Kita-Kinder müssen bis Ende Juni einen Anti-Corona-Nachweis zeigen.

Rutesheim - Noch bis Ende Juni müssen sich Kinder, die eine Kindertageseinrichtung im Landkreis Böblingen besuchen, regelmäßig testen lassen. Angesichts sinkender Inzidenzzahlen (aktuell liegt sie bei 12,7) und der Tatsache, dass immer weniger positive Fälle innerhalb der Testungen auftreten, lockerte der Landkreis diese Vorgabe: Die Eltern können entscheiden, ob sie die Testung in der Einrichtung vornehmen lassen oder zuhause selbst machen.

 

Gegen diese Testpflicht gibt es seit Beginn der Regelung, die Ende April in Kraft trat, Proteste in Form von Plakaten, E-Mails oder einem offenen Brief an den Landrat Roland Bernhard sowie an die Bürgermeister der Kommunen. Darin heißt es untern anderem, dass mit der Testpflicht „unser menschenwürdiger Umgang miteinander verloren gehe“. Den Kindern würde vermittelt, dass sie durch die Testungen „immer eine Gefahr darstellen“. Proteste gab es jetzt am Wochenende erneut – unter anderem auch in Rutesheim und in Weissach.

Zeichen gegen die Testpflicht in Kitas

Am Sonntagmorgen legten Eltern in Rutesheim Plakate, Kuscheltiere und Luftballons vor die Eingangstür des Rathauses, und zeigten damit ihren Unmut gegen die Weiterführung der Testpflicht in Kitas und Kindergärten trotz niedriger Inzidenz. Diese wurden allerdings um die Mittagszeit wieder entfernt. „Das Vorgehen in Rutesheim ist sehr verstörend. Wie kann ein stiller Protest derart niedergeschmettert werden?“, fragt sich eine Mutter, die nicht namentlich genannt werden möchte, „hier wurde das Recht auf Meinungsäußerung mit Füßen getreten.“

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Bürgermeisterin Susanne Widmaier bestätigt, dass sie den Hausmeister beauftrag hatte, Kuscheltiere und Plakate schnellstmöglich zu entfernen. „Jeder darf seine Meinung sagen, und ich finde es gut, wenn die Menschen miteinander ins Gespräch kommen – oder wenn sie mich persönlich ansprechen. Doch solche Aktionen wie auch Graffiti räumen wir weg.“

Eigener Weg von Magstadt und Hozgerlingen

Die Testpflicht in Kinderbetreuungseinrichtungen befürwortet Widmaier nach wie vor. Denn diese wurde in der sogenannten Arbeitsgemeinschaft Corona, in der alle Kommunen im Kreis Böblingen vertreten sind, beschlossen. Allein die Gemeinden Magstadt und Holzgerlingen gingen nun eigene Wege. Dort müssen sich die Kinder dieser Altersgruppen nicht mehr testen lassen.

„Als kommunale Familie wollen wir versuchen, gemeinsam zu agieren, sich da dann zu verabschieden, finde ich nicht angemessen, und ich bin froh, wenn die Testpflicht am 1. Juli ohnehin endet.“ Die eingesammelten Kuscheltieren will sie für einen guten Zweck spenden.