Der Auftakt nach der Winterpause in der Verbandsliga hat es gleich in sich: Rutesheim hat am heutigen Abend den Tabellendritten aus Hollenbach zu Gast.

Rutesheim - Fußball ist die schönste Nebensache der Welt – so heißt es zumindest. Wer einem Verein über 30 Jahre lang, erst selbst als Spieler und dann im mittlerweile achten Jahr als Trainer der ersten Mannschaft, die Treue hält, für den dürfte dieser Sport fast schon ein bisschen mehr sein. Bei Rolf Kramer haben sich die Gewichtungen im Leben nun verschoben. Seit etwas mehr als einer Woche ist er Vater einer Tochter. Diejenigen, die nun Bedenken haben, dass er in den verbleibenden 14 Spielern dieser Saison vielleicht nicht mehr so ganz bei der Sache ist, nimmt er aber gleich den Wind aus den Segeln: „Wir sind gerade dabei, das einzupendeln. Das kriegen wir schon alles hin.“

 

Es könnte am Ende der Saison ja schließlich etwas Historisches werden. Wenn die SKV auch am 8. Juni noch an der Tabellenspitze steht, dann wäre eine der größten Überraschungen der Ligageschichte perfekt: der Aufstieg in die Oberliga. Vor dem ersten Punktspiel dieses Jahres am heutigen Freitag (19 Uhr) zuhause gegen den Tabellendritten FSV Hollenbach will der Übungsleiter von dieser Dimension gar nichts wissen: „Das ist kein Thema bei uns. Wir gehen dieses Spiel an, mit dem Bewusstsein, dass der Erste gegen den Dritten spielt und wir auch danach noch da stehen wollen, wo wir jetzt sind.“

Nach 33 Punkten aus 16 Begegnungen und nur einer Saisonniederlage traut die Konkurrenz dem Fast-Absteiger der vergangenen Runde den ganz großen Coup immer noch nicht zu. Einzig der Spielleiter des VfL Sindelfingen, Siegfried Seider, tippt auf die SKV als Meister. Am höchsten im Kurs stehen die Verfolger aus Hollenbach und Dorfmerkingen. Beim Tabellendritten wurde das Saisonziel leicht nach oben korrigiert. Anstatt Platz eins bis fünf heißt es jetzt eins bis drei. „Wenn wir die Möglichkeit hätten aufzusteigen, würden wir sie natürlich auch nutzen wollen. Aber wir müssen nicht“, sagt FSV-Trainer Martin Kleinschrodt. Vom bisher enttäuschenden Topfavoriten kommt eine Kampfansage. Joachim Kiep, Spielleiter des TSV Essingen: „Die Erwartung ist, dass wir jetzt noch einmal oben anklopfen.“

Ob seine Mannschaft weiter unter dem Radar fliegt oder nicht, ist Rolf Kramer ziemlich egal: „Die Aussagen der anderen interessieren mich nicht.“ Sein Hauptaugenmerk gilt dem Trainingszustand seiner Schützlinge nach der Vorbereitung. Und da hat der Übungsleiter ein „relativ gutes Gefühl, was die Physis angeht.“

Innerhalb des Teams ist die Konkurrenz noch größer geworden. Moritz Wemmer, Tobias Weiß und Dimitriy Lubenskiy haben im Gegensatz zur Vorrunde regelmäßig trainiert. Im Aufstellungspuzzle wird es Härtefälle geben. Wie die Mannschaft und jeder einzelne damit umgeht, muss sich jetzt zeigen. „Das ist nochmal eine Herausforderung im letzten halben Jahr“, sagt Rolf Kramer.

Die Aufstellung beim 3:1 im letzten Test gegen den Ligarivalen VfB Neckarrems dürfte der vom heutigen Abend schon sehr nahe gekommen sein. Einzig Joshua Schneider muss wegen einer Schleimbeutelentzündung an der Achillesferse voraussichtlich passen. Keven Müller könnte ihn hinten rechts ersetzen. Auf der linke Seite übernimmt Luca Alberici den Part von Patric Vaihinger, der nach einem Praktikum in Südafrika erst vor zehn Tagen wieder zur Mannschaft gestoßen ist. Vorne baut Kramer auf die Schnelligkeit und Dynamik von Noah Lulic und Salvatore Catanzano. Im Sturmzentrum hat Gianluca Crepaldi in den vergangenen zwei Wochen noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht und sich in den letzten drei Testspielen als Torschütze und Vorbereiter ausgezeichnet.

Es ist angerichtet. Hollenbach kann kommen. Kramer: „Wir wollen ein paar Sachen auf das Fußballfeld bringen, ohne dass wir uns am Ende entschuldigen müssen, dass wir gewonnen haben.“