Eine Verletzung beendet die eigene Fußballerkarriere von Daniel Sandmann, dann kehrt er als Unparteiischer zurück. Mittlerweile wurde er zum neuen Obmann der Schiedsrichtergruppe Leonberg gewählt.

Leonberg -

 

Manchmal kann auch eine Knöchelverletzung etwas Gutes haben – wie im Falle von Daniel Sandmann. Wegen jener musste der Rutesheimer, damals 17 und A-Jugend-Spieler der Sportvereinigung Weil der Stadt, zwar seine Fußballschuhe an den Nagel hängen. Doch er kehrte schon bald zurück auf den Rasen, diesmal aber mit Pfeife und Karten. Seit 14 Jahren sorgt er als Unparteiischer für Recht und Ordnung auf dem Platz. Bei der letzten Hauptversammlung wurde er zum Obmann der Schiedsrichtergruppe Leonberg gewählt und steht in den nächsten drei Jahren an deren Spitze.

Dass das Ehrenamt so viel Arbeit mit sich bringe, damit habe er nicht gerechnet. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht mit der Schiedsrichterei befassen muss“, sagt Sandmann, schiebt aber gleich hinterher: „Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen.“ Zuvor bekleidete der 31-Jährige das Amt kommissarisch, nachdem Hans Enz dieses Ende 2016 aus privaten Gründen niederlegt hatte. Als Obmann ist der Rutesheimer Ansprechpartner für Verband und Bezirk, er leitet Schulungen und nimmt den Nachwuchs in Augenschein.

Und auch abseits seiner Hauptaufgaben hat er sich viel vorgenommen. „Zum einen möchte ich den Teamspirit stärken“, sagt er und erklärt: „Wenn man nicht gerade als Gespann unterwegs ist, und das ist ab der Landesliga aufwärts der Fall, dann sind Schiedsrichter Einzelgänger.“ Und auch bei der Organisation sieht er noch Verbesserungsbedarf, beispielsweise bei den Spielzuteilungen. „Es kann nicht angehen, dass wir in letzter Minute Bescheid bekommen, ob ein Spiel übernommen wird, und dann passiert es nicht selten, dass kurzfristig abgesagt wird“, sagt er kopfschüttelnd.

Ein großes Thema in dem siebenköpfigen Ausschuss ist nach wie vor die Schiedsrichtererhaltung und -gewinnung. Rund 9000 Spiele hatten die 130 Unparteiischen der Leonberger Gruppe in den letzten drei Jahren geleitet. „Das war nur möglich, weil sie regelmäßig mehr Einsätze übernehmen mussten als vorgesehen“, erklärt er. Deshalb wurden im vergangenen Jahr erstmals zwei Neulingskurse angeboten – das aber durchaus mit Erfolg: „Von den 28 Teilnehmern sind heute noch 22 dabei“, sagt er. Um die Quote auch künftig zu halten, hatte der Verbandsschiedsrichterausschuss kürzlich eine Erweiterung des Ausschusses abgesegnet: David Modro wird sich gezielt um die Jugendförderung kümmern.

Die Leonberger Gruppe sei seit Jahren sehr gut aufgestellt. Das liegt ihm zufolge nicht nur an Florian Steinberg, der in der Saison 2014/15 als Schiedsrichter der 3. Liga auch Assistent in der 2. Bundesliga war – inzwischen ist der Münchinger in den Verbandsschiedsrichterausschuss gewechselt. Es gibt auch Leute wie Lars Erbst, der Spiele in der A- und B-Junioren-Bundesliga leitete und aktuell in der Regionalliga pfeift. Und auch in der Oberliga war die Schiedsrichtergruppe regelmäßig vertreten: In der Saison 2016/17 pfiffen mit Erbst, Roman Reck und Tobias Eisele sogar gleich drei von ihnen in der fünfthöchsten Spielklasse.

Der Personalberater, der gebürtig aus Leonberg stammt, in Weil der Stadt aufgewachsen ist und am besten beim Billard abschalten kann – mit dem Thema VfB ist der einstige Dauerkarteninhaber seit dem Abstieg durch – steht seit 2004 als Schiri auf dem Platz und pfeift für den SV Gebersheim bis zur Kreisliga A – früher war er auch Assistent in der Landesliga. „Es war alles reiner Zufall“, erinnert er sich an seine eigenen Anfänge.

Nach einer Verletzung habe er ein Plakat im Weiler Vereinsheim gesehen und sich für einen Neulingskurs angemeldet. Bereut hat er es nicht. „Einmal war bei einem Einsatz meine Uhr ausgefallen, ansonsten bin ich glimpflich davon gekommen“, erzählt Sandmann, der um die Aggressionen am Spielfeldrand weiß. Ob verbale Attacken in den letzten Jahren zugenommen hätten, könne er aber nicht sagen. „Fakt ist, die Wahrnehmung hat sich verändert, und man achtet mehr darauf, was von Außen kommt“, sagt er.

Erschreckend sei, dass vor allem bei Jugendspielen Trainer und Eltern die Jung-Schiris beschimpften. „Da fehlt das Verständnis, wenn ein 14-Jähriger in seinem zweiten Spiel einen Fehler macht“, moniert er. Das Thema Gewalt gegen Schiris will er nicht zusätzlich aufbauschen. „Es beschäftigt uns, aber es nimmt nicht Überhand im Bezirk“, sagt er. Entscheidend sei, wo man pfeife. „Ich bin oft in Richtung Nordschwarzwald unterwegs“, berichtet er.

Und im Ländlichen werde man ganz anders empfangen wie in der Großstadt. Sandmann: „Da ist der Respekt noch groß.“