Während seine beiden Mitstreiter vor allem programmieren, überlegt der 26-Jährige, wie das Spiel aussieht und wie die Rätsel aufgebaut sind – Gamedesign nennen die Spielentwickler das. Die Rätsel sollen nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer sein, sodass sich Einsteiger genauso angesprochen fühlen wie Vielspieler. Natürlich helfen Sturm die unzähligen Stunden, die er vor dem PC und vor der Konsole verbracht hat bei der Ideenfindung. Wer viel zockt, ist also auch ein guter Entwickler? Sturm zuckt mit den Achseln. Ein bisschen sei das schon so, „aber man muss sich einfach hinsetzen und überlegen“, sagt Sturm.
Viel überlegt hat das Entwicklertrio in den vergangenen Monaten – und auch viel gelernt. Nicht nur, was das Programmieren angeht, sondern vor allem, was es heißt, eine Firma zu gründen und zu führen. Ohne fremde Hilfe wäre das wohl nicht so einfach gewesen. Beim Stuttgarter Sandbox-Programm für Start-ups bekamen die drei unternehmerisches Wissen an die Hand und entwickelten ein grobes Geschäftsmodell. Anschließend bewarben sie sich für ein Förderprogramm der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) und bekamen 20 000 Euro, um den Prototypen weiter zu entwickeln. Von weiteren 60 000 Euro hat das Trio unter anderem drei freie Mitarbeiter angestellt, die zum Beispiel die hasenähnlichen Spielfiguren zeichnen, die der Spieler in „Get together“ steuert.
Land hofft auf Impulse für andere Branchen
Mittlerweile spielt jeder zweite Deutsche unabhängig von Alter und Geschlecht am Handy, Computer oder Konsole. Die Branche wächst und ist auch in Baden-Württemberg ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. „Mit der Gamesförderung wollen wir dazu beitragen, dass auch hier qualitätsvolle Spiele entwickelt werden und ihren Markt finden“, sagt Angela Frank, Leiterin des Bereichs Kultur- und Kreativwirtschaft bei der MFG. Aber das Land erhofft sich von der Förderung noch mehr. Weil die Branche zu den am weitesten digitalisierten Wirtschaftsbereichen gehört, soll sie auch anderen Bereichen wichtige Impulse geben. Dementsprechend versucht man, die Spieleentwickler nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Branchen zu vernetzen. Auch in Schulen sind die Spiele made in Baden-Württemberg immer gefragter – ein weiterer Grund, warum talentierte Entwickler im Land gehalten werden sollen.
Aus unserem Plus-Angebot: Deutsche spielen länger und geben dafür mehr Geld aus
Zwar kommen die großen Welterfolge in der Spielewelt immer noch aus den USA, Japan und Kanada, aber auch das Ländle spielt inzwischen mit. Zum Bekanntesten, was Baden-Württemberg zu bieten hat, gehört Black Forest Games aus Offenburg. Das Studio hat im Sommer mit „Destroy all humans“ ein international beachtetes Konsolenspiel auf den Markt gebracht. Daneben gibt es über 60 kleine und mittlere Entwickler- und Publisherfirmen, die im ganzen Land verteilt sind.
Ein Preisträger aus Ludwigsburg
Zu den kleinen gehört auch noch das Studio Sterneck. Moritz Reinert, Nico Scham und Simon Sturm müssen sich erst noch etablieren auf dem umkämpften Markt. Und wenn daraus nichts wird? „Wir haben so viele Kontakte geknüpft, dass wir wahrscheinlich irgendwo anders anfangen könnten“, sagt Scham. Es selbst zu schaffen, ist aber das Ziel. Ansporn dürfte ein Besuch ein paar Tische weiter geben. Dort sitzt die Firma Navel, die auch einmal klein angefangen hat. In diesem Jahr wurden die Ludwigsburger für ihr Nintendo-Switch-Spiel „Tilt Pack“ mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet.
3,4 Milliarden Euro für Spiele
Entwickler
Das Studio Sterneck wurde im Oktober 2019 gegründet. Die drei Entwickler arbeiten hauptsächlich an ihrem Spiel „Get together“, bieten aber auch Dienstleistungen für die Plattform Unity3D an. Mehr Infos im Netz: www.studio-sterneck.de
Branche
In Deutschland gibt es rund 620 Unternehmen mit etwas über 10 000 Beschäftigten, die in den Bereichen Spieleentwicklung und –vertrieb tätig sind. Von den 3,4 Milliarden Euro Rekordumsatz verbleiben aber gerade einmal 168 Millionen Euro bei deutschen Spielentwicklern. Der Verband der deutschen Games-Branche fordert deshalb eine bundesweite Förderung. Baden-Württemberg unterstützt jährlich mit 0,6 Millionen Euro. Bayern (2,5 Millionen Euro), Nordrhein-Westfalen (3) und auch Berlin/Brandenburg (1,7) geben deutlich mehr.