger, Vorstandsmitglied eines Versicherungsdienstleisters, hatte die Idee zu diesem ersten Sonntag der offenen Gärten. „Wenn man in Warmbronn umherspaziert, sieht man so viele schöne Gärten“, sagt er. Manche Gartenbesitzer hätten schon lange ein richtiges Konzept, andere würden ihre Gärten nach Lust und Laune gestalten. Seine Motivation für den Gartenspicker 2020, zu dem er – allerdings recht kurzfristig und online – aufgerufen hatte: „Ich möchte schauen, was andere in ihren Gärten machen.“

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Gerade jetzt in Corona-Zeiten gewinne der eigene Garten an Bedeutung, sagt Unterberger. Viele Menschen hätten so viel Zeit gehabt wie selten, um zu graben, zu pflanzen und zu pflegen. Dem Austausch der Gärtnerinnen und Gärtner untereinander soll eine solche Veranstaltung wie der Gartenspicker dienen. Auch eine Pflanzentauschbörse hält er für eine gute Sache und möchte sie mit auf den Weg bringen. Sein großer Wunsch wäre es, einmal im Jahr einen Tag der offenen Gärten in Warmbronn zu haben.

Doch am Sonntag waren es schließlich nur zwei Gärten, die besichtigt werden konnten. Nachdem ein dritter Gartenbesitzer kurzfristig abgesagt hatte, waren noch Markus Unterberger und seine Nachbarin mit von der Partie. Suzanne Koranyi-Esser vom Gemeindeverein Warmbronn – der Verein hatte die Aktion in seinen Online-Kanälen unterstützt – ließ sich die Gelegenheit, in fremde Gärten zu spicken, nicht entgehen. „Hier kann ich noch etwas lernen“, sagt sie, nachdem Claudia Mager die Arbeit in ihrem Bauerngarten geschildert hat.

„Meine Oma hat Gemüse immer auf die gleiche Weise angebaut“, erzählt Claudia Mager. Sie habe ihr schon früher oft geholfen. Jetzt macht die Orthopädiemechanikerin nahezu alles allein, liest viel übers Gärtnern und tauscht sich mit anderen Hobbygärtnern aus. Ihre Pflanzen zieht sie fast alle selbst, gegossen wird mit Regenwasser. Das Frühbeet stammt noch vom Opa. „Letztes Jahr hatte ich vollen Erfolg mit Auberginen“, erzählt sie begeistert. Von einem beachtlichen Kartoffelfeld („die lockern den Boden auf“) bis hin zu einer breiten Palette an Gemüse und Salat ist alles in ihrem zehn Ar großen Grundstück zu finden. Ins Auge aber fallen vor allem die farbenprächtigen Blumen, die die Beete umranken oder sich lässig an den Zaun lehnen, wie zum Beispiel die violetten Stockrosen.

„Ich bin mit Herzblut dabei“

An den Bauerngarten schließt sich eine kleine Wiese an. Diese mäht Claudia Mager zwei- bis dreimal im Jahr mit der Sense. „Ich habe extra einen Sensen-Kurs gemacht“, sagt die passionierte Gärtnerin und lacht. Sie hat jetzt begonnen, das getrocknete Gras als Mulch auf die Beete zu legen. Das hält Unkraut in Schach und die Feuchtigkeit im Boden. „Und ich muss nicht mehr so viel umgraben.“

Zum Nachbarn Markus Unterberger schlüpft die kleine Besuchergruppe direkt durch ein Gartentörle. Man steht zuerst vor einem Gewächshaus – selbst gebaut, wie so vieles im Garten des 43-Jährigen, der von sich selbst sagt: „Früher hatte ich überhaupt keine Ahnung vom Gärtnern und heute bin ich mit Herzblut dabei.“ Gemüse aller Art, vor allem Tomaten, können in dem Gewächshaus geschützt wachsen. Daran schließt sich „ein Nachbau des Nachbargartens“ an, wie Unterberger schmunzelnd sagt. „Aber die Blütenvielfalt der Nachbarn haben wir noch nicht hinbekommen.“ Mitten im zwölf Ar großen Garten befindet sich ein prächtiger Feldahorn, darunter ein Teich mit Goldfischen.

In einer schattigen Ecke, direkt neben dem Sitzplatz mit dem selbst gebauten Backofen, präsentiert sich ein Waldgarten mit Farnen und Funkien. Drei große Bäume tun ihr Übriges für diesen Eindruck. Klare und gerade Formen und Wege prägen diesen Teil des Gartens. „Wir sind hier so schlicht und eckig, also das krasse Gegenteil von gegenüber“, sagt Markus Unterberger mit Blick auf den Bauerngarten von Claudia Wagner.

Im August soll es eine Neuauflage geben

2007 ist die Familie von Stuttgart nach Warmbronn gezogen und hat eine ehemalige Werkstatt zu einem modernen Domizil umgebaut. „Unser Grundstück war ein schlammiger Acker, in dem wir beim Graben Baustahl und Betonbrocken gefunden haben“, berichtet Markus Unterberger. Davon ist heute rein gar nichts mehr zu sehen. Erst recht nicht, wenn man den rückwärtigen Teil des Gartens betritt, der von vorne nicht einsehbar ist. Dort herrscht eine völlig andere Atmosphäre als auf dem übrigen Grundstück. Das Ehepaar hat hier einen Garten nach japanischem Vorbild angelegt. Zur Inspiration sind die beiden extra nach Japan gereist. Durch jedes der rückwärtigen Fenster von Küche und Essraum ist ein anderer Aspekt zu sehen: ein Brunnen, ein Ahorn, Zierkirschen oder der Zen-Garten. „Wir haben keine Bilder hier im Raum, der Garten muss das ausstrahlen“, erklärt der Hobbygärtner.

Markus Unterberger hätte sich zwar für seine Aktion Gartenspicker 2020 mehr Resonanz gewünscht. Aber er gibt nicht so schnell auf. Noch im August möchte er einen zweiten Anlauf starten und hofft, dass sich dann weitere Gartenbesitzer bei ihm melden und bereit sind, ihre Gartentüren für Interessierte zu öffnen und ihre Begeisterung fürs Gärtnern zu teilen.