Tausendsassa Lisa Lang betreut den Verbandsligisten TSV Münchingen und studiert neben ihrem Job.

Korntal-Münchingen - Individualtraining lautet derzeit die Devise aller Amateursportler. Das gilt auch für die Fußball-Frauen des TSV Münchingen, die zum Zeitpunkt des Corona-bedingten Teil-Lockdowns in der Verbandsliga nach fünf Spielen (bei vier Siegen und einem Unentschieden) auf dem dritten Tabellenplatz stehen.

 

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Online sind dann in der Woche gemeinsame Zirkeleinheiten sowie Videoanalysen angesagt. Noch in der Saison 2018/2019 hatte der TSV Münchingen erst in der Relegation den Klassenerhalt geschafft. Umso erstaunlicher sind die Frauen in der aktuellen Runde aus den Startlöchern gekommen. Für Trainerin Lisa Lang, die das Team die zweite Saison trainiert, eine schöne Momentaufnahme. Ihr Wunsch ist, falls die Saison zu Ende gespielt wird, der Klassenerhalt. Denn nur so hätten die B-Jugendlichen, die in der Oberliga – die zweithöchste Klasse in Württemberg – auch einen Anreiz, beim TSV zu bleiben. „Das Problem unserer noch jungen ersten Mannschaft ist mangelnde Konstanz und ein dünner Kader. Umso stolzer bin ich auf mein Team, dass wir so gut dastehen“, sagt die 28-Jährige aus Gerlingen, die eigentlich gar nicht die Trainerlaufbahn einschlagen wollte, sondern als Spielerin große Träume hatte.

In der Jugend spielte sie beim FC Gehenbühl und beim TSV Münchingen, wechselte dann zum FV Löchgau in die 2. Bundesliga. Doch so richtig kam sie dort nicht zum Zug, verlor ihr Selbstvertrauen und machte eine Fußball-Pause. Die dauerte nicht lange, denn ihr ehemaliger Heimatverein TSV Münchingen warb kräftig um sie. Vor zehn Jahren stieg Lisa Lang, die in der Zwischenzeit ein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen hat und als Unternehmensberaterin tätig ist, wieder als Spielerin ein und machte ihren Trainer B-Schein. Da konnte sie natürlich nicht nein sagen, als sie gefragt wurde, ob sie den Trainerjob der Münchinger Frauen übernehmen wolle.

Das Thema könnte nicht spannender sein

Zusätzlich zu ihren Tätigkeitsfeldern – sie ist auch Auswahltrainerin beim württembergischen Fußballverband – absolviert Lisa Lang derzeit ein berufsbegleitendes Studium Sportmanagement/Leadership in Kooperation mit dem VfB Stuttgart. „Da bin ich gerade in den letzten Zügen und befasse mich mit der Master-Arbeit“, sagt Lang.

Das Thema könnte für sie als VfB-Fan nicht spannender sein: Die Konzeptionierung und der Aufbau des Frauen-Fußballs beim VfB Stuttgart. „Vor allem der Präsident Claus Vogt ist stark daran interessiert, beim VfB den Fußball für Frauen voran zu bringen, weil es in der Region kein adäquates Angebot zu den Top-Vereinen Bayern München, Wolfsburg, Freiburg oder Hoffenheim gibt. Diese Lücke könnte der VfB Stuttgart in Zukunft schließen“, sagt Lang.

Es mangelt an jungen Spielerinnen

Was den Frauen-Fußball im Deutschen Fußball-Bund betrifft, ist Lisa Lang der Meinung, dass der Verband die Entwicklung in den vergangenen Jahren verschlafen hat. „Die Bundesliga ist nicht mehr die beste Liga der Welt. Die guten Spielerinnen gehen ins Ausland. England und Frankreich überholen uns, weil dort die Strukturen professioneller sind und die Spielerinnen eine andere Wertschätzung bekommen. Auch wird dort mehr in die Trainerausbildung investiert.“

Und in der Nationalmannschaft, so Lang, habe man versäumt, nach dem großen Umbruch, der durch den Abschied von Bundestrainerin Silvia Neid im Jahr 2015 eingeläutet wurde, junge Spielerinnen heranzuziehen. „Fast alle Leistungsträgerinnen haben zur selben Zeit aufgehört, so etwas geht nicht gut.“