Erich Schneider hat vom DFB einen Ehrenamtspreis für seine jahrzehntelange Arbeit bei der Gesang-und Sportvereinigung verliehen bekommen. Auch mit 77 Jahren ist er im Verein noch immer aktiv.

Hemmingen - Seit mehr als sechs Jahrzehnten ist Erich Schneider dem Amateurfußball verbunden. Auch im Alter von 77 Jahren ist der Hemminger an drei bis vier Tagen pro Woche auf dem GSV-Sportgelände anzutreffen. Zusammen mit Boris Ristic betreut er die Bambini-Mannschaft des Vereins, in der auch sein Enkel Julian mitspielt. Darüber hinaus fungiert er derzeit übergangsweise als Hausmeister auf dem Sportgelände.

 

Noch immer machen ihm seine Ehrenämter sehr viel Spaß – vor allem, weil die Bambini mit tollen Ergebnissen aufwarten. „Das ist eine Top-Mannschaft“, freut sich Schneider. Der GSV-Nachwuchs behielt schon in Duellen mit dem FSV 08 Bissingen und der SV Böblingen die Oberhand. Das Sahnehäubchen war ein 1:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim bei einem Turnier in Löchgau. „Der Heidenheimer Trainer hat mir gesagt, das sei die erste Niederlage, die seine Mannschaft hinnehmen musste“, erzählt Erich Schneider.

Dass der 77-Jährige überhaupt zum Fußball kam, hat mit einer gehörigen Portion Zufall zu tun. Eigentlich sollte er nach dem Vorbild seines Vaters Turner werden. Doch beim Spiel mit einer Schulmannschaft fiel einigen Zuschauern sein Talent auf. Sie sammelten sogar für Erich Schneiders erste Fußballschuhe, für die in der Familie eigentlich kein Geld da war. Da die Schneiders damals in Eltingen wohnten, begann seine Karriere beim dortigen TSV.

Im Alter von 13 Jahren begann er, dem Ball nachzujagen, und schon als aktiver Kicker trainierte er drei Jahre lang Juniorenteams beim TSV Eltingen. „Bei württembergischen Jugendmeisterschaften sind wir auch mal auf den VfB Stuttgart getroffen“, erinnert sich Erich Schneider, der 1965 nach Hemmingen umzog und sich dort der Gesang- und Sportvereinigung anschloss. Sehr bald übernahm er mit den B-Junioren eine Jugendmannschaft. Darüber hinaus war er auch als Schiedsrichter tätig. Die erforderliche Ausbildung absolvierte er bereits im Alter von 18 Jahren. „Mein Vater war tief religiös. Ich war von daher immer sozial und habe gerne geholfen“, erklärt der 77-Jährige die Vielzahl seiner Tätigkeiten rund um den Fußball.

Als 1969 seine erste Tochter geboren wurde, hängte er Kickschuhe und Pfeife an den Nagel, übernahm stattdessen das Amt des Jugendleiters. „Die Jugendarbeit im Verein war damals so ziemlich Not und Elend“, weiß er noch gut. Er war sich daher nicht zu schade, einige Kinder aus Heimerdingen zum Training abzuholen und zurückzubringen. Zudem etablierte er zwei Aktionen bei der GSV, die bis heute bei zahlreichen Sportvereinen gang und gäbe sind: die Altpapiersammlung und die Christbaumabholung. „Ich hatte als Jugendleiter immer Geld in der Kasse“, sagt Erich Schneider schmunzelnd.

Mit den Erlösen organisierte der Hemminger zahlreiche nationale und internationale Begegnungen für seine Nachwuchskicker. Zu den Höhepunkten gehörten Ausflüge nach Hamburg und Berlin und sogar nach Wien und Moskau. In den 1970er- und 1980er-Jahren hatte Erich Schneider zahlreiche weitere Ämter inne. Unter anderem war er Fußball-Abteilungsleiter und dritter Vorstand des Gesamtvereins. „Als Nachwuchscoach habe ich alle Altersstufen von den Bambini bis zur A-Jugend trainiert“, erzählt der 77-Jährige. Bereits 1973 bekam die GSV vom württembergischen Fußballverband (WFV) ihren ersten Anerkennungspreis für gute Jugendarbeit, dem bis 2019 vier weitere folgten.

Sein vielleicht größter Coup gelang Erich Schneider Anfang dieses Jahrtausends: Bei einer Fortbildung in der Landessportschule Ruit teilte er das Zimmer mit einem Mann, der ihm erzählte, dass er einen Sohn habe, der überdurchschnittlich begabt sei und beim TSV Weissach nicht ausreichend gefordert. Der Name des Vaters: Jean-Hermann Gnabry. Und so erklärt es sich, dass Deutschlands Stürmerstar Serge Gnabry in seiner Vita als Fünfjähriger eine Saison bei der GSV Hemmingen (2000/2001) stehen hat.

Zu Erich Schneiders Vita gehört auch, dass er 2009 nach einem Streit mit den GSV-Verantwortlichen alle Ämter niederlegte. Das Ehrenamt ließ ihn allerdings nicht los, zwischen 2009 und 2014 war er Jugendtrainer beim TSV Schwieberdingen. 2015 erkannten jedoch beide Seiten, was sie aneinander hatten. Erich Schneider kehrte als Betreuer für die Bambini wieder nach Hemmingen zurück. Zudem sitzt er im Ehrenausschuss des Vereins, dessen Mitglieder Geburtstagsbesuche bei verdienten Mitgliedern machen und in beratender Funktion an allen Gremiensitzungen teilnehmen können.

Angesichts dieses Ausmaßes an sozialem Engagement über mehrere Jahrzehnte überrascht es nicht, dass Erich Schneider bereits mehrfach Auszeichnungen erhalten hat: Die Ehrennadel in Bronze bekam er sowohl vom WFV (1970) als auch vom Landessportbund (2005). Vom DFB wurde er 2004 für 40 Jahre Ehrenamt ausgezeichnet. Die Gemeinde Hemmingen verlieh ihm die Bürgermedaille. Nun kam noch der Ehrenamtspreis des DFB inklusive einer DFB-Uhr dazu. Doch diese Auszeichnung will Erich Schneider gar nicht für sich in Anspruch nehmen: „Diesen Orden hat eigentlich meine Frau verdient“, sagt er bescheiden.