Zum zweiten Mal in Folge wird die Saison im Amateurfußball abgebrochen. Es gibt keine Auf- und Absteiger.

Leonberg - Rien ne va plus – (fast) nichts geht mehr im Amateurfußball in dieser Saison. Die Entscheidung des Beirates im Württembergischen Fußballverband (WFV), die laufende Runde abzubrechen und zu annullieren, dürfte für keinen überraschend gekommen sein. Die Kritik daran, die allerorten laut wird: Sie kam viel zu spät.

 

Punktspielrunde Ob in einer Pandemie überhaupt noch von sportlichen Gewinnern und Verlierern gesprochen werden kann, sei dahingestellt. Fakt ist: Weil es weder Auf- noch Absteiger gibt, ist der Altkreis Leonberg auch in der kommenden Saison – wann immer die auch beginnen mag – mit zwei Mannschaften in der Verbandsliga vertreten. Der TSV Heimerdingen darf sich somit ein drittes Mal in der höchsten württembergischen Spielklasse versuchen. Bereits in der vergangenen Saison stand das Team zum Zeitpunkt des Abbruchs als Viertletzter auf einem Abstiegsrang.

Klassenerhalt für das Schlusslicht

Diesmal leuchtete in Heimerdingen mit sechs Punkten nach zwölf Partien die Rote Laterne. „Gefeiert haben wir nicht. Aber wir freuen uns natürlich, dass wir noch eine Chance kriegen, das schlechte Jahr, das wir hatten, zu korrigieren“, sagt der Abteilungsleiter Uwe Sippel. Die Kehrseite der Medaille: Die zweite Mannschaft muss einen neuen Anlauf in Richtung Kreisliga A nehmen. Nach sieben Spielen führte die Mannschaft die Tabelle der Kreisliga B 5 an.

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Wie der Konkurrent aus Heimerdingen steht auch die SKV Rutesheim mit zwölf Zählern noch unter dem Strich. Der zu Jahresbeginn angetretene neue Trainer Marcel Pfeffer darf die Glückwünsche zum Ligaerhalt entgegennehmen. Das auch noch ungeschlagen – aber eben auch ohne Spiel. „Wir hätten es genommen, wie es gekommen wäre“, sagt Pfeffer, ohne dabei zu verhehlen, dass ihm mit der neuen Mannschaft eine gründliche Vorbereitung natürlich wesentlich lieber ist, als wenn er jetzt ins relativ kalte Wasser hätte springen müssen. Die Hand reichen kann Marcel Pfeffer seinem Kollegen Tobias Buck. Auch der sollte als Interimscoach den TSV Merklingen vor dem Abstieg aus der Bezirksliga retten. Der Auftrag ist erfüllt, könnte Buck jetzt sagen. Er übergibt einen Bezirksligisten an seinen Nachfolger Gianluca Crepaldi.

Umbruch wird fortgesetzt

Auch für den TSV Höfingen hatte es im Bezirksoberhaus mit zwei Zählern nach acht Begegnungen düster ausgesehen. Ob Klassenerhalt oder nicht: Der eingeleitete Umbruch sollte fortgesetzt werden. Deshalb sagt der Trainer Marco Buttice: „Dass wir jetzt noch eine Saison in der Bezirksliga spielen können, ist der einzig positive Aspekt an der Gesamtsituation.“

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Diesen positiven Aspekt zu finden, fällt Spielern und Verantwortlichen bei der Spvgg Warmbronn schon etwas schwerer. Nach sieben Spielen und 18 Punkten in der Kreisliga A 2 auf Platz eins stehend, kann man schon mal einen Gedanken an die Bezirksliga verschwenden. Nach der WFV-Entscheidung heißt es nun aber: Aus der Traum – alles auf Null. Und das gleich zweimal. Denn auch die zweite Mannschaft steht in der Kreisliga B 4 ganz oben in der Tabelle.

Weiße Weste in der B-Liga

Noch bessere Karten im Titelrennen hat hier aber der zweitplatzierte SV Leonberg/Eltingen II. Nach sechs Spielen und sechs Siegen ist die Weste des Kreisligisten noch weiß.

Dafür ist dem Leonberger Landesligateam ein womöglich nervenaufreibender Kampf um den Klassenerhalt erspart geblieben. Unabhängig davon sagt der Trainer Benjamin Schäffer: „Für mich war diese Entscheidung längst überfällig. Am Ende geht es doch aber in der jetzigen Situation um etwas anderes: gesund zu bleiben und den Job zu behalten.“

Pokalrunde

Ein Hintertürchen ist noch einen Spalt breit offen geblieben. Die Bezirke können entscheiden, wie sie mit den Pokalwettbewerben auf dieser Ebene umgehen. Doch auch da drückt die Zeit. „Die Saison endet am 30. Juni“, sagt der Bezirksvorsitzende Hans Jörg Arnold, „das Finale könnte man sogar noch auf den 4. Juli legen. Aber die Wechselperiode beginnt ja auch schon wieder am 1. Juli. Ich glaube eher nicht dran, dass wir das noch hinkriegen.“ 16 Mannschaften sind im Bezirk Enz-Murr noch im Rennen. Darunter drei Teams aus dem Altkreis Leonberg: GSV Hemmingen, SV Gebersheim, TSV Heimerdingen II.

Strukturreform

Der Beirat hat eine zweite wichtige Entscheidung getroffen. Befürwortet wurde die geplante Reform der Bezirksgebiete und der Spielklassen. Die bisherigen 16 WFV-Bezirke sollen auf zwölf reduziert werden. Den vier Landesliga-Staffeln wären dann jeweils drei statt bislang vier Bezirksligen untergeordnet. Für den Bezirk Enz-Murr, der mit aktuell 188 Mannschaften zu einem der größten im Verbandsgebiet gehört, bliebe alles wie gehabt. Im Bezirk Stuttgart beispielsweise ergäbe sich vor allem für die Bezirksligisten eine Veränderung. Sie würden fortan mit den Böblinger Teams eine gemeinsame Staffel bilden.

Ursprünglich hätte der Verbandstag auf seiner nächsten regulären Sitzung am 24. Juli endgültig über die neue Struktur entscheiden sollen. Dieses Datum haben die Verantwortlichen des WFV verworfen, da sie das zukunftsweisende Thema in einer Präsenzveranstaltung mit allen Delegierten final behandeln wollen. Angepeilt wird hierfür nun eine außerordentliche Sitzung im ersten Halbjahr 2022. Greifen soll die Reform von 2024 an.