Kompromiss: Martin Loydl führt die Geschäfte zwei Jahre ohne Kompagnon. Dann wird Bilanz gezogen.

Region - Burgfrieden im Streit um die künftige Führungsstruktur des Klinikverbundes Südwest: Der Vertrag des kaufmännischen Geschäftsführers Martin Loydl soll um weitere fünf Jahre verlängert werden. Mindest zwei davon würde er demnach alleiniger Chef bleiben, fachlich unterstützt von den ärztlichen Direktoren der Kliniken. Die Position des medizinischen Geschäftsführers, die seit der Trennung von Jörg Noetzel im Mai vakant ist, bleibt bis 2022 lange unbesetzt.

 

Nach anderthalb Jahren wollen die zwei Gesellschafter, die Landkreise Calw und Böblingen, prüfen, ob sich die neue Führungsstruktur bis dahin bewährt hat. Davon abhängig werde man dann endgültig festlegen, ob man zur vorherigen Tandem-Lösung mit einem kaufmännischen und einem medizinischen Geschäftsführer zurückkehren wird. All das soll der Aufsichtsrat auf einer Sondersitzung am 12. November beschließen.

Offizielle Zustimmung

Soll Martin Loydl, der seit mehr als 16 Jahren im Klinikverbund leitende Positionen innehat, im Jahr 2022 alleiniger Geschäftsführer werden, bedürfte es dazu einer Zustimmung von drei Vierteln der Aufsichtsratsmitglieder und dem Segen beider Gesellschafter. Nach außen begrüßen die beiden Landräte Roland Bernhard (parteilos) aus Böblingen und Helmut Riegger (CDU) aus Calw, das Vorgehen. „Aus der Mitte des Aufsichtsrats wurde ein kreisübergreifender Kompromissvorschlag erarbeitet, bei dem sich beide Partner aufeinander zubewegt haben“, erklärt Bernhard, der Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbundes ist. „Alle kontrovers diskutierten Positionen sind darin vereint. Für den Landkreis Böblingen wird zuvor die Bewährung der Struktur mit einem Geschäftsführer unter Einbindung des ärztlichen Direktoriums eingeräumt.“

Auch Helmut Riegger zeigt sich als stellvertretender Aufsichtsratschef offiziell zufrieden: „Für den Landkreis Calw wird die Option einer Tandem-Geschäftsführung hochwertig abgesichert.“

Geheimverhandlungen

Mit dem Kompromiss scheint ein massiver Konflikt zwischen beiden Landkreisen vorerst abgewendet zu sein. Landrat Bernhard hatte mit Nachdruck für Loydl als Solo-Chef plädiert, Riegger pochte auf die Doppelspitze. Dem Vernehmen nach hatten die Calwer damit gedroht, der Vertragsverlängerung Loydl nicht zuzustimmen, sollte der Kreis Böblingen auf ihm als alleinigem Geschäftsführer bestehen. Bernhard wiederum soll darüber nachdacht haben, sich einen anderen Kreis als Partner für den Klinikverbund zu suchen.

Damit die Lage nicht vollends eskaliert, hatten zuletzt Emissäre beider Kreise geheim verhandelt. Der frühere Leonberger Finanzbürgermeister und jetzige CDU-Fraktionschef Helmut Noë und der Herrenberger OB Thomas Sprißler (Freie Wähler) hatten mit dem Nagolder OB Jürgen Großmann (CDU) und Bernd Walz (Freie Wähler) einen Ausweg gesucht.

Der Deal ist erst dann perfekt, wenn ihm der Aufsichtsrat auch zustimmt. Ob dies reibungslos über die Bühne geht, ist nicht ausgemacht. Längst nicht alle Mitglieder sind mit dem Resultat zufrieden.