Der ehemalige Rutesheimer wird bei den A-Junioren des VfB Stuttgart vom Co zum Chef – und wieder zurück.

Rutesheim - Ereignisreich, erfolgreich, eindrucksvoll – wenn Daniel Teufel sein Jahr 2019 mit drei Worten umreißen soll, dann fallen ihm diese Adjektive ein. Leicht nachvollziehbar, denn der Fußballtrainer mit der A-Lizenz, der beim SV Gebersheim mit dem Kicken begonnen hat und dann lange Jahre beim Nachbarn in Rutesheim die Schuhe schnürte, blickt auf ein Jahr zurück, das einige Überraschungen für ihn bereit gehalten hat.

 

In der Niederlage, wie beim Finale um die Deutsche Meisterschaft, ist der Coach besonders gefragt. Foto: Andreas Gorr
Ein 0:6 beim FC Augsburg, als der VfB Stuttgart noch in der Bundesliga spielte, war der Stein, der alles ins Rollen brachte. Der Trainer Markus Weinzierl musste am 20. April seinen Hut nehmen. Zum Nachfolger machte der damalige Sportvorstand Thomas Hitzlsperger den Coach der A-Junioren, Nico Willig. Und das hieß auch für Daniel Teufel: Aufrücken in die erste Reihe. Als bisherigem Co-Trainer des U 19-Teams wurde ihm die Verantwortung im Saisonendspurt übertragen. „In meinem Fall war das gar keine so große Veränderung“, sagt der 34-Jährige im Nachhinein abgeklärt, „weil wir sowieso schon sehr intensiv im Team arbeiten und alles besprechen. Der einzige Switch für mich war, dass ich nun alles direkt vermittelt habe.“

Der Pokalsieg weckt das Medieninteresse

Begehrte Trophäe: DFB-Pokal. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch
Und was er da so vermittelt hat, ist angekommen. Mit drei Siegen machte die U 19 die Meisterschaft in der Bundesliga Süd/Südwest vor Mainz 05, dem FC Ingolstadt und dem FC Bayern München klar. Im Halbfinale um den nationalen Titel wurde der VfL Wolfsburg (0:0 und 4:3 nach Elfmeterschießen) in Hin- und Rückspiel aus dem Weg geräumt. Es folgte ein 2:1 im DFB-Pokalfinale in Potsdam gegen RB Leipzig. Der Trainer wurde plötzlich zum gefragten Mann in den Medien. „Man hat mir ein paar kleine Sachen mitgegeben. Aber ich war nicht explizit darauf vorbereitet, Fernseh-Interviews zu geben“, sagt Teufel. „Jeder will plötzlich was von Dir. Die Fernsehteams von Regio TV und VfB TV sind da und auch die von Sport 1. Beim ersten Interview habe ich mich gefragt: Wo guckst Du eigentlich hin und habe immer wieder weg von der Kamera zum Moderator geschaut.“

Auch das Handy des Trainers explodierte förmlich. Er bekam Nachrichten von überall her. Bis heute habe er immer noch ein paar hundert, die unbeantwortet geblieben sind. Teufel: „Es ist eine ganz arg spannende Erfahrung, wie viele dann an Dich denken.“

Verpasste Chance im Endspiel

Fürs Fotoalbum: Ein Schnappschuss mit Thomas Hitzlsperger. Foto: Andreas Gorr
Und genauso spannend ist es, wie viele dann schweigen, wenn es nicht ganz so rund läuft. Wie zum Beispiel beim Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund. Der VfB lag im Stadion der SG Sonnenhof Großaspach schon mit 3:1 vorne – und unterlag am Ende mit 3:5. „Im Erfolgsfall wird man von allen gehypt. Bei einem Misserfolg sieht das dann schon ganz anders aus“, blickt Teufel ohne Groll zurück. Unter dem Strich wertet er auch schon das Erreichen des Endspiels als Erfolg, trauert gleichzeitig aber der Möglichkeit, mit dem Double etwas Historisches zu schaffen, noch ein bisschen nach. Die zweiten 45 Minuten des Finales hat er sich bis heute nicht noch einmal angesehen.

Von Rutesheim über Nürtingen zum VfB Stuttgart

Der Einstieg ins Trainergeschäft: Co-Trainer von Rolf Kramer (rechts) bei der SKV Rutesheim. Foto: Andreas Gorr
Bei all seinen Betrachtungen schwingt aber immer Demut und Dankbarkeit mit, überhaupt so weit gekommen zu sein. „Es war schon immer mein Jugendtraum, beim VfB etwas machen zu können“, sagt der Mann, der sich selbst als fleißig und ehrgeizig beschreibt. Wer selbst nicht höherklassig gespielt hat, für den ist der Weg in den Spitzenfußball immer noch deutlich schwerer. Der diplomierte Sportwissenschaftler schaffte es als Spieler mit der SKV Rutesheim bis in die Verbandsliga. Die Akzeptanz leide wegen der fehlenden Profi-Vita nicht, glaubt der Coach: „Es liegt daran, wie man auftritt und wie man miteinander umgeht.“

Mit dem Einstieg von Rolf Kramer als Coach der ersten Mannschaft vor etwas über acht Jahren wurde er spielender Co-Trainer. Im Juli 2014 übernahm er den Bezirksligisten FV Nürtingen als Chef und schaffte auf Anhieb den Aufstieg in die Landesliga, in der zweimal in Folge der Klassenerhalt gelang. Das blieb dem damaligen sportlichen Leiter der VfB-Jugend, Michael Gentner, nicht verborgen. Er sprach Daniel Teufel an und lotste ihn 2017 als Co-Trainer von Nico Willig zur Stuttgarter U 17.

Professionelle Bedingungen

Der Spieler Daniel Teufel (links) schafft es mit der SKV Rutesheim bis in die Verbandsliga. Foto: Andreas Gorr
Als Team rückten beide ein Jahr später zur U 19 auf. Die Strukturen mit täglichem Training (viermal individuell, dreimal mit der Mannschaft), einem Videoanalysten, Physiotherapeuten, Torwarttrainer und Mannschaftsarzt sind professionell. Daniel Teufel kann sich mittlerweile nicht mehr vorstellen, im Amateurbereich zu arbeiten. Seine 50-Prozent-Stelle als Stadtverbandstrainer in Ludwigsburg, wo er sich um die Jugendarbeit und den Übergang vom Jugend- in den Aktivenbereich kümmert, will der verheiratete Vater einer Tochter vorerst dennoch nicht aufgeben. Es ist sein zweites Standbein. Daniel Teufel hat schließlich am eigenen Leib erfahren, wie schnell es im Fußball gehen kann.

Dass er wieder in die zweite Reihe zurück musste? Kein Problem für Teufel: „Mir macht es Spaß, Spieler zu entwickeln – sportlich und persönlich. Ich sehe mich als Entwickler.“ Das größte Kompliment für ihn und seine Arbeit ist es, wenn ein Youngster den Sprung in den Profikader schafft. Daniel Teufel hat in diesem Jahr für ein paar Wochen in der ersten Reihe gestanden. Sein Fazit: „Ich habe diese Plattform für mich bestmöglich genutzt.“