Der ehemaligen Zweitligaspielerin Lisa Lang ist der TSV Münchingen ans Herz gewachsen. Seit dieser Saison betreut sie die Verbandsliga-Frauen.

Münchingen - Fußball ist für Lisa Lang aus Gerlingen mehr als nur ein Hobby. Es ist eine Sportart, die die 27-Jährige fasziniert und nicht mehr loslässt, seit sie drei war. Dafür investiert sie viel Zeit und Energie. „Es gibt für mich keinen schöneren oder interessanteren Sport. Mir wird nachgesagt, dass ich schon immer einen Ballerfuß hatte“, sagt sie und lacht. Als Jugendliche hatte sich die talentierte Mehrkämpferin auch den Leichtathleten angeschlossen. Doch Fußball war für sie einfach besser. Beim FV Löchgau spielte sie in der Zweiten Bundesliga, kehrte dann zum TSV Münchingen zurück, wo sie bereits in der Jugend aktiv gewesen ist. Seit dieser Saison ist sie dort Trainerin der Verbandsliga-Frauen, springt auch selbst ein, wenn es personell eng wird. Dass sie mal diesen Weg gehen würde, war so nicht unbedingt geplant.

 

Obwohl sie schon immer gerne kickte, war Lisa Lang früher überzeugt davon, „dass Mädchen nicht Fußball spielen können.“ Vielleicht war sie auch deshalb froh, dass sie bis zur C-Jugend bei den Jungs der KSG Gerlingen mitmischen durfte. „Ich bin nicht aufgefallen, weil ich wie ein Junge ausgesehen habe, und sie haben mich voll akzeptiert. Ich war immer der gute Kumpel der Jungs.“ Später wechselte sie als C-Jugendliche zu den vier Jahre älteren Mädchen des FC Gehenbühl. „Anfangs habe ich mich dort schwer- getan, weil alle deutlich älter waren. Doch auch hier fand ich schnell Anschluss, weil ich Talent hatte, und wir haben mit der Mannschaft einiges gewonnen.“

In Gehenbühl blieb sie nicht lange, weil sie vom TSV Münchingen umworben wurde. Dort hatte die bereits verstorbene Angelika Wagner, eine gute Freundin und Nachbarin der Familie Lang in Gerlingen, den Frauenfußball aufgebaut. Die junge Sportlerin folgte dem Ruf und spielte zwei Jahre in der B-Jugend.

Nicht länger, da der Zweitligist FV Löchgau – zu dieser Zeit neben dem VfL Sindelfingen eine Hochburg im Frauen-fußball – anklopfte. Lisa Lang sagte zu, spielte dort eineinhalb Jahre für die B-Jugend in der Oberliga, vier Jahre dann bei den Aktiven in der Zweiten Bundesliga. „Ich war damals noch keine 18. Ohne meine Eltern, die mich viermal in der Woche zum Training fuhren, hätte ich das gar nicht hingekriegt.“

In Stuttgart besuchte sie die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, eine Eliteschule des Sports, wo sie alles bestens unter einen Hut bekam und bei ihren zahlreichen Fehlzeiten dementsprechend gefördert wurde. In diesem Umfeld von Topsportlern wurde ihr auch der Unterschied zur Fußballwelt der Männer vor Augen geführt. In ihrer Parallelklasse war beispielsweise Bernd Leno, Torhüter des FC Arsenal und im Aufgebot der Nationalmannschaft, damals noch in Diensten des VfB Stuttgart. „Er konnte sich damals nicht entscheiden, mit welchem Auto er zur Schule fahren sollte, während wir mit der Bahn kamen und von unserem Verein allemal einen Benzingutschein bekamen. Da muss man als Frau schon idealistisch sein, wenn man diesen Sport auf hohem Niveau betreiben will“, sagt Lang.

Nach mehr als fünf Jahren in Löchgau folgte eine Zäsur. „So richtig kam ich bei den Aktiven nicht zum Zug, und auch im Verein passten mir einige Dinge nicht. Ich habe dort mein Selbstvertrauen verloren und konnte meine Leistung nicht mehr abrufen.“ Sie verließ den FV und brauchte erstmals eine Pause vom Fußball.

Wieder kam Angelika Wagner ins Spiel, die sie motivierte, erneut zum TSV Münchingen zu kommen. „Sie meinte, wir könnten dort was Großes aufziehen, wenn ich mit meinem Kontakten mithelfen würde. Das habe ich mir sehr lange überlegt, zumal die Mannschaft vier Klassen unter meinem bisherigen Niveau in der Regionenliga spielte.“ Lisa Lang sagte zu und spielt seit dem Winter 2010 beim TSV. „Das war zu diesem Zeitpunkt das Richtige für mich, denn ich wurde dort gebraucht, was gut für mein Selbstvertrauen war.“ Schnell stieg die Mannschaft zweimal in Folge auf. Auch die Jugend wurde bestens gefördert. „In der Zwischenzeit werden wir auch in der Abteilung voll akzeptiert und das Budget wird der Leistung entsprechend angeglichen.“

Neben ihrem Fußball studierte Lisa Lang Betriebswirtschaft, arbeitet nach ihrem beruflichen Einstieg als Marketingmanagerin nun als Unternehmensberaterin. Parallel absolviert sie aktuell in Kooperation mit dem VfB Stuttgart ein berufsbegleitendes Studium Sportmanagement/Leadership. „Das alles erfordert natürlich viel Selbstdisziplin.“ Ende der vergangenen Saison, nach dem Klassenerhalt ihrer Mannschaft über den Umweg Relegation, fragte Abteilungsleiter Michael Heck bei Lisa Lang an, ob sie nicht den Trainerjob von Michael Maier – der kürzertreten wollte – übernehmen wolle. Die Gerlingerin, die seit diesem Jahr ihren Trainer B-Schein in der Tasche hat, nahm die Herausforderung an.

Eine weitere Tür öffnete sich beim Württembergischen Fußball-Verband, wo sie Co-Trainerin der U 18 sowie im Trainerstab der Regionalfördergruppe West tätig ist. Das ist ein Weg, den Lisa Lang so nicht unbedingt geplant hatte einzuschlagen. „Eigentlich wollte ich als Fußballerin noch einmal durchstarten und Münchingen sollte nur eine Zwischenstation sein. Doch immer, wenn ich wechseln wollte, war ich verletzt“, sagt Lang. Vielleicht musste das so sein. „Das was ich jetzt mache, wollte ich schon immer tun. Und irgendwie fühle ich mich verpflichtet, das weiterzuführen, was Geli Wagner in Münchingen aufgebaut hat“, sagt sie.