Der 16-jährige Riccardo Scarcelli aus Gerlingen will den Sprung ins Profi-Lager schaffen. Derzeit spielt er in der B-Junioren-Bundesliga für den 1. FC Heidenheim und muss dort im Internat Sport und Schule unter einen Hut bringen.

Gerlingen -

 

Termine wie kürzlich die Sportlerehrung der Stadt Gerlingen kriegt Riccardo Scarcelli nicht mehr in seinem Terminkalender unter. Der 16-Jährige gehört zu den talentiertesten Fußballern seiner Altersklasse in Württemberg und war an diesem Tag mit dem Auswahlteam des württembergischen Fußball-Verbandes bei einem Lehrgang in der Sportschule Ruit. Seit Juli vergangenen Jahres liegt der Lebensmittelpunkt des Nachwuchstalents ohnehin rund 100 Kilometer von Gerlingen entfernt: Riccardo Scarcelli hat den Sprung in die B-Junioren-Bundesliga geschafft und spielt für den 1. FC Heidenheim.

Mit dem Kicken begonnen hat er im Alter von vier Jahren beim FC Gehenbühl. Mit acht Jahren wechselte er zu den Stuttgarter Kickers, bei denen er fünf Spielzeiten lang ausgebildet wurde. Anschließend ging er zum SGV Freiberg, weil dieser in der Oberliga eine Klasse höher als die Kickers spielte. „Dort haben mich Heidenheimer Scouts im Alter von 15 Jahren entdeckt“, erzählt Riccardo Scarcelli.

Im Nachwuchsleistungszentrum des Zweitligisten muss der Gerlinger nun versuchen, Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen, um seinen Traum vom Profifußball zu realisieren. Bis 13 Uhr steht von Montag bis Freitag Unterricht im Internat auf dem Programm der Nachwuchskicker. „Zum Mittagessen gehen wir dann ins Fechtzentrum“, sagt Riccardo Scarcelli. Nachmittags müssen erst die Hausaufgaben erledigt werden, bevor viermal in der Woche die knapp zweistündigen Trainingseinheiten anstehen. Nur am Donnerstag haben die B-Junioren einen freien Abend.

In seiner zweiten Saison in der Bundesliga tut sich der FCH-Nachwuchs schwer: Nach einem guten siebten Platz in der vergangenen Saison kämpft das Team von der Ostalb als Tabellenvorletzter in dieser Runde um den Klassenverbleib. Nach zwei Unentschieden zum Saisonstart führten acht Niederlagen in Folge dazu, dass die Heidenheimer sich im Abstiegskampf befinden. Erst am 16. Spieltag gab es den ersten Saisonsieg, der beim 2:1 beim Tabellenzweiten TSG 1899 Hoffenheim allerdings ein Paukenschlag war. „Unser Trainer hat uns damals unglaublich gepuscht“, sagt der 16-Jährige. Weitere Siege gegen das Tabellenschlusslicht SSV Ulm und den VfB Stuttgart nährten in der Folge die Hoffnung auf den Klassenverbleib. „Wir sind jetzt auf einem sehr guten Weg und vor allem defensiv bärenstark.“ Zuletzt feierten die Jungs zu Hause einen wichtigen 2:1-Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden U 17.

Riccardo Scarcelli wird beim FCH im linken offensiven Mittelfeld eingesetzt. In Sachen Vorbilder orientiert er sich an den ganz Großen: Zu Eden Hazard (FC Chelsea) und Neymar (Paris St. Germain) blickt er auf. Als seine Stärken sieht der Fußballer seine Beidfüßigkeit, sein Dribbling, seine Fähigkeiten in 1:1-Situationen und seinen Abschluss. Zwei der bisher 17 Saisontore gehen auf sein Konto. „Ich kann mich aber noch in allen Bereichen verbessern, vor allem in der Defensivarbeit.“ Ein paar Mal hat der 1,73 Meter große und 67 Kilogramm  schwere Scarcelli  schon  bei den A-Junioren mittrainiert.

Er hofft, in der nächsten Saison dort regelmäßig eingesetzt zu werden. Langfristig wünscht sich der Fan des AC Mailand, in den Profikader des Zweitligisten aufgenommen zu werden. Der Traum von Ricky, wie ihn seine Mitspieler rufen, wäre ein Engagement in der englischen Liga. Am fehlenden Sprachtalent wird es mit Sicherheit nicht scheitern. Der 16-Jährige spricht neben deutsch und italienisch auch englisch, spanisch und – dank seiner Mutter – ungarisch.

Seine Eltern sind ohnehin seine größten Fans. „Sie sind bei allen Heimspielen und bei den meisten Auswärtsspielen dabei“, freut sich der Gerlinger, dessen Mitspieler größtenteils aus dem Großraum Stuttgart und von der Schwäbischen Alb kommen. Einer hatte zuvor aber sogar bei Bayern München gespielt. Nach Gerlingen, wo sein zwei Jahre älterer Bruder beim FC spielt, kommt Riccardo Scarcelli nur noch in den Weihnachts- und Osterferien, oder wenn er mal ein spielfreies Wochenende hat. „Zu meinen Schulfreunden habe ich aber immer noch Kontakt“, betont der 16-Jährige, der trotz großer Träume seine Wurzeln nicht vergisst.