Die Stadt beantragt beim Kultusministerium, den „G9-Versuch“ für die örtliche Schule um fünf Jahre zu verlängern.

Rutesheim - Es gibt keinen Grund, an dem Erfolgsmodell G9 nicht festzuhalten“, hat es der Bürgermeister Dieter Hofmann unmissverständlich formuliert. Diese Meinung teilt auch der gesamte Gemeinderat und hat einstimmig beschlossen, für das örtliche Gymnasium die vom Kultusministerium ermöglichte Verlängerung des so genannten „G9-Schulversuchs“ um fünf Jahre zu beantragen.

 

Zustimmung haben auch die schulischen Gremien signalisiert: die Schulkonferenz einstimmig, die Gesamtlehrerkonferenz mit 55 zu drei Stimmen. „Die regelmäßige hohe Anzahl von Neuanmeldungen und Neuaufnahmen in Klassenstufe 5 seit der Einführung von G9 zum Schuljahr 2013/2014 belegen, dass dies die richtige Entscheidung war und ist“, sagte Hofmann. Er ist überzeugt, dass die Voraussetzungen am Gymnasium Rutesheim in idealer Weise erfüllt sind und dieses sehr gut erreichbar ist.

Es gibt 168 Fünftklässler in diesem Schuljahr

Zum Schuljahr 2004/2005 hat Baden-Württemberg flächeneckend G8 eingeführt und der „Doppeljahrgang G9 und G8“ hat zum Ende des Schuljahres 2011/2012 gemeinsam das Abitur abgelegt. Doch so richtig eingeschlagen hat das nicht. Es gab reichlich Kritik und unzufriedene Stimmen und so hat das Kultusministerium Anfang 2012 den Schulversuch „Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemein bildenden Gymnasien“ gestartet, ihn auf maximal 44 der rund 300 Gymnasien im Land – verteilt auf zwei Tranchen à 22 Gymnasien – begrenzt.

Die Schulkonferenz des Gymnasiums Rutesheim hat sich 2011 einstimmig grundsätzlich für eine Teilnahme und somit für das Angebot für ein Abitur mit zwei Geschwindigkeiten ausgesprochen. 2012 hat auch die Gesamtlehrerkonferenz signalisiert, dass sie mitmachen will. Bei der ersten Tranche kam Rutesheim nicht zum Zug, aber bei der zweiten und so wurde die Schule die einzige der allgemein-bildenden Gymnasien im Landkreis, die G9 anbietet.

„Wie zu erwarten war, haben die Schüler und ihre Familien mit den Füßen abgestimmt und die Schülerzahlen in G9 sind eindeutig“, sagt Dieter Hofmann im Rückblick. Denn der Rutesheimer Bürgermeister war von Anfang an ein starker Verfechter für das G9. Außer 2014, als 218 Kinder für sieben Klassen 5 und 2015, als 146 für fünf Klassen 5 angemeldet waren, mussten in dem vierzügigen Gymnasium immer sechs Klassen 5 gebildet werden. Auch gegenwärtig sind 168 Kinder in sechs Klassen 5 eingeschrieben: 49 kommen aus Rutesheim, 26 aus Weissach, 24 aus Leonberg, zwischen zehn und 14 aus Friolzheim, Heimsheim, Mönsheim und Wimsheim. Aber auch aus anderen Kommunen des Enzkreises, ja selbst aus dem Kreis Esslingen sind Kinder eingeschrieben.

Es wurde noch kein Kind abgewiesen

Der „Schulversuch G9“ war zunächst bis zum Schuljahr 2019/2020 (für die Aufnahme von Fünftklässlern) befristet. Im April 2017 hat dann die Landesregierung beschlossen, den Schulversuch um fünf Jahre zu verlängern. Damit hat sie einen Auftrag des Koalitionsvertrages der beiden Regierungsparteien umgesetzt. Die 22 Schulen, die im Schuljahr 2013/2014 in der zweiten Tranche mit G9 gestartet sind, also auch Rutesheim, können somit nach dem heutigen Stand letztmals zum Schuljahr 2024/2025 neue Schüler in G9 aufnehmen.

Doch damit zufrieden geben will sich Rutesheim nicht. „Wir hoffen und fordern, dass den 44 G9-Gymnasien in Baden-Württemberg ermöglicht wird, dies nicht nur für weitere fünf Jahre, sondern unbefristet fortsetzen zu können“, heißt es im Beschluss des Rates. Allerdings hat das Gremium auch festgehalten, dass es nicht gewillt ist, das Schulgebäude auszubauen, wenn der Ansturm auf G9 noch größer wird. Doch die Gefahr ist gering. Selbst bei 218 Fünftklässlern wurden genügend Räume gefunden. „Abgewiesen wurde noch kein Kind und mit dem Wegfall der Förderschule gewinnt das Schulzentrum weitere Räume dazu“, beruhigte Hofmann.

Schulpolitik ist Ländersache

Bewegung
Die Schulpolitik ist bei G9 in den Bundesländern allerdings in großer Bewegung. Rheinland-Pfalz hat als einziges der alten Bundesländer G8 nie flächendeckend eingeführt. Niedersachsen kehrte nach den Sommerferien 2015 als erstes Bundesland komplett zum Abitur nach 13 Schuljahren zurück. Leistungsstärkeren Schülern soll aber weiter die Möglichkeit eingeräumt werden, schon nach zwölf Jahren das Abitur zu machen.

Wahlfreiheit
Nordrhein-Westfalen bietet beide Optionen G8 und G9. Bayern plant für Gymnasien ab dem Schuljahr 2018/2019 ohne Vorgaben für G9 den Besuch freizustellen. Hessen hat mit dem Schuljahr 2013/2014 die Wahlfreiheit der Gymnasien zwischen G8 und G9 eingeführt. Dies wird wohl zumindest in den Bereichen entlang den gemeinsamen Landesgrenzen zu Bayern und Hessen Auswirkungen auf die künftige Schulpolitik von Baden-Württemberg haben.