Die Gemeinde Friolzheim will bei dem Ausbau des schnellen Netzes vorn mit dabei sein.

Friolzheim - In seltener Einstimmigkeit hat sich der Gemeinderatin seiner jüngsten Sitzung für den kostspieligen Ausbau des Glasfasernetzes im Ort ausgesprochen. Eine 90-Prozent-Förderung durch Bund und Land wird vorausgesetzt.

 

In Zeiten von Homeschooling, Videokonferenzen und Homeoffice wurde es besonders deutlich: Ohne eine leistungsfähige Internetverbindung läuft fast nichts mehr. Das merken angesichts von Corona-Beschränkungen nicht nur Gewerbebetriebe, sondern auch Privatleute.

Doch noch gibt es vielerorts „weiße Flecken“, also Gebiete mit einer Versorgung von weniger als 30 Mbit pro Sekunde im Download. Hier wollen Bund und Land rasch Abhilfe schaffen und haben Förderprogramme aufgelegt, die es den Gemeinden ermöglichen sollen, die nötigen Glasfasernetze auszubauen. Bei einer Förderquote von 90 Prozent (50 Bund, 40 Land) müssen die Kommunen nur noch die restlichen zehn Prozent der millionenschweren Ausbaukosten stemmen.

7,8 Millionen Euro werden investiert

Für Friolzheim bedeutet das ein Eigenanteil von voraussichtlich rund 790 000 Euro bei geschätzten Gesamtkosten von etwa 7,8 Millionen Euro. Dafür sollen dort, wo es bisher eine „Unterversorgung“ im Ort gibt, Glasfaserkabel verlegt werden. Von den knapp 1700 Haushalten im Ort gelten laut einer Aufstellung des künftigen Netzbetreibers Vodafone knapp 600 als unterversorgt. Vodafone gewann die europaweite Ausschreibung des Zweckverbands Breitbandversorgung im Enzkreis. Dem Zweckverband, der den Ausbau Glasfasernetzes in den Verbandsgemeinden zum Ziel hat, gehören 25 Kommunen an.

Friolzheim gehört ebenso wie seine Nachbargemeinden Wimsheim, Mönsheim und Wurmberg zu den neun Kommunen im Enzkreis, in denen mit dem Ausbau des Glasfasernetzes begonnen werden soll. Für diese sogenannten Cluster 1-Gemeinden laufen die Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten. Mit den konkreten Ausbauarbeiten soll im kommenden Frühjahr begonnen werden. Allein für die „Cluster 1-Kommunen“ wird mit Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro gerechnet.

Und diese müssen auch vorfinanziert werden. Denn die Förderung von Bund und Land wird zwar vorher zugesagt, kann aber erst nach dem Ausbau geltend gemacht werden. Für die nötige Zwischenfinanzierung konnte der Zweckverband jetzt ein Kreditinstitut gewinnen, wie der Bürgermeister Michael Seiß in der Gemeinderatssitzung sagte.

Fest steht, dass jede Kommune den auf sie entfallenen Kostenanteil zunächst selbst tragen muss. Der Kämmerer Matthias Britsch sagte, es wäre gut, wenn auch der bei der Gemeinde verbleibende Zehn-Prozent-Anteil über den Zweckverband finanziert werden könnte. Derzeit stehen für den Ausbau des Glasfasernetzes für die kommenden vier Jahre insgesamt 160 000 Euro im Finanzplan der Gemeinde.

Zusammenarbeit Mönsheim und Wimsheim

Der Bürgermeister Michael Seiß appellierte dringend an die Gemeinderäte, dem flächendeckenden Vollausbau der innerörtlichen Breitband-Infrastruktur durch den Zweckverband zuzustimmen, unter der Voraussetzung, dass 90 Prozent der Kosten gefördert werden. Er wies daraufhin, dass die Nachbargemeinden Mönsheim und Wimsheim diese Beschlüsse bereits gefasst haben. Der Friolzheimer Förderantrag laufe bereits seit mehreren Monaten. Er habe gehofft, so Michael Seiß, dass er die Zusage schon zur Gemeinderatssitzung mitbringen könne. Wurmberg habe bereits eine Zusage für die Förderung erhalten.