Die Weiler Ortsgruppe von Fridays for Future blickt auf die Klimapolitik der neuen Regierung. Die wird auch vom Krieg in der Ukraine überschattet.

Mit dem Krieg in der Ukraine hat das Thema Klima in den vergangenen Wochen eine ganz neue Dimension bekommen – kaum zu leugnen ist die Wechselwirkung zwischen internationaler Energiepolitik, der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, Klimaschutz und bewaffneten Konflikt. Klar also, dass das Thema auch die Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Weil der Stadt beschäftigt: „Wir alle sind sehr betroffen“, sagt Luise Klingler, Pressesprecherin der Gruppe. „Aber wir schauen auf das Thema vielleicht mit einem anderen Blick.“

 

Klima ist auch ein soziales Thema

Intersektionalität, für die Klimaaktivisten schon lange ein großer Teil der Arbeit rund um Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, sei für viele oft nicht greifbar, erklärt Klingler. Dabei sind soziale Themen schon immer Teil der Klimadebatte. Und auch jetzt wird das offensichtlich. Die Preise von Strom, Gas und Benzin schießen in die Höhe. „Einkommensschwache Menschen bekommen das immer zuerst zu spüren“, so Klingler. Der Blick zurück liegt nah: „Hätten wir früher in erneuerbare Energien investiert, wäre unsere Abhängigkeit von Russland jetzt nicht so groß“, ergänzt die junge Aktivistin. „Aber wir brauchen auch Energie und können die Importe jetzt nicht einfach abstellen.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Klima-Aktivisten kämpfen weiter

Trotz des Kriegs in der Ukraine, der gerade vieles überschattet, bleiben die Mitglieder von Fridays for Future aber dran am Thema Klimaschutz – und luden erst jüngst zu einer Radeldemo durch die Keplerstadt unter dem Motto „People not Profit“ ein und forderten schnelles und effektives Handeln, unter anderem mit einer sofortigen Emissionsreduktion, von der Ampel-Regierung. Rund 60 Menschen kamen mit ihren Fahrrädern beim Treffpunkt vor dem Jugendhaus Kloster zusammen, um anschließend mit Zwischenkundgebung am Stadtgarten bis nach Merklingen zu radeln.

Seit der Wahl ist noch nicht viel passiert

Auch um einen Blick auf die ersten hundert Tage der neuen Regierung ging es bei der Demo. „Schwierig“ sei diese Perspektive, so Luise Klingler, weil in dieser Zeit noch nicht viel passiert ist. „Es sind die ersten hundert Tage von vier Jahren“, so die junge Aktivistin. „Das kommt hoffentlich noch.“ Immerhin: Einiges sei angelaufen, die Aktivisten bleiben hoffnungsvoll. „Wir sind in Weil der Stadt seit 2019 auf der Straße“, sagt Klingler. „Da ist die Stimmung immer angespannt, weil man immer wieder hofft und nicht viel passiert.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Finanzen in Weil der Stadt – Die Zitrone ist ausgepresst

Trotz Krieg und Corona bleibt die Forderung der Bewegung das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels, zu dem sich auch Deutschland bei der Pariser Klimakonferenz 2015 verpflichtet hat. „Wir werden weiter Aktionen organisieren und auch lokaler Ebene tun, was wir können“, so Klingler.

Forderungspaket weiterhin auf der Agenda

Auch das Forderungspaket, dass die Aktivisten im vergangenen Jahr an Weil der Stadts Bürgermeister Christian Walter übergeben hatten, steht weiterhin auf der Agenda. Inzwischen habe man die Punkte mit den Fraktionen besprochen, so Klingler, nur die Freien Wähler hätten sich noch nicht zurückgemeldet, bei der AfD habe man nicht angefragt. In Zukunft will Fridays for Future die Punkte des Forderungspaketes in den Gemeinderat tragen.

In naher Zukunft wird es aber wahrscheinlich erst einmal etwas ruhiger um Fridays for Future in Weil der Stadt: Das Abitur steht an. Wenn sich ein akutes Thema ergeben sollte, will die Ortsgruppe aber trotzdem zur Stelle sein.

Aktuell in der Debatte ist Fridays for Future, nachdem die Ortsgruppe aus Hannover eine Musikerin mit Dreadlocks von einer Protestaktion ausgeladen hatte. Thema in Weil der Stadt sei das aber nicht gewesen, erklärt Klingler. Weil man hier nicht genau wisse, was passiert ist, wollen sich die Weiler Aktivisten erst einmal nicht dazu äußern.