Im Forst soll weniger Holz geschlagen werden, damit der Wald wieder nachwachsen kann.

Heimsheim - Von einem „einschneidenden Jahr für den Stadtwald von Heimsheim“ hat der Revierleiter Rolf Müller, der die rund 400 Hektar große Fläche betreut, am Montagabend im Heimsheimer Gemeinderat berichtet. „In einer Woche im letzten August haben wir innerhalb von drei, vier Tagen die massivsten Schäden erlitten, die ich so bisher in meiner forstlichen Karriere gesehen habe“, sagte der Förster. Innerhalb kürzester Zeit seien große Flächen mit Buchen braun geworden.

 

Betroffen davon seien in Heimsheim besonders die Gebiete im Schönbühl und Tiefental. Das sei eine erschreckende Folge des inzwischen schon dritten Dürre-Sommers. Besonders gefährdete Bäume an öffentlichen Straßen, Waldwegen und Rändern hätten zur Verkehrssicherung entfernt werden müssen.

Der Wald ist voller Trockenholz

Ursprünglich war für das Jahr 2020 ein Holzeinschlag von 820 Festmetern geplant. Das sei auch knapp erfüllt worden, sagte der Förster, aber man habe hauptsächlich Trockenholz herausgeholt. Das im Forstwirtschaftsplan für 2020 eingeplante Minus von 19 000 Euro beläuft sich wahrscheinlich auf 24 000 Euro. Eine Rolle spiele dabei der schlechte Holzmarkt, vor allem für das Trockenholz, und die erheblichen Mehraufwendungen im Bereich der Verkehrssicherung.

Für dieses Jahr werde mit einem Minus von 13 000 Euro geplant, was aber zum Teil bereits überholt sei, weil schon jetzt wieder mehr Trockenholz eingeschlagen werden musste. Rolf Müller wies aber daraufhin, dass es jetzt die Ausgleichszulage Wald gebe. Bei 100 Euro pro Hektar bedeutet das für Heimsheim rund 38 000 Euro an Einnahmen. Dadurch werde sich die finanzielle Situation deutlich angenehmer gestalten. „Insgesamt ist der Waldzustand sehr bedenklich“, lautet das Fazit des Diplom-Forstingenieurs, der auch die Wälder der Gemeinden Wimsheim, Wurmberg und Friolzheim betreut. Der Bürgermeister Jürgen Troll lobte den Forstmann. „Bei Ihnen ist unser Wald in guten Händen“, sagte er. „Ich bin sicher, dass Sie verantwortungsvoll mit dem Wald umgehen und dass Sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen.“

In Heimsheim gibt es keine Monokulturen

Auf der Tagesordnung stand auch die alle zehn Jahre stattfindende Forsteinrichtung, bei der die Landesforstverwaltung (LFV) gemeinsam mit der Gemeinde einen Rahmenplan für die Waldbewirtschaftung des kommenden Jahrzehnts erstellt. Thomas Lehn von der LFV präsentierte den Gemeinderäten das Werk. Im Heimsheimer Wald gebe es keine Monokulturen, sondern eine gute Mischung verschiedener Baumarten. Dass vor allem die jüngeren Altersklassen überwiegen, sei eine Folge der Stürme „Wiebke“ und „Lothar“. Die in früheren Zeiten dominierende Tanne habe ganz massiv im Bestand verloren, die Fichte sei seit 40 Jahren rückläufig. Stattdessen habe man mehr auf Buche und Eiche gesetzt. In einigen Jahrzehnten soll der Tannenanteil aber wieder wachsen, und die Buche werde breiten Raum einnehmen. Die klimaresistente Eiche soll gefördert werden. Aber auch andere Arten wie Bergahorn, Nuss- und Tulpenbaum sollen im Heimsheimer Wald wachsen können.

Finanziell betrachtet lag die Gemeinde mit ihrem Wald in der Vergangenheit insgesamt im Plus, das durchschnittliche Jahresergebnis lag von 2011 bis 2018 bei 33 000 Euro. Für die nächsten zehn Jahre wird ein deutlicher verringerter Hiebsatz von 10 000 Festmetern vorgeschlagen. Dadurch soll der Holzvorrat wachsen können, um eine „Naturverjüngung zu erreichen“, wie Thomas Lehn sagte. Es sei klar, dass ein reduzierter Holzeinschlag Einfluss auf das Ergebnis habe, sagte der Bürgermeister, aber Nachhaltigkeit habe für Heimsheim Vorrang.

Kaum Chancen für Aufforstung

Die Gemeinderäte Ralf Rüth und Martin Häcker fragten, ob es Sinn mache, auf Muschelkalkböden den Tulpenbaum anzupflanzen und welchen Nutzen er habe. Es handele sich dabei um Wertholz, der Tulpenbaum werde seine ökologische Nische haben wie andere Baumarten auch, antwortete Thomas Lehn. Stadtrat Uwe Braun fragte nach der möglichen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, der Bürgermeister ergänzte, Heimsheim sei eine pestizidfreie Gemeinde, „mit Abspritzen wird es da schwierig“. Rolf Müller versicherte, dass man dort aktiv werde, wo die Gefahr besteht, dass Menschen mit dem Schädling in Berührung kommen könnten. Stadtrat Dennis Waldherr fragte, ob geplant sei, zusätzliche Waldflächen aufzuforsten. „Wir haben eher Mühe, die Waldflächen zu erhalten“, antwortete Thomas Lehn, „hier im Ballungsraum haben wir dazu kaum Chancen.“