„Liebe für alle, Hass für keinen“: Die Ahmadiyya-Gemeinde und die Stadtverwaltung pflanzen am Radweg bei der Pforzheimer Straße gemeinsam eine Linde.

Rutesheim - Ein schlechtes Wort ist gleichsam wie ein schlechter Baum, der aus der Erde entwurzelt ist und im Erdreich keinen festen Halt hat“. Aslam Jawed trägt erst auf Arabisch, dann auf Deutsch aus der Sure 14 des Korans, die Abrahams, vor. Sie ist bezeichnend für das Ereignis: Mitglieder der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde aus Rutesheim und dem Umland pflanzen gemeinsam mit der örtlichen Rathausspitze einen Baum.

 

Die schlanke Winterlinde, die gemeinsam gepflanzt werden soll, ist als ein Baum des Friedens und der Freundschaft gedacht. Organisiert hat die Veranstaltung Anwar Khan in Zusammenarbeit mit dem neuen Imam der Weil der Städter Moschee, Nooruddin Ashraf. Von Rutesheimer Seite sind die Bürgermeisterin Susanne Dornes, der Beigeordnete Martin Killinger und mehrere Gemeinderäte zu dem kleinen Festakt gekommen.

Im Schatten verweilen

„Es ist ein schöner Anlass, zusammenzukommen, miteinander zu reden und etwas zu unternehmen“, freut sich die Rathauschefin. Aus ihrer Zeit in Weil der Stadt kenne sie die Ahmadiyya-Gemeinde, die dort eine Moschee hat, sagte Susanne Dornes. Es sei immer eine gute Zusammenarbeit gewesen. Angesichts dieses schönen Zeichens, einen Baum des Friedens und der Freundschaft zu pflanzen, sei der Gemeinderat offen und begeistert von der Idee gewesen. Als Standort wurde der Fuß- und Radweg ausgewählt, der unter der Pforzheimer Straße zum Schulzentrum verläuft. „Da kann man später mal Pause machen im Schatten des Baumes“, meinte eine Teilnehmerin an dem Festakt.

„Was gibt es Besseres, als ein Zeichen zu setzen für ein friedliches Miteinander?“, fragt die Bürgermeisterin in die Runde. Unterstützung von der Ahmadiyya-Gemeinde erfahre die Stadt bei ihren Integrationsbemühungen, indem diese sich beispielsweise um Übersetzungen kümmert. Auch das Aufräumen der Straßen an Neujahr nach der Silvester-Party übernehmen Mitglieder der Gemeinde. Das Fazit der Bürgermeisterin: „Das Zusammenleben ist gut, wenn man miteinander spricht.“

Frieden, Freundschaft, Dankbarkeit

„Es ist eine einfache Aktion, um ein Zeichen zu setzen – nicht nur für Frieden und Freundschaft, aber auch des Dankes, dass wir alle Privilegien eines demokratischen Landes mit nutzen dürfen“, sagt Kwaja Rafique Ahmad. Es gehe auch darum, etwas zurückzugeben, ein Zeichen zu setzen und nicht nur zu reden, sagte der Leiter der sozialen Dienste der bundesweiten Ahmadiyya-Gemeinde.

Die Ahmadiyya ist eine islamische Gemeinschaft, die in den 1880er Jahren im damaligen Britisch-Indien gegründet wurde. Die Mitglieder der sich als Reformbewegung des Islams verstehenden Religionsgemeinschaft glauben an Allah, den Koran, die Propheten.

Die Gemeinde selbst sieht sich dem Islam zugehörig. Die meisten anderen Muslime betrachten die Ahmadiyya-Lehre dagegen als Ketzerei und lehnen sie ab. In islamischen Ländern werden die religiösen Gemeinden und deren Aktivitäten bekämpft, was zu Beschränkungen und Verfolgung führt.

In Deutschland gibt es die Gemeinde seit den 1920er Jahren, erstarkt ist sie in den 50er und 60er Jahren. „Wir sind die einzige, die den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat“, ist Kwaja Rafique Ahmad stolz. Die Gemeinde hat in Deutschland eine eigene theologische Hochschule. „Wir sind der Auffassung, dass Imame, die hier geboren sind, besser sind als aus dem Ausland importierte“, sagt Kwaja Rafique Ahmad.

Gegenseitiger Respekt

Bevor der Baum an dem vom städtischen Bauhof vorbereiteten Standort mit vereinten Kräften eingepflanzt wurde, geht der Weil der Städter Imam Nooruddin Ashraf noch einmal auf die vorgetragene Koran-Sure ein. „Der Baum steht für Frieden und Leben“, sagt er. Ein gutes Wort sei wie ein Baum, der gedeihe und wachse. Deshalb sei es wichtig, Liebe in die Herzen der Menschen einzupflanzen. „Damit diese in Liebe und gegenseitigem Respekt leben“, meint der Imam.