Bei Flacht machen sich Tausende kleine Frösche und Kröten auf die Reise, müssen dabei aber über eine viel befahrene Straße. Ehrenamtliche des Nabu helfen bei der Überquerung.

Weissach - Gerade mal so groß wie ein Fingernagel sind sie – und sie hüpfen zu Tausenden über die Straße, wuseln durch Blätter und Geäst. Kleine Erdkröten und Grasfrösche, gerade frisch geschlüpft, machen sich zwischen Flacht und Perouse aktuell auf die Wanderung. „Der Boden lebt“, beschreibt Roland Krebs vom Leonberger Nabu das Phänomen, das auch „Froschregen“ genannt wird.

 

Auf ihrer Reise müssen die kleinen Frösche und Kröten allerdings erst einmal ein großes Hindernis überwinden: Die K 1013 zwischen Perouse und Flacht. Das ist ein gefährliches Unterfangen für die winzigen Amphibien, die von Autofahrern leicht übersehen werden. Ehrenamtliche des Nabu und weitere Freiwillige sind deshalb, mit Eimern bewaffnet, vor Ort und sammeln die Fröschlein auf, bevor sie unter die Reifen geraten. „Wir haben alle Hände voll zu tun“, betont Krebs.

Ein Drittel der kleinen Frösche werden gerettet

Seit Montag sind die Ehrenamtlichen des Nabu mit Sammeln beschäftigt. Am Dienstagmorgen sei er mit sechs Helfern vor Ort gewesen, berichtet Krebs, ab und zu aber auch nur mit drei – denn auch die Sammler müssen mal eine Pause einlegen. Nicht nur für die Tiere, auch für die Ehrenamtlichen ist die Aktion nicht ungefährlich. Schließlich sammeln sie direkt an einer Straße, auf der die Autos 70 Stundenkilometer fahren, und das auch morgens und abends, wenn es noch dunkel ist. Deshalb hat der Bauhof Pylonen zur Sicherung des Verkehrs gestellt.

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Für alle Amphibien geht es trotzdem nicht gut aus: „Ein Drittel können wir retten“, schätzt das Nabu-Mitglied. Das ist zum Glück genug, um das Überleben des Bestands zu sichern. Bis Dienstagmittag konnten, so schätzen die Amphibien-Retter, ein paar Tausend Kröten und Frösche gerettet werden. Sind die Tierchen mit dem Eimer aufgesammelt, trägt Krebs sie rund 150 Meter weiter in das Waldstück auf der anderen Straßenseite. Dabei achtet er darauf, die Kröten und Frösche nicht immer an der gleichen Stelle auszusetzen. Sonst wären die Tiere für ihre Fressfeinde, große Vögel etwa, leichte Beute.

Nabu wünscht sich Ersatzlaichgewässer

Dass der Amphibiennachwuchs über die viel befahrene Straße hüpfen muss, ist laut Krebs ein menschengemachtes Problem. Weil die Amphibien noch so klein sind, klettern sie einfach durch den Amphibienzaun, der zur Krötenwanderung im Frühjahr aufgestellt wird. Grund für die Route über die Straße ist außerdem die Lage des Laichplatzes: Unter der Autobahnbrücke bei Perouse gibt es ein Regenrückhaltebecken, in dem die Kröten und Frösche gerne laichen. Ein Erstatzlaichgewässer im Waldstück auf der anderen Straßenseite könnte das Problem ganz leicht lösen. „Aber dafür müsste man Geld in die Hand nehmen.“ Von der Gemeinde wünscht sich der Nabu mehr Unterstützung.

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Beschäftigt sind die Ehrenamtlichen des Nabu nicht mehr lange. Der Froschregen, erklärt Krebs, dauere nur wenige Tage an – im Gegensatz zur Krötenwanderung im Frühjahr, die sich über mehrere Wochen zieht. Weil alle Baby-Amphibien den gleichen Entwicklungsstand haben, machen sie sich, herausgelockt durch die Gewitter der letzten Tage, nun auch gleichzeitig auf den Weg. Die Rettungsaktion sei deshalb gerade so zeitintensiv und anstrengend, erzählt Krebs. „Aber wir machen den Job auch gerne.“