Der Heimsheimer Luca Bolay steht beim Zweitligisten Karlsruher SC unter Vertrag. Gegen Darmstadt 98 debütierte er im Profifußball – und das soll nicht sein letzter Einsatz gewesen sein.

Es war eine hektische Schlussphase in der Partie des Karlsruher SC gegen den SV Darmstadt 98. Die Gäste hatten in der 88. Minute das 2:1 erzielt und sich zu diesem Zeitpunkt an die Tabellenspitze der zweiten Bundesliga gesetzt. Luca Bolay war nach dem Warmmachen schon wieder auf dem Weg zur Bank, als ihm die Trainer signalisierten, dass er eingewechselt werden sollte. KSC-Kapitän Jerome Gondorf hatte sich verletzt, ein Ersatz im linken Mittelfeld musste für die Schlussminuten her. So erfüllte sich unerwartet plötzlich der Traum von Luca Bolay, der sich von Heimsheim aus aufgemacht hatte, um im Profifußball Fuß zu fassen.

 

„Das war wirklich völlig unerwartet, ich hatte überhaupt keine Zeit, um nachzudenken“, erinnert sich der 20-Jährige an den 15. Oktober, an dem sein Name erstmals für sieben Minuten in den Statistiken der zweiten Liga geführt wird. „Damit ist ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen, das gibt mir einen Riesen-Push“, erzählt Luca Bolay, der bereits seit sechs Jahren das KSC-Trikot trägt.

Mit dem Kicken begonnen hatte er als Vierjähriger beim TSV Hausen, da der TSV Heimsheim Kinder erst ab fünf aufnahm. Von Heimsheim wechselte er zur SKV Rutesheim. Bei einem Hallenturnier wurde ein Späher des Karlsruher SC auf den Linksfuß aufmerksam, wo er sich im Alter von 13 Jahren bei Probetrainings empfehlen konnte. Drei Jahre lang pendelte er zwischen Heimsheim, dem Gymnasium in Rutesheim und Karlsruhe, ehe er mit 16 Jahren auf das Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe wechselte und mit zwei Mitspielern zusammen in eine Wohngemeinschaft in der Nähe zog.

Er durchlief alle Jugendmannschaften des KSC und schaffte es, Fußball und Schule unter einen Hut zu bringen. Nachdem er sein Abitur abgelegt hatte, unterschrieb er im vergangenen Sommer seinen ersten Profivertrag bei den Badenern – mangels Perspektive auf Einsätze in der zweiten Bundesliga ließ sich Luca Bolay zum 1. FC Nürnberg II ausleihen und spielte in der Regionalliga Bayern, um Spielpraxis zu bekommen.

Fünfmal stand Luca Bolay im Spieltageskader

In dieser Saison will er sich im Kader des Zweitligisten beweisen, auch wenn die Chancen auf Einsätze angesichts der Konkurrenz von Philip Heise (31) und Kilian Jakob (24) auf der Linksverteidigerposition eher gering sind. „Ich gebe aber in jedem Training mein Bestes und will meinen Teil dazu beitragen, dass der KSC wie geplant eine sorgenfreie Saison spielen kann“, sagt Luca Bolay, der die Nummer 41 trägt und bisher fünfmal im Spieltagskader stand.

Sein großes Vorbild ist kein Linksverteidiger, sondern Cristiano Ronaldo. „Ich bewundere seine Mentalität und seine Einstellung zum Sport“, erklärt Luca Bolay, der seinen linken Fuß für eine seine größten Stärken hält. „Meinen linken Fuß liebe ich, den rechten habe ich eigentlich nur zum Stehen“, sagt er schmunzelnd. Der 20-Jährige mag es zudem, sich als eingerückter Verteidiger in den Spielaufbau einzuschalten. „Ich habe gerne den Ball“, sagt der Heimsheimer. Als sein größtes Defizit hat er seine körperliche Robustheit ausgemacht. Kein Wunder: Bei 1,75 Meter und 68 Kilogramm bekommt er es in der zweiten Liga regelmäßig mit ganz anderen Gewichtsklassen zu tun.

Auf dem Radar von KSC-Trainer Christian Eichner

Akklimatisiert hat er sich als Schwabe in der badischen Metropole schon lange. „In meiner Kindheit war ich VfB-Fan, das hat sich geändert“, sagt er. Er ist auch nicht der Einzige mit schwäbischen Wurzeln im Team – Trainer Christian Eichner wohnt in Rutesheim, hat sich jedoch mittlerweile aufgrund seiner Verdienste als Spieler und Coach den Status eines KSC-Urgesteins erworben. Luca Bolay will alles dafür tun, dass ihn der Trainer weiter auf dem Radar hat. „Es war klar, dass ich nicht auf viel Spielzeit hoffen kann. Aber jetzt habe ich mich ein Stück in den Kader reingespielt“, zeigt sich der Heimsheimer mit seiner Situation nicht unzufrieden. Er will für den Fall der Fälle parat stehen und hofft, dass zu seinen sieben Zweitliga-Minuten weitere hinzukommen.