Der Erfinder der Renninger Krippe feiert seinen Ehrentag pandemiebedingt in Etappen. Glückwünsche erreichen ihn aus allen Ecken der Welt.

Renningen - Franz Pitzal gibt nicht allzu viel auf Jahreszahlen. „Ich sehe den Geburtstag als Möglichkeit zur Gemeinschaft“, sagt er. „Wir sind sonst immer zum gemeinsamen Mittagessen zusammengekommen.“ Das ging dieses Jahr wegen Corona nicht.

 

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Doch der katholische Geistliche hat viele Ideen. „Ich habe rund 100 unserer 85-Jährigen angeschrieben, dass ich ihnen Essenspakete zukommen lassen möchte.“ Linsen aus Renningen, Spätzle und Saitenwürste sollte es geben. „Ich wollte einfach auf diese Weise unter den Leuten sein. Ob das eine gute Idee war, weiß ich nicht“, sagte er angesichts von wenigen Rückmeldungen noch am Samstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Diese Zweifel wurden aber zerstreut. „Alle haben das Essen mit großer Freude aufgenommen, das hat mich sehr gefreut“, sagte er am Sonntagabend bei der Dank-Feier zu seinem Geburtstag in der Bonifatiuskirche. Dieses Zeichen der Verbundenheit, der Gemeinschaft, sei „wohl das schönste Geschenk, das ich bekommen habe“.

Hilfsprojekte in mehr als 100 Ländern der Erde

Die Gemeinschaft ist es, die Franz Pitzal immer wieder betont. Sein Geburtstagswunsch? „Wir brauchen mehr Gemeinschaft, gerade jetzt, aber nicht nur in Coronazeiten.“ Aktuell müsse man sich überlegen, wie man Menschen aus ihrer Isolation herausholen kann. Und man müsse auch über neue Formen des gemeinschaftlichen Lebens nachdenken, nicht nur im näheren Umfeld, sondern auch weltweit. Denn der Pfarrer, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Priesterjubiläum begehen kann, ist nicht nur in den beiden von ihm betreuten Kirchengemeinden Renningen und Malmsheim aktiv, sondern in mehr als 100 Ländern der Erde mit Hilfsprojekten unterwegs.

Das Geld dafür stammt auch aus den Spenden der vielen tausend Besucher, die alljährlich zur längst überregional bekannten Renninger Krippe in der Martinuskirche in Malmsheim kommen. Vor 40 Jahren hat Franz Pitzal sie ins Leben gerufen. Die Dankbarkeit für diese Unterstützung, mit denen Hilfsprojekte angestoßen und verwirklicht werden können, wird bei den vielen Glückwünschen deutlich, die zu Pitzals Geburtstag eingingen.

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Die Pfarramtssekretärin Manuela Knorreck überraschte den Pfarrer bei der Dank-Feier mit einer Vielzahl von Grüßen aus aller Welt, von Indonesien, Myanmar und Indien über den Libanon, die Ukraine und aus Afrika bis hin nach Kolumbien und Bolivien, um nur einige zu nennen. Einen Gruß aus dem Südsudan kommentierte sie mit den Worten: „Vielleicht erfüllt sich ja noch Ihr Traum, dass Sie einmal dorthin reisen können.“

Die Renninger Krippe hat Franz Pitzal immer mit viel Herzblut und Liebe zum Detail gestaltet. Foto: factum/Archiv

Der vielfach ausgezeichnete Pfarrer zeigte sich „zutiefst gerührt“ von den Grüßen und der Dankbarkeit, die darin zum Ausdruck kommen. Dabei sei er es, der danken müsse. Er sei jetzt 85 Jahre und kerngesund, sagte der immer noch vor Energie und Ideen sprühende Priester, der 1936 im tschechischen Iglau geboren und nach Kriegsende mit seinen Eltern ins schwäbische Leinzell im Ostalbkreis übersiedelte.

Nach einer Lehre als Uhrmacher trat er als Jugendreferent in den Kirchendienst ein, holte später das Abitur nach und studierte Theologie. Seit 1973 ist er Pfarrer in Renningen – „wo es mir auf Anhieb gut gefallen hat“. Der Autor zahlreicher Bücher stellt alljährlich mit Helfern und großem Aufwand die Krippe auf die Beine, er hat den Weltkulturpfad ins Leben gerufen und war Gründungsmitglied der Renninger Hilfsaktion Notnagel.

Die Bedeutung des Pfarrers für seine Gemeinde betonte Pater Gasto Lyimo, der die Seelsorgeeinheit CleBoRa leitet, zu der jetzt auch Renningen und Malmsheim gehören. Er sagte bei der Eucharistiefeier in Malmsheim am Sonntag, dass es zwei wichtige Anlässe zu feiern gebe: Zum einen den ersten Fastensonntag, zum anderen mit Pfarrer Pitzal Gott zu danken für 85 Jahre Lebenszeit. „In Tansania würde man sagen, du hast fast den ganzen Elefanten gegeben“, sagte der Pater lachend mit Blick auf Pitzals reichhaltige Erfahrungen und Engagements.

Pitzal denkt noch nicht an Ruhestand

Ulrich Fischenich, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, gratulierte Franz Pitzal in Versform. „85 Jahre, grau meliertes Haar, ein erfülltes Leben, und es reicht noch für mehr“, so beschrieb er ihn. Wo andere seit 20 Jahren längst im Ruhestand seien, stehe Franz Pitzal noch jeden Sonntag im Gewand am Altar. Warum? Fischenich gab die Antwort: „Er liebt die Menschen, er setzt sich für sie ein.“

Dieses Engagement für andere hat den 85-Jährigen nicht müde gemacht. „Ich habe noch viel Elan, bin noch lange kein alter Mann“, reimte er bei der Feier, zu der rund 50 Gäste, unter ihnen auch seine jüngere Schwester, gekommen waren. „Ich wollte immer einfach und bescheiden sein,“ fuhr er fort und dankte Gott mit den Worten: „Du hast viel aus mir gemacht, gib mir auch weiterhin deine Kraft.“